AA

Vom Shootingstar zum Wandervogel

©Stiplovsek
Mit 18 kam er als Leihspieler ins Ländle und wurde zum Motor eines Sensationsteams. Heute spielt Dimitri Oberlin in der 2. rumänischen Liga. Ein Rückblick auf seine eindrucksvolle, aber unbeständige Karriere.

Im Sommer 2016 wechselte ein damals 18-jähriger Stürmer leihweise vom FC Red Bull Salzburg ins Ländle: Dimitri Oberlin. Geboren in Kamerun, aufgewachsen in der Schweiz, hatte ihn Salzburg ein Jahr zuvor für zwei Millionen Euro vom FC Zürich geholt. In Altach sollte er Spielpraxis sammeln.

Eine Verpflichtung, die sich als Glücksgriff herausstellen sollte. Für den Verein und für Oberlin selbst.

Dimitri Oberlin jubelte gemeinsam mit Andreas Lienhart beim 1:0-Heimsieg gegen den Wolfsberger AC am 23. Juli 2016 über seinen ersten Treffer im Trikot des SCR Altach. ©Stiplovsek

Neun Tore und der Platz an der Sonne

Oberlin war schnell. Nicht nur im Antritt, sondern auch in seiner Wirkung. In seinen ersten Spielen zeigte der junge Stürmer, was in ihm steckt. Der Schweizer bestritt 21 Pflichtspiele für den SCR Altach: 20 in der Bundesliga, eines im ÖFB-Cup. Dabei erzielte er neun Tore und legte vier weitere auf.

Seine Leistungen waren maßgeblich dafür verantwortlich, dass der SCR Altach zur Winterpause der Saison 2016/17 sensationell auf Rang eins der Bundesliga-Tabelle stand. Sein Tempo, sein Antritt, seine Torgefahr – all das machte ihn zum auffälligsten Akteur im Team.

Oberlin musste sich bei seinem Premierentor für den SCR Altach ganz lang machen. ©Stiplovsek

Zu gut für Altach?

Zu gut, das dachten sich wohl auch die Verantwortlichen bei Red Bull Salzburg. Sie holten Oberlin im Jänner 2017 frühzeitig zurück in den "Bullenstall". Ein herber Verlust für Altach, sportlich wie emotional. Denn Oberlin war mehr als ein Leihspieler, er war zum Hoffnungsträger geworden.

In seinem letzten Spiel für den SCR Altach, am 18. Dezember 2016 gegen Rapid Wien, lieferte Oberlin eine Torvorlage. ©GEPA

Die große Bühne

Bei Salzburg kam er im Frühjahr 2017 fünfmal zum Einsatz und traf einmal. Die Magie, die ihn in Altach umgab, schien sich nicht übertragen zu lassen.

Danach folgte eine Leihe zum FC Basel. Dort überzeugte er in der Liga (fünf Tore in 26 Spielen) und vor allem in der Champions League: vier Treffer und eine Vorlage in acht Einsätzen brachten ihm einen Platz im UEFA-Newcomerteam 2017. Sein Marktwert stieg auf sechs Millionen Euro, der Höchststand seiner Karriere.

Mit dem FC Basel spielte Oberlin in der Champions League unter anderem auch gegen Manchester United. ©APA
Vier Treffer und eine Vorlage in acht Champions-League-Spielen für Dimitri Oberlin im Dress des FC Basel. ©Reuters

Europareise und die Deutsche Meisterschaft

Nach einer fixen Verpflichtung durch Basel konnte Oberlin seine Form jedoch nicht halten und es wurde still um den einstigen Shootingstar der Bundesliga. Eine torlose Saisonhälfte führte zur Leihe nach Empoli, wo er in fünf Spielen nicht traf.

Danach spielte er leihweise bei Zulte Waregem in Belgien, ehe Basel ihn im Jänner 2021 an den FC Bayern München abgab. Bei der zweiten Mannschaft in der 3. Liga erzielte er ein Tor in zwölf Einsätzen. Am 10. April 2021 saß er immerhin beim Bundesligaspiel gegen Union Berlin auf der Bank, zum Einsatz kam er nicht. Dennoch war er Teil des Teams, das Deutscher Meister wurde.

Beim FC Empoli wurde Oberlin nicht glücklich, nach nur fünf Spielen ging es wieder zurück nach Basel. ©AP

Vom Ländle bis in die 2. Liga Rumäniens

Es folgten weitere Stationen: der FC Servette, eine Leihe zum FC Thun und schließlich der Wechsel zu Adanaspor in die Türkei im September 2023. Dort absolvierte Oberlin 28 Spiele und traf dreimal.

Im Sommer 2024 wechselte er zu Sepsi OSK in die erste rumänische Liga. In 19 Spielen gelangen ihm vier Tore und zwei Assists, den Abstieg in die zweite Liga konnte aber auch er nicht verhindern. Aktuell kommt er dort regelmäßig zum Einsatz: sieben Spiele, zwei Tore.

An die erfolgreiche Zeit beim SCR Altach konnte Oberlin nur während seiner Leihe beim FC Basel anknüpfen. ©GEPA

Kurze Nationalteam-Karriere

Auch im Schweizer Nationalteam blieb Oberlin kurz vor dem Durchbruch stehen. Er durchlief alle Nachwuchs-Nationalmannschaften und erzielte im U21-Team in zwölf Spielen fünf Tore. Für das A-Nationalteam wurde er jedoch nur einmal nominiert: Beim 1:0-Testspielsieg gegen Griechenland am 23. März 2018 wurde er in der 73. Minute für Breel Embolo eingewechselt, ein Tor blieb ihm verwehrt.

Mit der Schweizer U19-Nationalmannschaft spielte Dimitri Oberlin (Nr. 9) unter anderem gegen Österreich mit Philipp Lienhart (Nr. 12). ©GEPA

Ein unvergessener Herbst

Was bleibt, ist die Erinnerung. An jenen Herbst 2016, als ein junger, unbekümmerter Stürmer das Schnabelholz elektrisierte. An Spiele, in denen Oberlin Gegenspieler wie Slalomstangen umkurvte. An das Gefühl, dass da einer Großes vorhat.

Sein Name mag heute nur noch selten in den Schlagzeilen auftauchen. Doch in Altach wird man ihn nicht so schnell vergessen. Dimitri Oberlin war mehr als ein Transfer. Er war ein Versprechen. Und für einen Herbst lang hat er es auch eindrucksvoll eingelöst.

Obwohl er nur eine halbe Saison in Altach spielte, sind seine Leistungen noch immer unvergessen. ©GEPA

(VOL.AT)

  • VOL.AT
  • SCR Altach
  • Vom Shootingstar zum Wandervogel