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Vorarlberg: Das waren die größten Firmen-Pleiten 2019

Impletio und Alge waren für die großen Firmenpleiten verantwortlich
Impletio und Alge waren für die großen Firmenpleiten verantwortlich ©VN
Vorarlberg verzeichete im Jahr 2019 einen starken Anstieg bei Firmeninsolvenzen. Drei Insolvenzen stechen dabei besonders hervor.
Starker Anstieg bei Firmenpleiten

In Vorarlberg (+28 Prozent) kam es im Jahr 2019 zu einer starken Steigerung bei den Firmeninsolvenzen.

Insgesamt wurden in Vorarlberg 141 Firmeninsolvenzen beantragt. Davon mussten 78 Unternehmen Konkurs anmelden. 58 Insolvenzanträge wurden abgewiesen.

Die größte Firmenpleite in Vorarlberg war jene der Impletio GmbH. Das Passiva betrug 28 Millionen Euro.

80 Millionen Euro Passiva

Die Gesamtsumme der Passiva aller Firmeninsolvenzen in Vorarlberg schlägt mit 80 Millionen Euro zu Buche. Dies ist im Vergleich zum Jahr 2018 beinahe eine Verdoppelung.

Was die Anzahl der betroffenen Dienstnehmer betrifft, fiel in Vorarlberg die Pleite der Alge Elastic GmbH besonders stark ins Gewicht.

Die fünf größten Firmenpleiten 2019

1. Impletio Wirkstoffabfüllung GmbH

Die mit großen Hoffnungen verbundene Ansiedlung eines Biopharmaherstellers in Rankweil ist 2019 in eine Großinsolvenz gemündet. Über die Impletio Wirkstoffabfüllung GmbH (vormals Rentschler Fill Solutions GmbH) mit zuletzt 40 Mitarbeitern wurde im Dezember ein Konkursverfahren eröffnet. Aktiva von knapp 2,5 Mio. Euro stehen Passiva von 28,1 Mio. Euro gegenüber.

VN/Schweigkofler

Rentschler nahm den operativen Betrieb Ende 2018 auf. Im Herbst 2016 war in einem Betriebsgebiet an der Rheintalautobahn der Grundstein für den Neubau des Unternehmens gelegt worden. Die Investitionshöhe belief sich auf 30 Mio. Euro. Die Eigentümer besitzen auch ein Biopharma-Unternehmen in Deutschland. Geplant und betrieben wurde in Rankweil die aseptische Abfüllung pharmazeutischer Produkte.

Der AKV, der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) und die Creditreform gaben die Zahl der betroffenen Dienstnehmer mit 40 an.

2. Alge Elastic

Die 120 Mitarbeiter des insolventen Lustenauer Traditionsunternehmens Alge Elastic GmbH hatten am 28. Februar 2019 ihren letzten Arbeitstag. Mit Ende Februar stellte die Firma ihren Betrieb endgültig ein, zuvor wurden noch offene Aufträge abgearbeitet.

(c) Paulitsch

Alge Elastic wurde 1923 als Stickerei gegründet, ab den 1930er-Jahren produzierte das stetig wachsende Unternehmen elastische Bänder, die als Kurzwaren oder in der Wäscheproduktion Verwendung fanden. Seit 2009 wurden zunehmend technische Textilien, etwa Bänder für den medizinischen Bereich und smarte Textilien, entwickelt. Seit 2015 wurde das Unternehmen von Nicola Alge und Marc Grahammer in der vierten Generation geführt.

Laut dem Zeitungsbericht schrieb das Unternehmen seit dem Geschäftsjahr 2008/09 rote Zahlen, seit 2011/12 in Millionenhöhe. Besonders spürbar war der Umsatzrückgang durch einen Hauptkunden in der Textilbranche. Die Ausfälle wurden von der Unternehmerfamilie getragen. Am 17. Jänner 2019 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Die Passiva beliefen sich bei Konkurseröffnung auf 14,4 Mio. Euro, die Aktiva auf 7,8 Mio. Euro.

3. HAFI Engineering

Der Maschinenbauer HAFI Engineering & Consulting mit Sitz in Feldkirch schlitterte im Juni 2019 erneut in ein Konkursverfahren.

Die Schuldnerin war bereits einmal im Jahr 2017 in die Insolvenz geschlittert. Das damalige Verfahren endete mit einem Sanierungsplan. Die Gläubiger sollten nach der damals getroffenen Vereinbarung eine Quote in Höhe von 30 Prozent erhalten. Dieser Sanierungsplan ist gescheitert.

HAFI Engineering & Consulting Gesellschaft lieferte Produkte im Bereich Druckluft-, Vakuum-, Förderung-, Kälte-, Prozessgase- und Umwelttechnik. Das Unternehmen war im Bereich Prozessengineering sowie Entwicklung und Produktion tätig. Die Produktion erfolgt laut KSV größtenteils durch ein der Gruppe zugehöriges Unternehmen in Ungarn.

4. Compact Global

Das Vorarlberger Energietechnologieunternehmen Compact Global GmbH ist im Februar in die Insolvenz geschlittert. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Unternehmens mit Sitz in Lustenau wurde auf Eigenantrag eröffnet. Zehn Mitarbeiter waren betroffen.

Compact Global war Technologieführer bei Abgassystemen. Solche Systeme des Ende 2014 gegründeten Unternehmens seien in Gasturbinenanlagen zur Stromerzeugung in Bolivien, Ghana und im Iran eingesetzt worden.

Gasturbinenanlage mit Abgassystem von Compact Global auf den Philippinen. (c) FA

Bis Mitte 2018 sei die wirtschaftliche Entwicklung stabil verlaufen. Dann sei ein geplantes Großprojekt in Italien aus verschiedenen Gründen gescheitert, informierte der KSV. Der daraus entstandene finanzielle Engpass habe nur kurz überbrückt werden können, Gespräche mit Banken und potenziellen Investoren seien negativ verlaufen.

Den operativen Betrieb hatte Compact Global mit Ende Jänner bzw. Anfang Februar bereits eingestellt.

5. evenTZ

Am Landesgericht Feldkirch wurde im April über die evenTZ Hospitality GmbH in Bregenz ein Konkursverfahren eröffnet.

Das Hospitality- und Event-Catering-Unternehmen beschäftigte zum Zeitpunkt der Konkurseröffnung rund 40 fixe Mitarbeiter, während der Festspielzeit waren es nach Firmenangaben bis zu 130 Beschäftigte. evenTZ war für die kulinarische Betreuung im Restaurant buehnedrei, bei Veranstaltungen im Festspielhaus Bregenz und bei den Bregenzer Festspielen sowie bei VIP-Caterings zuständig. evenTZ hatte die Bewirtung des Festspielhauses 2010 als Nachfolger von Joschi Walch übernommen.

Neuer Besitzer für die Gastronomie rund um die Bregenzer Festspiele ©VN

In einem zweijährigen Sanierungsverfahren soll es eine Quote von 35 Prozent für die Gläubiger geben. Die Betreuung der Festspiele samt dem Restaurant „buehnedrei“ und anderem übernimmt im Juli die Wiener Cateringfirma Eurest Restaurationsbetriebsgesellschaft mbH.

(red/APA)

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