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Vorarlberg: Ein Fels unter Beobachtung

Seit 16 Jahren steht der gelbe Felspfleiler beim Breitenberg unter Beobachtung.
Seit 16 Jahren steht der gelbe Felspfleiler beim Breitenberg unter Beobachtung. ©Stadt Dornbirn
Der gelbe Felspfeiler beim Breitenberg in Dornbirn steht nun schon seit 16 Jahren unter Dauerbeobachtung.

Neben einem Auffangbecken, das im Falle eines Felssturzes die Gesteinsmassen großteils auffangen soll, wurden zahlreiche Messeinrichtungen angebracht, um die Bewegungen des Felsens zu kontrollieren. Das Fazit nach 16 Jahren des Beobachtens und Messens ist eindeutig: der Felspfeiler steht derzeit fest und sicher und es besteht keine akute Absturzgefahr. Dies zeigt auch der jährliche Bericht des mit der Datenauswertung und Beurteilung beauftragten geologischen Ingenieurbüros GEOGNOS Bertle, ZT GmbH.

Kein akutes Gefahrenpotential

Vergangene Woche informierte sich im Rahmen einer Schulung die Einsatzleitung aus dem Krisen- und Katastrophenstab vor Ort über die Schutzeinrichtungen am Wandfuß des Breitenbergs sowie die Messeinrichtungen im Bereich des Felspfeilers. „Die laufenden Messungen vermitteln nicht nur Sicherheit, sie erlauben es auch, die Situation des Felspfeilers besser einzuschätzen. Dass es derzeit offensichtlich kein akutes Gefahrenpotential gibt, ist beruhigend,“ berichtet Bürgermeisterin Dipl.-Vw. Andrea Kaufmann.

Viel wurde in den vergangenen Jahren über einen möglichen Felssturz im Bereichen Wallenmahd in Dornbirn diskutiert und geschrieben. Anlass ist ein Felspfeiler in der Wand des Breitenberges, der sich von der dahinterliegenden Felswand gelöst hatte. Sich teilweise widersprechende Geologen zeichneten verschiedene Szenarien auf. Es wurde sogar über eine Sprengung des Felspfeilers nachgedacht. Detaillierte Untersuchungen haben schließlich ergeben, dass die Felswand stabil steht ist und ein Absturz nicht akut zu erwarten ist. Die regelmäßige Beobachtung im Bereich der Gelben Wand am Breitenberg ist wichtig und gibt den Geologen sowie der Bevölkerung Sicherheit. Sollten sich Veränderungen ergeben, werden diese sofort registriert.

Großes Auffangbecken errichtet

Um völlig sicher zu gehen, wurde am Bergfuß von der Wildbach- und Lawinenverbauung ein großes Auffangbecken errichtet, das sowohl die Gesteinsmassen als auch die frei werdende Energie Großteils auffangen soll. Der Felspfeiler wurde zudem unter Dauerbeobachtung gestellt. Ein ausgeklügeltes Messsystem wurde zur Kontrolle der Bewegungen sowie als mögliches Frühwarnsystem eingerichtet und liefert nun schon seit 16 Jahren Daten. Die mehrjährigen Messdaten und die Geländebeobachtungen erlauben den Schluss, dass ein Absturz größerer Felsmassen im Bereich des Gelben Felsens nicht ohne eine mindestens einige Wochen, wahrscheinlich aber mehrere Monate betragende Vorwarnphase mit Registrierung von Messstrecken und Vorspannungsänderungen an der Messeinrichtung erfolgen wird. Durch diese Vorwarnzeit besteht die Möglichkeit einer Trendanalyse und zweckentsprechender verstärkter Kontroll- bzw. Räum- und Schutzmaßnahmen.

Zur Geologie

Die Nordwand und der Fuß des Breitenberges wurden vom Rheintalgletscher erodiert und versteilt. Es ist anzunehmen, dass seit dem Abschmelzen des Gletschers schon mehrere unterschiedlich große Felsstürze stattgefunden haben. Das meiste Sturzmaterial häufte sich am Hangfuß und teils auf dem Boden des damaligen Bodensees an. Das Gesamtvolumen früherer Felsstürze dürfte bei ca. 1.000.000 m³ liegen.

Grobes Blockwerk von den historischen Großfelsstürzen, die sich in den Jahren 1654 und 1760 ereignet haben, ist am Hangfuß in die Sedimente des verlandeten Rheintales eingeschlagen und größtenteils versunken. Anhand von geophysikalischen Untersuchungen, Ramm­sondierungen, Kernbohrungen und Tiefbaumaßnahmen konnte aber auch festgestellt werden, dass Blöcke bis in eine Entfernung von über 600 m vom Hangfuß weggeschleudert wurden. In der Rheintalebene sind heute noch Druckwellen historischer Felsstürze zu beobachten, die auf Grundbrucherscheinungen zurückzuführen sind.

 

 

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