Im Zentrum der Festivalwoche steht klar der diesjährige Stargast: Tippi Hedren, einst Muse von Alfred Hitchcock und nunmehrige Tierrechtsaktivistin, gastiert zur Festivalmitte bei gleich zwei Filmvorführungen zu ihren Ehren.
Viennale zeigt Hitchcock-Klassiker
Während die Viennale mit “Marnie” (1964) einen der größten Hitchcock-Klassiker in Anwesenheit seiner Hauptdarstellerin am Donnerstag als Gala im Gartenbaukino präsentiert, stellt die heute 85-Jährige am Folgetag im Österreichischen Filmmuseum mit “Die Vögel” (1963) ihr Erfolgsdebüt im Rahmen der Retrospektive “Animals” persönlich vor.
Laut Festivaldirektor Hans Hurch könne man sich auf eine “sehr, sehr witzige, lebendige Person” freuen, die “eine sehr eigene Meinung zum Kino von Heute hat”. Im Mittelpunkt der Publikumsgespräche dürfte aber dennoch das Kino von damals, respektive ihre konfliktreiche Zusammenarbeit mit Hitchcock, stehen.
Namhafte Regisseure beim Festival
Das aktuelle Kino ist vor allem im Gartenbau-Hauptabend mit namhaften Regisseuren vertreten. So fiebern Fans, die rechtzeitig Tickets ergattert haben, etwa J.C. Chandors Thriller “A Most Violent Year” mit Oscar Isaac und Jessica Chastain (Mittwoch, 20.30 Uhr), Yorgos Lanthimos’ allerorts gepriesener Single-Groteske “The Lobster” mit Colin Farrell und Rachel Weisz (Dienstag, 20.30 Uhr) und Woody Allens neuester Komödie “Irrational Man” mit Joaquin Phoenix und Emma Stone (Samstag, 21 Uhr) entgegen.
Letzterer geht die Österreichpremiere vom einzigen heimischen Spielfilm der 53. Viennale, “Einer von uns”, in Anwesenheit von Regisseur Stephan Richter und seinem Team voraus (18 Uhr). Richters Spielfilmdebüt arbeitet den Tod eines 14-Jährigen 2009 bei einem nächtlichen Supermarkt-Einbruch in Krems durch die Schüsse eines Polizisten auf.
Sehenswertes Indie-Kino aus den USA
Für Freunde des US-Independentkinos sind diese Woche gleich mehrere Hits vom diesjährigen Sundance Film Festival programmiert, etwa Alfonso Gomez-Rejons schräg-sensibles Coming-of-Age-Juwel “Me and Earl and the Dying Girl” (Freitag, 20.30 Uhr und Sonntag, 11 Uhr, Gartenbaukino), die ausschließlich auf einem iPhone gedrehte Tragikomödie “Tangerine” von Sean Baker (Dienstag, 23 Uhr, Gartenbau und Mittwoch, 13.30 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus) oder James Ponsoldts Biopic “The End of the Tour” mit Jason Segel als David Foster Wallace (Sonntag, 13 Uhr, Gartenbau).
In Sundance uraufgeführt wurde auch die außergewöhnliche Doku “The Wolfpack” über sieben bemerkenswerte junge Männer, die – durch ihre paranoiden Eltern abgeschottet von der Außenwelt – ihre Kindheit und Jugend in einem New Yorker Appartementkomplex verbracht haben, wo sie legendäre Filme nachstellten (Mittwoch, 15.30 Uhr, Gartenbau und Samstag, 13 Uhr, Urania).
Rahmenprogramm in Wien
Trotz des Filmtitels ist Crystal Moselles Doku nicht Teil der Filmmuseums-Retrospektive “Animals”, in deren Rahmen das Kunsthistorische Museum Wien am Donnerstag zu einer Themenvorführung unter dem Titel “Tier- und Menschengärten” lädt (18 Uhr, KHM). Abseits davon spielt sich das Rahmenprogramm weiter im Festivalzentrum in der Alten Post ab, wo Langzeitdirektor Hurch bei seiner 19. Festivalausgabe erstmalig an den Plattentellern steht. Das Set von “DJ Ohannes” am Sonntag ab 21 Uhr wird laut Ankündigung “ein Abend sicher nicht zum Tanzen, sondern zum Nachdenken, zum Träumen, zum Innehalten und gar nicht erst Hingehen”.
Das genaue Gegenteil ist tags zuvor bei den DJs J’aime Julien und Hertzbube zu erwarten, die zur Halloween-Party rufen. Anderes als Tanzen bleibt einem auch gar nicht übrig, vermisst man einschlägiges Filmprogramm an dem Gruselabend doch leider. Sogar die passende Genre-Retrospektive des Filmarchivs, “Austrian Pulp”, zeigt an dem Abend statt Splatter oder Horror Walter Bannerts Neonazi-Film “Die Erben”, der dank Inhalts jedenfalls verspricht, “maximal ungemütlich” zu werden (Samstag, 21 Uhr, Metro Kinokulturhaus). Wer sich doch mit Horror einstimmen möchte, dem sei zuvor etwa “The Nightmare” von Rodney Ascher empfohlen: Der US-Regisseur, der 2012 mit “Room 237” bei der Viennale gastierte, geht darin mit schockierenden Bildern dem psychomotorischen Phänomen der Schlafparalyse nach (Donnerstag, 23.30 Uhr, Gartenbau).
Weltpremieren und Überraschungsfilm
Ascher reist heuer nicht an, dafür bringen Stammgast Klaus Wyborny mit “Das Licht der Welt” (Donnerstag, 18.30 Uhr und Freitag, 13 Uhr, Metro) und der amerikanische Dokumentarist John Gianvito mit “Wake (Subic)” (Mittwoch, 18.30 und Donnerstag, 12.30 Uhr, Metro) zwei Weltpremieren mit. Letzteres Werk ist eine Doku über die Folgen des militärischen Kolonialismus der USA auf den Philippinen: Mit 277 Minuten wird gar Frederick Wisemans neuestes Werk “In Jackson Heights” (Donnerstag, 11 Uhr, Gartenbau) in punkto Länge übertroffen.
Da freut man sich gleich doppelt auf den traditionellen Überraschungsfilm am Sonntagnachmittag im Gartenbau (15.30 Uhr): Wetten, welcher aktuelle Film sich hinter den angekündigten 84 Minuten verbergen könnte, können ab sofort abgeschlossen werden.
Die 53. Viennale findet bis zum 5. November statt – mehr Infos finden Sie hier.
(APA/Red.)
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