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Vier Tote bei Anschlagversuch auf Königin Beatrix

©EPA
Die Niederlande im Schockzustand: Ein Amokfahrer hat am Donnerstag mit dem Auto einen Anschlag auf Königin Beatrix und ihre Familie versucht und dabei ein Blutbad angerichtet. Vier Menschen wurden getötet, fünf erlitten schwere und acht leichte Verletzungen.

Die Polizei geht von persönlichen Motiven des mutmaßlichen Attentäters aus, der schwer verletzt festgenommen wurde. Ein Terroranschlag sei auszuschließen, erklärten Ermittler.

Am Königinnentag – dem Nationalfeiertag des Landes – durchbrach der 38-Jährige in der Stadt Apeldoorn mehrere Absperrungen und raste durch eine Zuschauermenge auf den Festbus mit der Monarchin zu. Die Staatsanwaltschaft geht von dem Verdacht aus, dass der 38-Jährige einen Anschlag auf die Mitglieder der königlichen Familie versucht habe. Er werde außerdem wegen der getöteten Zuschauer des mehrfachen Totschlags oder sogar Mordes angeklagt werden.

Das dramatische Geschehen während des traditionellen Umzugs der Königsfamilie wurde weitgehend live vom Fernsehen übertragen. Millionen Niederländer sahen, wie der bereits stark beschädigte schwarze Kleinwagen des mutmaßlichen Attentäters hinter den Absperrungen Menschen zu Boden riss. Sie erlebten mit, wie der Mann dann offenkundig die Kontrolle über sein Auto vom Typ Suzuki Swift verlor, und dicht neben dem königlichen Bus gegen ein Denkmal raste. Er musste später aus dem zertrümmerten Wagen herausgeschweißt werden.

In dem Bus standen Kronprinz Willem-Alexander (42) und seine Frau Maxima (37) auf und hielten sich die Hände vor den Mund, blankes Entsetzen in den Augen. Wie es schien, sah die 71-jährige Königin selbst den Aufprall des Autos nicht, hörte ihn aber und drehte sich um, als ihr Bus weiterfuhr, berichteten Zeugen.

Königin Beatrix wandte sich später erkennbar aufgewühlt in einer Fernsehansprache an die Nation. Sie sei zutiefst geschockt und traurig über das Geschehene, erklärte die Monarchin. Es sei unfassbar, dass so etwas passieren konnte. Die Königin sprach allen Verletzten sowie den Angehörigen der Getöteten ihr tief empfundenes Beileid aus. Zugleich sagte sie alle offiziellen Feiern zum Königinnentag ab. Auch Ministerpräsident Jan-Peter Balkenende äußerte Bestürzung. Der Königinnentag, der so fröhlich begonnen habe, sei “ein trauriger Tag” geworden.

Unmittelbar nach der blutigen Amokfahrt versuchten Zuschauer und Rettungsdienste, Schwerverletzte zu reanimieren. Auch um die Würde von blutenden Ohnmächtigen zu wahren und sie nicht den Kameras auszusetzen, hielten Menschen Tücher vor die Liegenden. “Das ist ein Blutbad, furchtbar”, sagte ein Frau unter Tränen vor den laufenden Fernsehkameras.

“Anschlag, das kann doch nur ein Anschlag sein”, fügte ein Mann hinzu. Die Polizei startete sofort einen Großeinsatz – zum Schutz der königlichen Familie sowie zur Klärung der Hintergründe des grauenvollen Geschehens.

Niederländische Medien erwähnten ausdrücklich die weiße Hautfarbe des mutmaßlichen Attentäters. Damit sollte offenkundig deutlich gemacht werden, dass es sich nicht um die Tat eines Mannes aus der islamistischen Szene handelte. Im Jahr 2004 hatte ein muslimischer Attentäter den islam-kritischen Regisseur Theo van Gogh auf offener Straße in Amsterdam erschossen. Daraufhin war es zu gewalttätigen Übergriffen auf Moscheen und gegen Muslime gekommen.

Der Königinnentag wird in den Niederlanden normalerweise auf unzähligen Partys von Millionen von Menschen ausgelassen gefeiert. In diesem Jahr gab es noch einen besonderen Grund dafür – Beatrix’ Mutter, die 2004 gestorbene Ex-Königin Juliana, die als “Mutter der Nation” verehrt wurde, wäre am Donnerstag 100 Jahre alt geworden. In Amsterdam und vielen anderen Städten folgten die Organisatoren jedoch dem Aufruf zur Tauer und sagten Partys ab. Vielerorts wurden wie in Apeldoorn alle Flaggen auf Halbmast gesetzt.

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