Darum geht's:
- Ein Transgender-Mann aus Österreich teilt seine Reise zur Identitätsfindung.
- Milan Kilic ist ein Transgender-Mann, der als Mädchen geboren wurde.
- Er hat eine Reihe von geschlechtsangleichenden Operationen und Hormontherapien durchlaufen.
Ursprünglich war Leibnitz, in der Steiermark, der Geburtsort und die Heimat von Milan Kilic. Doch sein Weg führt ihn vor wenigen Wochen nach Vorarlberg, genauer gesagt nach Götzis. Der 25-Jährige, mit kurdischer Abstammung, trägt jedoch eine bemerkenswerte Geschichte mit sich, die vielleicht nicht auf den ersten Blick sichtbar ist.

Milan ist ein Transgender-Mann, der als Mädchen geboren wird und in einer Familie mit drei Geschwistern aufwächst. Schon in jungen Jahren fühlt er, dass er anders ist, und trägt gerne lockere Jungenbekleidung. Damals kannte er den Begriff "Transgender" noch nicht, aber er wusste, dass er lieber ein Junge sein möchte.
Seine Reise zur Identitätsfindung ist nicht einfach. Seine Familie wollte sich zunächst nicht vorstellen, dass ihr Mädchen einmal ein Junge sein würde. Doch Milan denkt nicht daran, sich von diesem Widerstand aufhalten zu lassen. Er beginnt sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und ist inspiriert, von den Geschichten und Erfahrungen anderer Transgender-Männer auf Instagram. "Ich dachte nur, warum kann ich das nicht tun und endlich glücklich sein?", erzählt Milan im persönlichen VOL.AT-Interview.


Mit 20 Jahren fasst Milan den Mut und spricht erneut mit seinen Eltern über seine Pläne. Obwohl sie immer noch skeptisch sind, beginnt er in diesem Alter mit den ersten Sitzungen für das psychologische Gutachten, das für die geschlechtsangleichende Operation erforderlich ist.
Die Herausforderungen der Geschlechtsangleichung
Dabei muss er alle zwei Wochen zu einem Psychologen gehen und erhält von diesem nach etwa drei Monaten das notwendige Gutachten. Anschließend konsultiert er einen Psychiater und seinen Therapeuten und bekommt bereits nach den ersten Sitzungen ebenfalls ein Gutachten. Milan ist bereit für den nächsten Schritt.

Mit den Gutachten in der Hand begibt er sich zu einem Facharzt für Endokrinologie, der sich auf Stoffwechsel und Hormone spezialisiert hat. Dort erhält er die Hormonspritze, die er nun seit seinem 21. Lebensjahr alle drei Monate von seinem Hausarzt verabreicht bekommt. Diese wird er sein Leben lang benötigen, da der Körper keine eigenen Hormone mehr produzieren kann, sobald Gebärmutter und Eierstöcke entfernt werden.
Die Auswirkungen der Hormontherapie sind unterschiedlich, für den jungen Mann beginnen die ersten Veränderungen mit seinem Bartwuchs und seiner Stimme. "Ich habe jeden Tag in den Spiegel geschaut, um zu sehen, wie sich mein Aussehen täglich verändert hat", erzählt Milan gegenüber VOL.AT.
Als der damals 21-Jährige nach Operationsterminen für geschlechtsangleichende Eingriffe fragt, stimmt die Krankenkasse zu, diese zu übernehmen. Allerdings sollte es dabei zu längeren Wartezeiten kommen. Daher entscheidet er sich dafür, die Brustentfernung in der Türkei durchführen zu lassen, für die er einen Termin innert eines halben Jahres erhielt. Sechs weitere Monate später hat Milan einen Termin in Graz, für die Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken.

Operationen im Ausland: Milans Weg zum vollständigen Mann
Für die nächste Operation, den Aufbau der Genitalien, müsste er in Österreich über zwei Jahre lang warten. Daher entscheidet sich Milan für eine Operation in Deutschland, die ebenfalls von der Krankenkasse übernommen wird.
Bei dieser Operation wird ihm Haut aus dem Unterbauch entnommen und mit einem Schlauch, der als Harnröhre dienen soll, durch den Unterarm gezogen. Die Haut vom Unterarm wird gewählt, da sie viele Nerven enthält. Diese Konstruktion muss nun sechs Monate in seinem Arm verbleiben, bevor ein Stück Haut vom Unterarm für die Formung des Genitalbereichs verwendet werden kann. Das fehlende Hautstück am Arm wird durch eine dünne Hautstelle vom Oberschenkel ersetzt. Der Schlauch wird täglich von Milan entfernt und gereinigt, bis er in den nächsten drei Monaten seine letzte Operation in Angriff nehmen wird.

Auf die Frage, ob sich Milan nach all diesen Veränderungen in Bezug auf seine sexuelle Orientierung verändert hat, antwortet er bestimmt: "Ich bin ein Transmann und Hetero, daher stehe ich auf Frauen."

Früher hat Milan in der Steiermark eine Ausbildung als Florist und Gartenbauer absolviert und danach im Lieferdienst der Pizzeria seiner Eltern gearbeitet. Er genießt es schon immer, mit dem Auto unterwegs zu sein. Diese Arbeit möchte er in Vorarlberg bis zu seiner nächsten Operation fortsetzen, bevor er sich für eine zukünftige Karriere entscheidet.
In der Zwischenzeit widmet er sich seinem TikTok-Kanal und unterstützt andere Transmänner in seinen Videos und beantwortet ihre Fragen. Milan Kilic präsentiert sich als mutiger Mann,der als Vorbild und Unterstützer für diejenigen da sein will, die ihren eigenen Weg zur Identitätsfindung noch gehen.
(VOL.AT)
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