Vier Monate nach Air-India-Absturz: Einziger Überlebender spricht erstmals öffentlich
    Als Air-India-Flug 171 am 12. Juni beim Anflug auf Ahmedabad abstürzte, kamen 241 Menschen ums Leben. Nur einer überlebte: Vishwash Kumar Ramesh (40). Ein Video zeigte, wie er offenbar unter Schock das Wrack verlässt und davonläuft. Sein jüngerer Bruder war ebenfalls an Bord und starb.
Ramesh spricht über Zeit nach Unglück
Nun, vier Monate später, spricht Ramesh zum ersten Mal öffentlich mit Medien. Er leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), hat körperliche Beschwerden – und die Familie steht vor existenziellen Problemen, nachdem ihr Fischereibetrieb zusammengebrochen ist. Die Interviews mit der BBC und Sky News fanden im Beisein von Vertretern der lokalen indischen Gemeinschaft statt.
Verdrängung und Rückzug
"Ich spreche nicht mit meinem Sohn, nicht mit meiner Frau", sagt Ramesh mit leerem Blick. "Ich bin einfach gerne allein in meinem Haus." Auch sein Sohn betrete sein Zimmer nicht mehr. Fragen zum Unfalltag kann er kaum beantworten. "Er verdrängt den Tag des Unglücks", erklärt Sanjiv Patel, Anführer der indischen Community, in der Ramesh lebt. Er begleitet die Familie in dieser schweren Zeit.
Über seine körperlichen Beschwerden spricht Ramesh offener: Er klagt über Schmerzen im Knie und Rücken, könne sich kaum noch normal bewegen und sei im Alltag auf die Hilfe seiner Frau angewiesen.
"Meine Mutter sitzt seit vier Monaten jeden Tag vor der Tür"
"Ich denke nur an meinen Bruder", sagt Ramesh. "Er war mein Rückhalt. Er hat mich immer unterstützt." Dass Ajaykumar tot ist, könne er bis heute nicht glauben.
Doch nicht nur Ramesh selbst leidet: "Meine Mutter sitzt seit vier Monaten jeden Tag vor der Tür – ohne zu reden, ohne etwas zu tun", berichtet er. "Jeder Tag ist für uns alle schwer zu ertragen."
Keine Einkünfte und keine Perspektive
"Die Familie befindet sich in einer mentalen, körperlichen und finanziellen Krise", sagt Patel. Das Fischereiunternehmen, das Ramesh gemeinsam mit seinem Bruder in Diu (Indien) geführt hatte, sei zusammengebrochen. Radd Seiger, Sprecher von Ramesh, erklärt, dass weder die Angehörigen in Großbritannien noch in Indien derzeit ein Einkommen haben.
    Streit um Entschädigung
Air India bot Ramesh eine einmalige Zahlung von 21.500 Pfund (umgerechnet rund 22.734 Franken) an, die er auch angenommen hat. Nach Einschätzung seiner Berater reicht dieser Betrag aber bei Weitem nicht aus.
Sprecher Seiger sagt, man habe Air India dreimal zu einem Gespräch eingeladen – alle Einladungen seien entweder unbeantwortet geblieben oder abgelehnt worden. Rameshs medienwirksamer Auftritt sei nun ein Versuch, die Airline zu einem vierten Treffen zu bewegen.
Ein Sprecher von Air India erklärte gegenüber Sky News: "Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, Herrn Ramesh in dieser unvorstellbaren Zeit beizustehen." Man sei weiterhin in Kontakt und hoffe auf eine positive Antwort. Zudem hätten Vertreter des Mutterkonzerns Tata bereits mehrere Familien besucht, um ihr Beileid auszudrücken. Rameshs Team sei ein Treffen ebenfalls angeboten worden.
(VOL.AT)
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