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VW steigert Gewinn im ersten Quartal deutlich

Der Umsatz legte um zehn Prozent auf 56 Mrd. Euro zu
Der Umsatz legte um zehn Prozent auf 56 Mrd. Euro zu ©APA (Symbolbild/dpa)
Der VW-Konzern ist zum Jahresbeginn dank des starken europäischen Automarkts gut aus den Startblöcken gekommen. Unter dem Strich verdiente der Konzern im ersten Quartal 3,4 Mrd. Euro - nach 2,4 Mrd. Euro ein Jahr zuvor, wie der DAX-Konzern am Mittwoch in Wolfsburg mitteilte. Im Vorjahr hatten Kosten für die Folgen der Dieselkrise den Gewinn belastet.

Die gute Entwicklung der Konzernmarken, die Einführung neuer Produkte und ein “solides Ergebnisniveau in Westeuropa” hätten sich positiv ausgewirkt, sagte Konzernchef Matthias Müller. “Die heute vorgelegten starken Ergebnisse machen uns Mut.” Bezahlt mache sich, dass an Effizienz und Produktivität gearbeitet werde. Der Umsatz stieg im ersten Quartal um 10,3 Prozent auf 56,2 Mrd. Euro.

Tiguan kommt gut an

Schon Mitte April hatte VW bekanntgegeben, dass der Gewinn noch vor Zinsen und Steuern (Ebit) um knapp 28 Prozent auf 4,4 Mrd. Euro geklettert war. VW begründete dies mit gut ankommenden neuen Modellen wie dem Tiguan und den Sparbemühungen bei der Kernmarke VW. Der Konzern lieferte aber etwas weniger Autos an Kunden aus – die Zahl sank um 0,5 Prozent auf 2,495 Millionen.

Volkswagen hatte mit einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert. Dabei ging es um Werte des gesundheitsschädlichen Stickoxids. Dies hatte den Konzern im Herbst 2015 in eine schwere Krise gestürzt. Weltweit sind elf Millionen Fahrzeuge betroffen. VW hatte danach mit hohen Rabatten versucht, die Verkäufe trotz Abgasskandals stabil zu halten.

Prognose für 2017: Plus 4 Prozent

Für das Gesamtjahr 2017 bestätigte der Konzern die Prognose: Der Umsatz solle um bis zu vier Prozent zulegen. Im vergangenen Jahr hatten die Erlöse bei 217,3 Mrd. Euro gelegen. Volkswagen beschäftigt knapp 633.000 Mitarbeiter, ein Plus von einem Prozent.

Die lange Zeit gewinnschwache VW-Kernmarke erzielte im ersten Quartal wie bereits bekannt ein operatives Ergebnis von 869 Mio. Euro – nach 73 Mio. Euro ein Jahr zuvor. Die Kernmarke machte aber weniger Umsatz, weil der Konzern einige Importeursgesellschaften, die auch Autos anderer Konzernmarken vertreiben, nicht mehr zur Kernmarke zählt. Der Umsatz sank um 24 Prozent auf 19 Mrd. Euro.

Kein Schadenersatz für europäische Dieselbesitzer

Während der VW-Konzern in den USA für den Diesel-Skandal knapp 14 Mrd. Euro an Schadenersatz bezahlt, wird es in Europa keine finanzielle Wiedergutmachung für die Dieselbesitzer geben, bekräftigte VW-Konzernchef Matthias Müller im Gespräch mit mehreren österreichischen Medien.

“Das ist ein systemrelevantes Unternehmen. Es ist meine Aufgabenstellung dafür zu sorgen, dass es so bleibt und ich werde nichts tun, das die gesetzlichen Rahmenbedingungen außer Acht lässt und das Unternehmen gefährdet”, so seine Begründung. Er räumte aber ein, dass VW einen “gehörigen Beitrag” geleistet habe, dass der Diesel in Misskredit kam.

E-Autos bald zum gleichen Preis wie Diesel

Zu der Forderung nach einer Aufrüstung der Fahrzeuge auf VW-Kosten, da Fahrverbote in den Großstädten drohten, meinte er: “Das ist eine Mischung aus Wahlkampf, Unwissenheit und Wichtigtuerei.” Hintergrund dazu: Derzeit denkt die deutsche Millionenstadt Stuttgart über ein zeitlich beschränktes Dieselfahrverbot (Ausnahme: neueste Fahrzeuge der Schadstoffklasse 6) nach.

Am Diesel halte VW jedenfalls fest. “Der Verbrennungsmotor, auch der Diesel, hat noch Potenzial. Aber immer sauberere Verbrennungsmotoren werden in ihrer Herstellung immer teurer und E-Mobilität wird immer günstiger werden. Irgendwann gibt es dann diesen Wendepunkt. Wenn wir künftig Elektroautos auf Basis unserer modularen Elektrifizierungsbaukästen bauen, werden wir sie zum Preis eines Diesels anbieten können. Ein Golf wird dann elektrifiziert etwa genauso viel kosten wie der entsprechende Diesel”, wird Müller zitiert.

“Individuelle Mobilität wird teurer”

Bei der von der Politik gehypten E-Mobilität sieht Müller kein Arbeitsplatzproblem, dass durch die weit weniger komplexen Elektromotoren entstehen könnte. “Ein E-Auto hat eine Wertschöpfung von rund 70 Prozent eines Autos mit Verbrennungsmotor. Und wenn die Industrie 4.0-mal so richtig etabliert ist, wird sich der Wertschöpfungsanteil auf 40 bis 50 Prozent reduzieren. Nur ich habe keine Angst um die Arbeitsplätze, es wird eine vergleichbare Anzahl benötigen, nur eben mit anderen Aufgabenstellungen. Weil die menschenähnlichen Roboter muss ja auch jemand anlernen, programmieren und pflegen”, so der Konzernchef.

Seine Vision für die Zukunft? “Wir nehmen an, dass wir bis 2025 ein Drittel des Umsatzes mit Mobilitätsdienstleistungen machen könnten. Die Frage ist dabei immer, inwieweit sind solche Services als Geschäftsmodelle abbildbar. Ich glaube, dass individuelle Mobilität teurer werden wird, was übrigens immer so war”, betonte er in Wien am Rande des diesjährigen Motorensymposiums.

Und er zeichnet eine Modellpolitik mit unterschiedlichen regionalen Qualitätsstandards vor: “Unter der Ägide meines Vorgängers Martin Winterkorn wurden für einen A8 für Deutschland oder Österreich die gleichen Maßstäbe angelegt wie für einen Polo in Indien. Das muss nicht sein. Da kann man auch mit einer 80-Prozent-Lösung leben. Natürlich ohne Kompromisse bei der Sicherheit.”

(APA/ag.)

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