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"Viele würden es wahrscheinlich ausnützen": Skepsis gegenüber freien Tagen ohne Grund

Wie denken Vorarlberger über sogenannte "Null-Bock-Tage"?
Wie denken Vorarlberger über sogenannte "Null-Bock-Tage"? ©VOL.AT/Mayer, Canva
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Was halten Vorarlberger von sogenannten "Null-Bock-Tagen"? Sollte man einfach zu Hause bleiben dürfen, wenn die Lust zum Arbeiten an einem Tag fehlt?

Einfach zu Hause bleiben, wenn man keine Motivation hat, zu arbeiten? In immer mehr Unternehmen in den USA und in Großbritannien, aber auch in Deutschland geht das. Sogenannte "Null-Bock-Tage" sind ein neuer Trend, der vor allem in großen internationalen Unternehmen aufkommt: Mitarbeiter können dabei spontan freinehmen, wenn sie sich an einem Tag unmotiviert oder ausgelaugt fühlen – ohne eine Begründung abgeben zu müssen. Das soll langfristig die Produktivität und das Wohlbefinden steigern.

Wie denken Vorarlberger über "Reset Days" oder "Discretionary Time Off" (Freistellung nach eigenem Ermessen)? VOL.AT hat sich in der Dornbirner Innenstadt umgehört.

Sandra aus Dornbirn ©VOL.AT/Mayer

"Ich glaube, dass jeder mal solche Tage hat"

Sandra Gruber aus Dornbirn findet das Konzept an sich gut. "Ich glaube, dass jeder mal solche Tage hat", gibt sie zu verstehen. Doch sie hat auch Bedenken, wie sie zu verstehen gibt: "Viele würden es wahrscheinlich ausnützen." Sie selbst sei heuer noch keinen Tag im Krankenstand gewesen, meint sie. "Das muss man sich halt aufraffen und trotzdem gehen", so ihre Meinung.

Video: So denken Vorarlberger über "Null-Bock-Tage"

Bekir aus Dornbirn ©VOL.AT/Mayer

"Entlastend und motivierend für Mitarbeiter"

Die Idee, einen "Off-Day" einschieben zu können, gefällt auch Bekir Erdem aus Dornbirn. "Das wäre bei mir eher der Montag", meint er und lacht. Er fände es gut, wenn man es sich selbst einteilen könnte. "Vielleicht wollten die Leute am Freitag einfach freihaben", erklärt er. Ein "Reset-Day" wäre aus seiner Sicht auch interessant, da in vielen Betrieben aktuell eine Vier-Tage-Woche diskutiert wird: "Das wäre sicher entlastend oder motivierend für Mitarbeiter."

Kevin aus Dornbirn ©VOL.AT/Mayer

"Viele würden das auch ausnutzen"

Kevin Eugster findet die Idee gut – "Wenn man es dem Chef schon im Vorhinein sagt", so der 19-jährige Dornbirner. "Ansonsten wird sich der Chef auch wundern: Wo ist denn der heute? Schwänzt er?" Wenn es akzeptiert werde, sei es okay. Ob er mit der Regelung motivierter wäre? "Ganz bestimmt", meint er. "Ich glaube, viele würden das auch ausnutzen." Jeder, der arbeite, kenne Tage, an denen man weniger Lust habe, arbeiten zu gehen.

Mateo aus Dornbirn ©VOL.AT/Mayer

"Es ist eine richtige Motivation"

Einen fleißigen, guten Mitarbeiter könne man mit einem "Reset Day" belohnen, meint Mateo Herceg aus Dornbirn. "Dann kann ich ihm einen Vorteil geben und er ist morgen nach dieser Pause wieder fit", ist er sich sicher. Wenn es für beide Seiten passe, könne man solche Tage einführen. Freie Tage und Pausen zwischendurch seien schön. "Ein Mensch ist keine Maschine", meint Herceg. Ein zusätzlicher freier Tag wäre aus seiner Sicht gut: "Es ist eine richtige Motivation."

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Andreas Kickl ist Geschäftsführer der AK-Geschäftsstelle in Bregenz und Arbeitsrechtsexperte. ©AK Vorarlberg

So sieht ein Arbeitsrechtexperte den Trend

Doch wie sieht es rein arbeitsrechtlich aus? Sind "Null-Bock-Tage" ein Thema? In Österreich sei der Trend noch nicht angekommen, erklärt AK-Arbeitsrechtsexperte Andreas Kickl. "Letztlich ist es natürlich so, dass die Arbeitgeber den Arbeitnehmer vertraglich zusätzliche freie Tage zusichern können", betont er gegenüber VOL.AT. Diese könne der Arbeitnehmer dann einseitig in Anspruch nehmen. Es stellen sich laut Kickl mehrere Fragen: "Wie viele solche zusätzliche freie Tage gewährt der Arbeitgeber und wie lange vorher müsste der Dienstnehmer dem Arbeitgeber das bekanntgeben?"

"Einfach nur zu Hause bleiben, ist dann schwierig"

Hier müsse man festlegen, ob das am Tag davor oder kurzfristig vor Arbeitsantritt passiere, betont er gegenüber VOL.AT. "Das ist natürlich eine Frage der Abwicklung. Einfach nur zu Hause bleiben, ist dann schwierig", verdeutlicht Kickl. Das müsse eigentlich vertraglich geregelt werden, damit klar sei, wie die Meldung zu erfolgen habe. Bisher sei das Thema in Fachkreisen noch nicht aktiv diskutiert worden. In seiner täglichen Arbeit als Arbeitsrechtexperte und Geschäftführer der AK-Geschäftsstelle in Bregenz höre man immer wieder von zusätzlichen Urlaubstagen, doch bisher nicht von "Reset Days": "Das Thema ist neu und kommt offenbar aus dem angloamerikanischen Raum", so Andreas Kickl.

(VOL.AT)

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