"VinziRast mittendrin": Neues WG-Haus für Obdachlose und Studierende in Wien

Das komplett renovierte WG-Haus bietet 27 Personen Platz und beherbergt zudem drei Werkstätten, Aufenthaltsräume, eine großzügige Dachterrasse und ein Cafe, das für alle offensteht.
Betrieben wird das Projekt von der Wiener Vinzenzgemeinschaft St. Stephan, die auch andere Einrichtungen für Menschen ohne Dach über dem Kopf ins Leben gerufen hat.
“Es geht darum, Menschen, die von uns allen übersehen und ausgeschlossen werden, in die Mitte zu holen und ihnen Begegnung und Gemeinschaft zu ermöglichen”, erklärte Vereinsobfrau Cecily Corti die Intention des Konzepts.
“VinziRast”: Studenten und Obdachlose als WG
Seit zwei bis drei Wochen leben die Studenten und Obdachlosen hier, wobei sie sich nicht nur die insgesamt zehn WG-Einheiten teilen, sondern in Gemeinschaftsküchen zusammen kochen oder in einer der drei Werkstätten herumbasteln.
280 bis 330 Euro kostet die Miete für ein Zimmer pro Monat. Die Altersspanne im aufwendig renovierten Biedermeierhaus in der Währinger Straße 19 reicht von Anfang Zwanzig bis zum Pensionistenalter. Letzteres hat Christl bereits erreicht. Sie war seit Jänner auf der Straße und ist Ende April in die “VinziRast mittendrin” eingezogen. “Ich finde es super hier”, schwärmt sie. In der Hausgemeinschaft ist sie bekannt für ihre Kochkünste. Was sich im Gegensatz zu früher geändert hat? “Ich habe das Gefühl, ich werde gebraucht und die jungen Leute hier haben Respekt vor dem Alter.”
Idee entstand im Rahmen von “Uni brennt”
Bewohnerin Maike steckt indes mitten im Studentenleben und teilt ihre WG mit einem Studenten und einem früheren Obdachlosen. “Wir verstehen uns ziemlich gut”, das Gemeinschaftsgefühl sei groß hier. Außerdem höre man “Lebensgeschichten, die man im studentischen Alltag so nicht kennenlernt”, meint sie.
Die Idee für das außergewöhnliche Wohn- und Sozialprojekt entstand 2009 im Rahmen der “Uni brennt”-Bewegung. Damals besetzten Studierende wochenlang das Audimax, mit der Zeit gesellten sich ob der kalten Jahreszeit auch Personen dazu, die kein Dach über dem Kopf hatten. Da habe man begonnen, sich zu überlegen, wie man diese Form der Gemeinschaft als permanente Lösung umsetzen könne, erzählte die frühere “Uni brennt”-Aktivistin Karin Stanger.
Insgesamt 4,3 Mio. Euro hat das Gesamtprojekt gekostet, wobei mehr als ein Drittel von Noch-Strabag-Chef Peter Haselsteiner kommt. Der Rest stammt aus Vereinsersparnissen, Sponsoren sowie Darlehen.
Wien-Alsergrund: Projekt positiv aufgenommen
Bezirksvorsteherin Martina Malyar (S) betonte, dass das Projekt im Grätzel gut ankomme. Man habe viele Bedenken schon im Vorfeld durch Infos, einen Flohmarkt, Nachbarschaftstreffen etc. ausräumen können.
Trotz der Gefahr, dass ein Experiment immer auch mit der Gefahr des Scheiterns verbunden sei, sicherte sie volle Unterstützung zu: “Ich habe breite Schultern und wir tragen auch einen Misserfolg gemeinsam.” Daran wolle sie aber gar nicht denken.
Damit das Haus nach außen hin offen ist, hat man gassenseitig ein Cafe eingerichtet, in dem auch kleinere Leckereien serviert werden. Hausbewohner sind in die Arbeit eingebunden.
(APA)
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