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Vorarlberg - Getränke-Spezialist Walter Pfanner im Sonntags-Talk: „Das Tüfteln wird bei mir nie aufhören“

Qualitätskontrolle bleibt in Walter Pfanners Keller Chefsache.
Qualitätskontrolle bleibt in Walter Pfanners Keller Chefsache. ©WANN & WO/MiK
Der Getränke-Spezialist Walter Pfanner spricht im Sonntags-Talk der WANN & WO über Tradition, Wettbewerb und Genuss.

WANN & WO: Nochmals Gratulation zum 60. Geburtstag, den Sie kürzlich gefeiert haben. Worin unterscheidet sich der heutige Walter Pfanner von dem vor 30 Jahren?

Walter Pfanner: Inzwischen kann ich auf viel mehr Erfahrung zurückblicken, vor allem im Spirituosenbereich. Die Produktion eines eigenen Whiskys wäre vor 30 Jahren undenkbar gewesen. Das Leben an sich ist viel schneller geworden, wir müssen ebenfalls schneller auf den Markt reagieren. Persönlich bin ich immer noch sehr viel unterwegs. Und in rund zwei Wochen werde ich Großvater, worauf ich mich sehr freue.

WANN & WO: Tradition in fünfter Generation: Wie sind Sie in die Fußstapfen Ihres Vaters getreten?

Walter Pfanner: Wir wurden von Anfang an direkt in den Betrieb eingebunden. Meine erste Aufgabe bestand in der Einrichtung des Labors. Mein Vater hat alle Sparten vom Großvater übernommen und die Aufgaben auf seine Söhne verteilt. Er hat schon früh erkannt, dass meine Stärken im Wein- und Spirituosenbereich liegen und hat mich hier immer gefordert und gefördert. 1990 habe ich mich dann zu 100 Prozent auf diesen Bereich konzentriert. Wir waren in Österreich der erste Betrieb, der bei der Vinifizierung den biologischen Säureabbau angewandt hat. Unser Vater hat immer auf die Stärken des Nachwuchses gesetzt und war bis ins hohe Alter aktiv im Betrieb tätig. Wenn man bei uns am Tisch saß, ging es bei Gesprächen mit dem Vater und den vier Buben meistens ums Geschäft, nicht immer zur Freude unserer Mutter.

WANN & WO: Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Walter Pfanner: Man muss immer ein offenes Ohr für Kundenbedürfnisse haben und Trends frühzeitig erkennen. Bis zum Weinskandal war süßer Wein in Mode. Inzwischen geht der Trend wieder in eine bekömmlichere Richtung. 2005 haben wir die erste Whisky-Destillerie in Vorarlberg eröffnet, inzwischen haben wir auch Rum und Gin im Angebot. Beim Gin verwende ich zu großen Teilen ein Rezept, das von meinem Vater aus dem Jahr 1939 stammt – damals nannte man das Getränk im deutschsprachigen Raum aber Wacholder.

WANN & WO: Geht der Trend wieder mehr in Richtung genussvolles Trinken?

Walter Pfanner: Ich glaube, die Leute sind inzwischen bereit, mehr auszugeben und dafür bewusster zu genießen. Besonders Rum hat sich als edles Getränk etabliert, darauf haben wir bereits vor Jahren gesetzt und können nun auf die Nachfrage reagieren.

WANN & WO: Gibt es ein Produkt auf das Sie besonders stolz sind?

Walter Pfanner: Ich suche immer die Herausforderung. Wir haben rund 120 Fässer im Keller. Wenn man merkt, dass in einem der Fässer etwas Besonderes reift, schaut man schon gerne ein paar Jahre länger zu. Aktuell haben wir einen Austrian Oak Whisky im Repertoire, der sich erst nach Jahren im österreichischen Fass heraus kristallisiert hat. Man wird immer wieder überrascht. Das ist aber auch das Schöne an meinem Beruf, wenn man seine Leidenschaft leben kann. Man braucht aber auch viel Geduld und lernt nie aus. Das Tüfteln wird bei mir nie aufhören. Eine große Herausforderung war auch ein Whisky mit Rauch-Aroma. Zuerst hat alles nach Rauch geschmeckt, bis auf das hochprozentige Getränk. Ich bin dann drauf gekommen, dass wir zu sauber brennen. Der Rauch-Geschmack kommt erst später. So wie es ausschaut, werden wir ihn heuer oder nächstes Jahr auf den Markt bringen können.

WANN & WO: Mit welchen Rückschlägen hatten Sie zu kämpfen?

Walter Pfanner: Was mich immer noch wurmt, ist die verpasste Chance, in jungen Jahren für das US-amerikanische Weingut Mondavi in Oakville zu arbeiten. Aufgrund einer Typhus-Erkrankung blieb mir dies verwehrt. Ein beruflicher Rückschlag war die Schließung eines Lagers in Tirol, das wir einfach aus Kostengründen zusperren mussten. Natürlich gibt es auch Produkte, die nicht so funktionieren, wie gewünscht. Oder Wein-Jahrgänge, wie z.B. 2014, die kaum lagerfähig sind und ungenießbar werden.

WANN & WO: Stichwort Obst: Wie sehen Sie die aktuell brenzlige Situation der Obstbauern in Hinblick auf den Kälteeinbruch im April?

Walter Pfanner: Ich sehe es bei meinem eigenen Obstgarten, hier müssen wir mit 80 Prozent Ausfällen rechnen. Die Situation ist prekär, manche Bauern sind sicher in ihrer Existenz bedroht. Aber die genauen Auswirkungen werden wir erst in einem Monat kennen. Ich versuche immer, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

WANN & WO: Wie wichtig ist Ihnen Regionalität?

Walter Pfanner: Bei den Obstbränden beziehen wir die Früchte größtenteils direkt aus der Region, wenn sie bei uns heimisch sind. Äpfel aus der Bodenseeregion, oft in Bio-Qualität, pressen wir in Lauterach.

WANN & WO: Wie eng ist der Austausch mit ihrem Bruder Peter, der den Fruchtsaftbereich unter sich hat?

Walter Pfanner: Wir sehen uns natürlich oft im Bürogebäude. Auf Familienfesten kommen dann alle Geschwister zusammen. Außerdem trifft man sich auch in der Cashpoint Arena beim SCR Altach.

WANN & WO: Wie viel Genussmensch steckt privat in Ihnen? Mit was kann man Sie verführen?

Walter Pfanner: Mit gutem Essen immer. Ich trinke auch gern mal ein gutes Glas Bier. Mit Wein und Schnaps komme ich im Beruf permanent in Berührung. Wenn ich in den Urlaub fahre, trinke ich keinen Schluck Alkohol. Ich versuche auch, die heimischen regionalen Spezialitäten zu verkosten. Da kommt dann schon auch schottischer Haggis auf den Teller. Wobei ich in Peru das Meerschweinchen dann aber doch ausgelassen habe (schmunzelt).

WANN & WO: Was ist ihre beste und was ihre schlechteste Eigenschaft?

Walter Pfanner: Meine schlechteste Eigenschaft besteht darin, dass ich zu oft „Ja“ sage. Somit bekommt man dann auch den ein oder anderen Nebenjob aufgehalst (schmunzelt). Eine gute Eigenschaft von mir ist mein Orientierungssinn. Egal wo ich bin, ich kenne mich recht schnell aus in meiner Umgebung. Eine weitere positive Eigenschaft von mir ist sicherlich auch mein Organisationstalent.

WANN & WO: Wie sahen die „Wilden Jugendjahre“ von Walter Pfanner aus?

Walter Pfanner: Als Kinder im Familienbetrieb kamen wir schon früh mit der Arbeitswelt in Kontakt, im Gasthaus gab es immer viel zu tun. Meine schönsten Jugendjahre verbrachte ich in der Schweiz in der HTL für Obst- und Weinverarbeitung. Wir waren eine zusammengeschweißte Clique, gingen gemeinsam auf Reisen und schmetterten gemeinsam Studentenlieder. Ich war mit 19 Jahren der Jüngste. Alle sieben bis acht Jahre kommen wir zu Klassentreffen zusammen.

WANN & WO: Welche Rolle spielen Frauen in Ihrem Leben?

Walter Pfanner: Meine Großmutter war immer eine Art Familienoberhaupt, meine Mutter hat mir ebenfalls sehr viel mitgegeben. Inzwischen bin ich 35 Jahre mit meiner Frau verheiratet. Sie hält mir immer den Rücken frei und ist ein Ruhepol in meinem Leben. Mein Beruf verlangt viel Reisetätigkeit. Sie bleibt am liebsten zuhause. Vielleicht passen wir deswegen so gut zusammen (schmunzelt).

WANN & WO: Sie sind auch politisch aktiv. Wie wichtig ist Ihnen aktives Engagement auf Gemeindebene?

Walter Pfanner: Ich war nie der Typ, der irgendwo einfach so dabei ist. Wenn ich etwas mache, dann möchte ich auch vorne auf der Liste stehen. Auf Gemeindeebene kann man auch noch etwas bewirken. Inzwischen bin ich seit 22 Jahren Gemeinderat in den Bereichen Raumplanung, Sport und seit Kurzem Infrastruktur. Ich bin kein Freund von zu vielen Vorschriften. Für mich muss ein Politiker auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen. Und dafür muss man ein Ohr für sie haben.

WANN & WO: Alkohol – ein streitbares Thema?

Walter Pfanner: Alkohol ist ein Genussmittel und kein Trinkmittel. Kritisch stehe ich den Alkopops gegenüber. Bei diesen Mischgetränken schmecken Jugendliche den Alkohol nicht heraus, und irgendwann fallen sie um. Hier sehe ich schon Handlungsbedarf, aber mehr im Sinne der Bewusstseinsbildung, und weniger mittels Einschränkungen.

WANN & WO: Und wenn man trotzdem mal zu tief ins Glas schaut?

Walter Pfanner: Wichtig ist immer der Konsum von mindestens gleich viel Wasser wie Alkohol. Und wenn gar nichts mehr hilft, gibt es im Notfall nur Tabletten.

(WANN & WO)

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