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"Viele sagen, ich sei wahnsinnig"

1997 ist er als Vizepräsident ein "zweites Mal" bei SW Bregenz eingestiegen, seit 2001 steht Hans Grill dem Bundesligaklub als Chef vor. Im VN-Interview sprach der SWB-Präsident über die sportliche und finanzielle Situation.

VN: Zuletzt gab’s Gesprüche mit einer Investorengruppe aus Thailand. Welche Bedeutung hätte eine Zusage für den Klub?
Hans Grill: “Wenn ich höre, dass uns jemand Geld geben will, dann horche ich gerne zu. Fakt ist aber, dass geplant ist, je einen Teamspieler aus Japan, China und Thailand in Bregenz zu parken. Das könnte uns sportlich helfen. Für mich ist deshalb nicht die Gegeneinladung nach Bangkok wichtig, sondern dass wir bis Weihnachten Hilfe erhalten.”

VN: Und sollte es nicht klappen?
Grill: “Das bedeutet nichts. Wir haben ja damit nicht kalkuliert. Die Leute sind auf uns zugekommen.”

VN: Warum gerade Bregenz?
Grill: “Angeblich wurde auch mit Salzburg, Sturm und Pasching gesprochen. Bei Pasching hatte der Präsident kein Interesse, bei den anderen Klubs soll die finanzielle Basis nicht gestimmt haben.”

VN: Aber es heißt doch auch, dass in Bregenz die finanzielle Lage ziemlich angespannt ist?
Grill: “Unsere Bilanz ist so, dass der Klub an niemanden Schulden hat, außer an die Firma Grill, respektive an meine Frau. Diese Zahlen scheinen in der Bilanz auf, doch seitens der Firma Grill wurde Zahlungsaufschub gewährleistet. Viele sagen mir deshalb, dass ich wahnsinnig sei. Doch was soll ich tun, wenn ich an diesem Verein hänge?”

VN: Wie hoch ist das Budget für diese Saison veranschlagt?
Grill: “Auf rund 2,9 Mill. Euro. Da gibt es keine Probleme. Die Spieler erhalten ihren Zahltag pünktlich, und wir schauen genau, dass wir im Rahmen bleiben.”

VN: Es wird aber schon über mögliche Verstärkungen gesprochen?
Grill: “Wir brauchen im Winter neue Spieler. Das ist Fakt. Aber wir haben jetzt Zeit und schauen uns genau um.”

VN: Sind neue Spieler denn finanzierbar?
Grill: “Ich werde das schon machen, ich steige doch nicht ab. Ich bin jetzt seit 52 Jahren in Vorarlberg, habe hier selbst 14 Jahre Fußball gespielt. Und eines ist klar: Wenn ich etwas mache, dann tue ich es ordentlich. Klar habe auch ich Fehler gemacht, das weiß ich. Aber das machen andere auch.”

VN: Apropos Fehler: War es nicht ein Fehler, in der Causa „Berchtold” und „Hlinka” vor Gericht zu gehen?
Grill: “Nein, und wenn es sein muss, gehe ich bis zum Obersten Gerichtshof. Ich lasse mir das nicht gefallen. Die Spieler haben gewusst, dass sie ihr Geld bekommen werden, das habe ich ihnen schriftlich gezeigt. Damals hat mir niemand ins Gesicht gesagt, dass er nicht noch drei Tage warten will.”

VN: Kurz vor Weihnachten (16. Dezember) steht Ihnen noch der Strafprozess wegen Steuerhinterziehung bevor. Belastet Sie das?
Grill: “Nein, denn es war sicher kein schwerer Betrug. Steuerhinterziehung ja, aber dafür haben wir gebüßt und zahlen auch monatlich zurück.”

VN: Folgendes Szenario: Die Investorengruppe steigt ein, wird sich dann Hans Grill verabschieden?
Grill: “Überhaupt nicht, ich werde weiterarbeiten, ich bürge ja auch mit meinem Namen beim Finanzamt. Wenn aber jemand kommt und meinen Job will, setze ich mich hin und höre mir sein Angebot an.”

VN: Vielleicht Benno Kienreich?
Grill: “Kienreich und seine Mitstreiter haben Ideen, das ist gut. Sie sind mir herzlich willkommen. Aber zuerst muss es sportlich klappen, dann können auch andere Dinge angegangen werden.”

VN: Die Sponsorensuche?
Grill: “Genau, denn als Tabellenletzter hat man keine guten Karten.”

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