„Vorarlberg ist verklemmt" – Zwei Vorarlbergerinnen brechen Tabu mit Nacktfotos
Die eine ist 23 Jahre alt und Yogalehrerin, die andere ist 40 Jahre alt, Büroangestellte und Mutter von zwei Kindern. So wie ihre Lebensphasen unterscheiden sich auch ihre Gründe für die Aktshootings und der Umgang damit.
Zwei Generationen, zwei Wege, eine Gemeinsamkeit
Während die eine ihre Bilder öffentlich im Internet teilt, um in Sachen Nacktheit zu enttabuisieren und Schönheitsidealen entgegenzuwirken, plant die andere das Privathalten der Fotos mit ihrem Partner. Eines haben sie gemeinsam: Beide lassen sich nackt ablichten.
Zwei Vorarlbergerinnen sprechen mit VOL.AT über Aktshootings:
Nacktfotos als Rebellionsakt
Für Frauenbegleiterin und Hobbymusikerin Lisa Ender ist die Aktfotografie mehr als nur Kunst. Sie macht es vor allem für sich selbst und als Inspirationsquelle: "Schönheit ist so vielfältig. Wir haben das alle verlernt – ich auch mit eingenommen."

"Es verändert viel in mir"
Die Emserin bezeichnet Nacktfotografie als einen Akt der Befreiung – von Schönheitsidealen, von Scham, von der ständigen Sexualisierung des weiblichen Körpers. Beim Aktshooting schaffte sie, sich fallenzulassen und loszulassen: "Ich habe einfach gemerkt, dass es super viel verändert in mir."

Makellose Haut, keine Behaarung und schmale Hüfte?
Zu oft drehe es sich um Körperformen und Behaarung, übt die 23-Jährige Kritik an der Relevanz der Schönheitsideale in unserer Gesellschaft. Auch möchte sie damit der Sexualisierung des nackten Körpers entgegenwirken.

Weg von den Schönheitsidealen
Ein Shooting, bei dem sie sich die Haare abrasierte, markierte für die Yogalehrerin den Beginn echter Selbstliebe. Ihre Bilder sind damit nicht nur ihr persönlicher Weg, zu lernen, dass Nacktheit okay ist. Sie sind auch ein bewusstes Statement: "Schönheit ist vielfältig." Ästhetik darf für sie unperfekt sein.

Die Emserin bringt ihre Mission hinter den Nacktfotos folgendermaßen auf den Punkt: "Loslassen von der Sexualisierung und erkennen, dass einfach ein Körper schön ist, so wie er ist – weiblich wie männlich."

Nackt im Internet und fein damit
Doch genau diese etwas andere Denkweise sorgt im Ländle teilweise für Widerstand. Vor allem ihre eigene Familie reagierte anfangs noch vorwiegend skeptisch – aus Angst um ihr "kleines Mädchen". Für die 23-Jährige war dies jedoch kein Grund, klein beizugeben. Im Gegenteil: Sie stand schon mehrmals nackt vor der Kamera.

Das Ergebnis ist teilweise auf der Homepage des Lustenauer Fotografen Andreas Ender zu sehen. Mit dieser Öffentlichkeit ist sie fein, erzählt Lisa Ender im VOL.AT-Interview. Diese war ihr schon vor dem Shooting bewusst.

Die Erotik in der Beziehung wieder auflodern lassen
Die Harderin Janine Balazic dagegen sucht nicht die große Bühne mit den geplanten Nacktfotos. Ihr Aktshooting soll privat sein und bleiben. Doch nicht Scham ist der Grund: "Was die anderen darüber denken oder sagen, ist mir eigentlich egal."
Das Shooting ist nur als gemeinsames Erlebnis und als eine "coole Erinnerung" für sie und ihren Partner geplant. "Wir haben uns gedacht, durch fast zehn Jahre Beziehung bleibt Erotik einfach im Alltag ein bisschen liegen", erklärt sie. Es ist nun Zeit für ein neues erotisches Abenteuer zu zweit.

Nacktheit als etwas Natürliches
Öffentlich wird das Harder Paar die Bilder jedoch nicht zeigen. Die Fotos werden höchstens im Schlafzimmer aufgehängt werden. Dort bekommt es nur die Familie selbst zu Gesicht.
Nacktheit ist für die zweifache Mutter kein Tabu. Ihre Kinder wachsen in einem Umfeld auf, in dem der nackte Körper nichts Anstößiges, sondern etwas Natürliches ist, wie sie erzählt.

Schlechte Erfahrung schreckt nicht ab
Doch erst muss das Paar den geeigneten Fotografen finden. Denn alles steht und fällt mit der zwischenmenschlichen Harmonie. Zu tief sitzt auch die Erinnerung an eine negative Erfahrung: Mit 18 Jahren fühlte sie sich bei einem Shooting von einem älteren Fotografen bedrängt.
Seitdem ist für sie klar: Vertrauen und Sympathie sind die Grundvoraussetzungen für ein weiteres Aktshooting. "Da zeigt man sich ja dann doch verletzlich und intim", sagt sie.

Das "verklemmte" Vorarlberg
Beide Frauen sind sich einig: Vorarlberg ist in Zusammenhang mit Nacktheit noch prüde. Lisa Ender sagt es diplomatisch: "In vielen Bereichen sehr konservativ." Janine Balazic ist da deutlich direkter: "Sehr verklemmt."
"Wie wir auf die Welt gekommen sind"
Mit ihren unterschiedlichen Wegen sprengen beide die gleichen Grenzen – mal laut und mal leise. Lisa Ender ist fein mit der Öffentlichkeit und will eine Debatte in der Gesellschaft anstoßen. Janine Balazic möchte für mehr Erotik in ihrer Beziehung sorgen. Für beide ist Nacktheit dasselbe: "Für mich ist es ganz natürlich. So kommst du auf die Welt, so wirst du irgendwann wieder gehen."
(VOL.AT)
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