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VN-HEIMAT-Interview mit Bürgermeisterin Theresia Handler

Theresia Handler entspannt sich am liebsten in ihrem Garten
Theresia Handler entspannt sich am liebsten in ihrem Garten
Die 53-jährige Theresia Handler wurde am Montag zur Bürgermeisterin von Egg gewählt.

Egg. Keineswegs müde wirkte  Theresia Handler, als sie am frühen Morgen nach der Wahl der VN-Heimat die Tür zu ihrem gemütlichen Holzhaus am Rain (Schneckenstrich) öffnete. Der Tisch in der Küche war bereits gedeckt, es duftete nach Kaffee und frischem Gebäck. „Heute mussten Sie aber früh aus den Federn“, lacht die sympathische Eggerin. Theresia Handler ist seit 1990 erfolgreich in der Egger Kommunalpolitik tätig. Sie tritt die Nachfolge von Norbert Fink an. Die Entscheidung der Fraktion fiel mit großer Mehrheit. Bei einem Pressefrühstück mit der VN-Heimat erläuterte die neue Gemeindechefin ihre Motive, die sie bewogen, das Amt der Bürgermeisterin zu übernehmen.

Frau Bürgermeister, wie fühlen Sie sich heute, 24 Stunden nach der Wahl, als Gemeindechefin von Egg?

Theresia Handler: Diese Frage kann ich Ihnen heute leider nicht beantworten. Fragen Sie mich bitte in einem Jahr, wie ich mich fühle (lacht). Ich freue mich jedoch sehr über das gute Ergebnis und das Vertrauen, das die Gemeindevertretung, aber auch die Bevölkerung von Egg und Großdorf, mir entgegengebracht hat.

Was bewog Sie schlussendlich, sich als Bürgermeisterkandidatin nominieren zu lassen?

Theresia Handler: Nach zahlreichen Diskussionen sowohl in der Gemeindevertretung als auch in der Familie entschloss ich mich, die Nachfolge von Norbert Fink anzutreten. Ich konnte einen gut geordneten Haushalt übernehmen, mein Vorgänger hat trotz zahlreicher realisierter Großprojekte sparsam und nachhaltig gewirtschaftet. Weitere Motive sind das Wahlergebnis aus dem Jahr 2010, als ich von der Bevölkerung auf den dritten Listenplatz gesetzt wurde. Das hohe Votum aus der Fraktion zur Bürgermeisternachfolge, Interesse und Freude an der kommunalen Politik und last but not least, das krisensichere und professionelle Team in der Gemeindeverwaltung haben mich überzeugt.

Wie steht es um die Finanzen der Gemeinde Egg?

Theresia Handler: Wir haben noch Tafelsilber. Im Gegensatz zu vielen anderen öffentlichen Haushalten sind wir in Egg imstande, selbstständig zu wirtschaften. Mit einem Etat von acht Millionen Euro sehe ich noch Handlungsspielraum im Egger Gemeindebudget. Freilich sind wir zunehmend gezwungen, klare Prioritäten zu setzen, was so viel bedeutet, wie Bedürfnisse oder Befindlichkeiten genau zu prüfen, um diese dann zu befürworten oder abzulehnen.

Wie verlief Ihr beruflicher Werdegang?

Theresia Handler: Ich absolvierte eine Ausbildung zur Pädagogin für Hauswirtschaft sowie Textiles/Technisches Werken und übte diesen Beruf an der Volks- und Hauptschule in Egg bis zur Geburt meines zweiten Sohnes Jakob im Jahr 1985 aus. 23 Jahre widmete ich mich der Familie als Hausfrau und Mutter und engagierte mich ehrenamtlich in mehreren Vereinen. Im Alter von 50 Jahren entschloss ich mich, wieder berufstätig zu werden und erhielt einen Job als Jugendarbeitsassistentin.

Sie waren als Jugendarbeitsassistentin sehr engagiert, fiel Ihnen der Abschied schwer?

Theresia Handler: Der Beruf machte mir sehr viel Freude und es fiel mir ehrlich gesagt nicht leicht, diesen aufzugeben. In den Jahren als Jugendarbeitsassistentin lernte ich viel, was mir heute zugute kommt: vor allem aber Teamfähigkeit, Vernetzung und Organisation. Und wenn ich für einen jungen Menschen und dessen Familie eine gute Lösung gefunden hatte, dann machte mich das sehr glücklich.

Sie stehen einem Fünf-Männer-Haushalt vor. Fällt es Ihnen manchmal schwer, sich durchzusetzen.

Theresia Handler: Ja, meistens. Spaß beiseite. Ich habe meine vier Jungs und auch meinen Mann Lois (lacht) sehr früh zur Selbstständigkeit erzogen. Die wissen alle, was sie wollen und jeder darf so sein wie er ist. Wir gewähren uns gegenseitig viel Freiraum. Natürlich war und ist auch jetzt noch manchmal enorme Durchsetzungskraft gefragt. Aber in welcher Familie ist es das nicht? Ich bin jedenfalls sehr stolz auf meine Männer. Große Freude macht mir auch meine kleine Enkelin Samantha.

Wer ist Ihr größtes Vorbild?

Theresia Handler: Mein Vorbild ist heute noch meine Großmutter Theresia Troy, nach der ich benannt wurde. Sie war eine standfeste Person und hat zu ihren Lebzeiten in Egg viel bewirkt. Während des zweiten Weltkrieges hat sie unter Einsatz ihres Lebens eine Frau versteckt, die sonst wohl als Euthanasieopfer zu beklagen gewesen wäre. Nach dem Krieg wurde jene Frau im Vinzenzheim untergebracht, wo ich sie, solange sie lebte, gern besucht habe. Meine Großmutter muss aber auch ein großer Fußballfan gewesen sein. Sie war es, die ihre Söhne und deren Freunde in den 50er-Jahren zum Fußballspielen in der Junkerau motivierte und die ihre Töchter beauftragte, aus ehemaligen Kriegsflaggen rotweiße Fußballkleidung für die Jungs anzufertigen. Die Farben des FC Egg sind daher bis heute rot und weiß.

Im Bregenzerwald sind Sie als „grada Michl“ bekannt, geradlinig, offen und konsequent. Was sagen Sie dazu?

Theresia Handler: Kann sein, dass die große Zustimmung aus der Bevölkerung mit genannten Eigenschaften in Verbindung zu bringen ist. Was die Kollegen in der Gemeindevertretung manchmal nervt, ist meine Gewohnheit, jede Anfrage akribisch zu hinterfragen und fest auf meinem Standpunkt zu beharren. Das geht vielen auf den Keks und wir haben das in der Fraktion beinhart diskutiert.

Was sind die Ziele der Theresia Handler?

Theresia Handler: Ich möchte Begonnenes fortsetzen und bis zum Ende der bestehenden Legislaturperiode Neues vorbereiten. Ich werde an dieser Stelle bewusst keine Projekte nennen, da sich die Anliegen der Bevölkerung auf viele kleine und größere Anliegen beziehen.

Zur Person:

Theresia Handler

Geboren: 11. 6. 1958

Sternzeichen: Zwilling

Familienstand: verheiratet mit Lois, vier erwachsene Söhne, eine Enkeltochter

Beruf: Bürgermeisterin von Egg

Hobbys: mein Garten, gute Bücher und Musik (Rock, französische Chansons)

Motto: jeden Menschen in seiner Eigenart akzeptieren

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