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Virtual Reality vor dem Fernseher: Microsoft Kinect

Minority Zeitalter: Kinect Hardware eröffnet neue Ära.
Minority Zeitalter: Kinect Hardware eröffnet neue Ära. ©Waibel
Böse Zungen behaupten, die Idee sei nicht neu: Sony macht mit dem Eye Toy-Prinzip schon seit Jahren Kasse und legt nun mit dem „Move“ nach – Nintendo´s Wii-Konsole war schon zu Beginn mehr auf eine interaktive Bedienung als durch nackte Rechenleistung ausgelegt. Und doch ist Kinect einen Schritt weiter. Der Launch war mehr als erfolgreich: Innert knapp 3 Wochen wurden weltweit 2,5 Millionen Einheiten verkauft.
Kinect Hardware

Das Ding sieht aus, als käme es direkt aus der Zukunft. Und was wahres ist sicher an dieser Behauptung dran, denn Kinect könnte über die Grenzen eines schnöden Eingabegeräts für Gaming den Weg in eine neue Form der Interaktivität mit Maschinen ebnen. Böse Zungen behaupten, Sky-Net ließe grüßen. Aber zu den Fakten: Nach dem Auspacken präsentiert sich der Kinect-Sensor in schickem Klavierlack-Schwarz. Ein geeigneter Platz vor oder auf dem TV will gefunden werden, wobei die einzuhaltende Minimaldistanz für ein störungsfreies Zocken schrumpft, wenn der Sensor auf dem Fernseher steht – gar kein leichtes Unterfangen bei den heutigen flachen Bildschirmen. – Aber dazu ist schon eine entsprechende Halterung in der Mache und soll bald erhältlich sein. Steht der Sensor erst einmal stabil und hat genügend Bewegungsfreiheit, – die Kamera bewegt sich nämlich mithilfe eines Elektromotors sogar im Betrieb – kann es losgehen: An die Xbox 360 anschließen, ein kurzes Update und gut ist. Dann will Kinect noch den User vermessen, und kalibriert sich. Optische Daten des Users werden auf Wunsch mit dessen Avatar verbunden, es können sich aber auch kurzfristig Gäste für einen Zock einloggen. In diesem Fall geschieht die Erfassung nur temporär pro Game.

Zur Kamera/Sensor-Einheit ein paar technische Daten: Dual-Kamera hat ein Sichtfeld von 57 Grad, der Infarot-Tiefensensor hat einen Abtastbereich von 1,2 bis 3,5 Meter. Die Kameras haben Auflösungen von 320×240 Bildpunkten mit 16-Bit Farben und 30 Bildern pro Sekunde sowie 640×480 bei 32-Bit Farben bei 30 Bildern pro Sekunde. Damit ist – im Gegensatz zu Wii und Playstation 2 und 3 – eine echte dreidimensionale Erfassung der Spieler möglich. Jeden aktiven Spieler teilt Kinect in 20 Zonen ein, die die entsprechende Software zur Bewegungssteuerung nutzt. Neben den zwei aktiven Spielern erkennt die 3D-Kamera vier weitere Personen – ordnen diesen aber kein Zonenraster zu. Aktiv in ein Spiel eingreifen können die „Nebenspieler“ also nicht. Der Kinect-Sensor verfügt darüber hinaus noch über ein eingebautes Mikrofon mit 16 Bit Audio. Diese Funktion ist aber hierzulande noch nicht aktiviert und soll per Patch nachgereicht werden. Vermutlich hat die Zeit für die Lokalisierung der Spracherkennung für den Release nicht mehr gereicht. Wenn das Feature endlich auch hierzulande implementiert ist, dürfte die Spielerfahrung und das Maß an Möglichkeit der Interaktion mit der Technik aber atemberaubend sein.

Zu meinen eigenen Erfahrungen: Ich habe ja schon einige Bewegungserkennungs-systeme für Spielekonsole vor dem TV testen dürfen und wurde zumeist bitter enttäuscht. Mal war ich zu dicht am TV (ich nenne keinen Tanzsaal mein Wohnzimmer), mal störte das Licht vom Fenster im Hintergrund, mal war es zu dunkel, wenn ich abends in Ruhe zocken wollte. Andere Systeme haben selbst unter Optimalbedingungen nur leidlich funktioniert, das Maß der Möglichkeit der Interaktion mit Games war dürftig. Bei Nintendo kommt noch erschwerend dazu, dass man ständig ein Zusatzgerät in der Hand hält, mit dem herumgefuchtelt wird. Da gingen auch schon einmal Flachbildfernseher zu Bruch, wenn sich das Nintendo-Teil in voller Aktion aus der Hand verselbständigt hatte. Auch Kinect hat so seine Anlaufschwierigkeiten, wenngleich auch nicht allen Games gleich: Die Rede ist vom sogenannten Input-Lag. Aktionen werden manchmal nur sehr verzögert ausgeführt, das vermittelt kein direktes „Mittendrin-Gefühl“. Aber zum einen unterscheiden sich da manche Launch-Titel gewaltig, was den Bedienkomfort anbelangt, zum anderen verspricht Microsoft die Lernfähigkeit des Gerätes. Häufiges Spielen soll den Input-Lag mit der Zeit auf ein Minimum reduzieren, weil sich das persönliche Kinect auf den Spieler anpasst, und Aktionen quasi „voraussieht“ – und damit direkter auf Eingaben reagieren soll.

Fazit:

Der Preis von knapp 150 Euro mit einem Spiel mag zwar auf den ersten Blick hin recht heftig sein. Bedenkt man aber, was man da für ein feines Stück zukunftssicherer Technik ins Wohnzimmer gestellt bekommt, relativiert sich diese Summe. Von allen Bewegungserkennungs-Systemen ist Kinect trotz seines noch dann und wann vorhandenen Input-Lag das ausgereifteste – und das mit dem größten Potential. Besonders die Möglichkeit der Spracherkennung ist fantastisch. Meine Meinung: Microsoft hat die Idee gut kopiert, übertrifft aber den Erfinder der Bewegungssteuerung, Sony, um Welten, Nintendo bleibt lachender Zweiter – wenngleich auch mit störendem zusätzlichen Controller am Handgelenk.

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