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Von Lustenau bis in den Iran und wieder zurück

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Von Lustenau nach Griechenland, in den Iran, nach Saudi-Arabien und zurück: Torhüter Christopher Knett über das Abenteuer seines Lebens und die Heimkehr nach St. Pölten

Es gibt Karrieren, die wie aus dem Lehrbuch verlaufen. Und dann gibt es die von Christopher Knett. Der 35-jährige Torhüter, der einst in Lustenau als sicherer Rückhalt glänzte, hat eine Reise hinter sich, die man so nur selten liest – mit Zwischenstopps in Griechenland, dem Iran, Saudi-Arabien und nun wieder in Österreich. Eine Geschichte über Träume, Umwege und Entscheidungen, die das Leben schreibt.

39 Mal hielt er im Lustenauer Dress seinen Kasten sauber. ©GEPA

Der Anfang: Vier Jahre in Lustenau

2013 kam Christopher Knett zu Austria Lustenau und blieb dort auch vier Jahre. 144 Spiele absolvierte er für die Grün-Weißen, 39 Mal blieb er ohne Gegentor. Er war mehr als nur ein Torwart: Er war ein Fixpunkt. Einer, auf den man sich verlassen konnte.

Doch der 1,88 Meter große Torwart wollte mehr. Er ging zu Wacker Innsbruck, spielte in der 2. Liga und Bundesliga und machte sich bereit für das nächste Abenteuer.

Christopher Knett während seiner ersten Saison bei Austria Lustenau. ©DIENER / Eva Manhart

Der große Sprung – und der tiefe Fall

Nach zwei Jahren in Innsbruck wagte Knett den Sprung nach Griechenland. Bei Panetolikos erlebte er "zwei wirklich starke Jahre", wie er heute sagt. Dann aber kam ein verhängnisvoller Moment: "Ich habe mich verzockt."

Knett lehnte alle Angebote ab, weil er auf einen Wechsel zu PAOK Thessaloniki hoffte. "Ich war mir sicher, dass der Wechsel funktionieren wird, dann stand ich plötzlich ohne Verein da", erzählt der gebürtige Wiener. Ein Tiefpunkt.

Mit Wacker Innsbruck traf Knett auch auf seinen Ex-Klub Austria Lustenau. ©GEPA

"In den Iran? Niemals!"

Knett trainierte bei der Wiener Austria mit, hielt sich fit, bis ein Anruf kam, der alles verändern sollte. Ein Berater fragte, ob er sich einen Wechsel in den Iran vorstellen könne?

"Meine erste Reaktion war: Nein, das mach ich nicht", erinnert sich der Torhüter noch gut. Doch gemeinsam mit seiner Frau sah er sich das Angebot an und sie entschieden: Wir machen es. "Es war wirklich viel Geld. Das ganze Engagement ist aber aus der Not heraus entstanden", sagt er ehrlich.

Mit dem FC Foolad erreichte Knett sogar das Viertelfinale der AFC Champions League. ©PRivat

Vom Vorurteil zur Euphorie

Der Kulturschock kam schnell, aber nicht in der Form, wie man meinen könnte. Beim Anflug explodierte seine Instagram-Followerzahl. Die Menschen in Teheran, Isfahan und Ahvaz leben für den Fußball. "Die Leute sind fußballverrückt", sagt Knett.

Er spielte vor bis zu 75.000 Fans im Stadion von Sepahan, später sogar in der asiatischen Champions League für Foolad, mit denen er bis ins Viertelfinale vorstieß. "Das Niveau ist viel höher, als viele denken", betont er. Und auch das Leben abseits des Platzes war überraschend positiv: "Ich habe dort gelernt, was es heißt, wirklich bekannt zu sein."

Das fußballerische Niveau im Iran war besser, als er ursprünglich dachte. ©Privat

Luxus ohne Publikum

Nach dem Iran wechselte Knett zum SC Al-Arabi in Saudi-Arabien. Das Leben dort sei "angenehmer und westlicher", sagt er – aber auf dem Platz wurde es still. "Wir spielten manchmal vor 150 Leuten." Sportlich weniger aufregend, dafür eine Zeit der Ruhe. Seine Familie war stets an seiner Seite – auch das half.

Auch im Ausland war Knett stets Publikumsliebling. ©Privat

Ein Anruf eines Freundes aus St. Pölten

Diesen Sommer kam die Wendung: Ein Anruf von Christoph Freitag, seinem ehemaligen Teamkollegen aus Innsbrucker Zeiten. Freitag, mittlerweile Sportdirektor bei SKN St. Pölten, wollte wissen, was Knett vorhat. Und Knett hatte Lust – auf Österreich, auf ein ambitioniertes Projekt, auf Stabilität.

"Für unsere Kinder war es die beste Entscheidung. Der Ältere hatte in den letzten Jahren immer Online-Unterricht – soziale Kontakte sind in dem Alter einfach wichtig", sagt er.

Zurück in Österreich hütet Knett nun das Tor des SKN St. Pölten. ©GEPA

Zurück und ganz oben

Heute steht Christopher Knett wieder dort, wo er einst war: zwischen den Pfosten in der 2. Liga – aber diesmal mit dem SKN St. Pölten an der Tabellenspitze. Acht Spiele, sieben Siege, ein Unentschieden. Erst sechs Gegentore. Eine Bilanz, die zeigt: Der lange Weg hat sich gelohnt.

Eine Karriere, wie sie im Buche steht – nur anders

Knett hat vieles erlebt: große Stadien, bittere Rückschläge, fremde Länder, neue Kulturen. Und ist dabei immer wieder aufgestanden. Seine Geschichte ist ein Lehrstück darüber, dass man manchmal Umwege gehen muss, um bei sich selbst anzukommen.

Christopher Knett kann auf eine turbulente Karriere zurückblicken. ©GEPA

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