Mit gruseligen Themen hat eine Samba-Schule am ersten Tag der zweitägigen Karnevalsparaden in Rio de Janeiro ihren Konkurrenten die Show gestohlen.
Selbst die bis auf einen Mini-Aufkleber unverhüllten Schönheiten, die am späten Sonntagabend (Ortszeit) den berühmtesten Karnevalsumzug der Welt anführten, hatten gegen die Horrorthemen einen schweren Stand. Auf ihren umstrittenen Holocaust-Wagen musste die Samba-Schule auf richterliche Anordnung aber verzichten.
Viel “Gänsehaut” hatte die Samba-Schule Viradouro den Zuschauern im ausverkauften Sambodrom von Rio versprochen. Und sie gab sich alle Mühe, ihrem Motto gerecht zu werden: Ging der erste Wagen noch ganz brav mit dem Wortsinn um und ließ 15 Ski-Tänzer eine 20 Meter lange Eispiste hinabsausen, gefror den Zuschauern bei den nächsten Festwagen schon das Blut in den Adern: Ein blutiges, fünf Meter großes Neugeborenes wurde von zwei gigantischen Gummihänden mit dem Kopf nach unten gehalten. Goldglänzende Tänzer sorgten in eindeutigen Posen des Kamasutra für “Schauer der Liebe”, dazu traten Figuren aus Horrorfilmen oder dunklen Kapiteln der Geschichte auf.
Auf den geplanten Höhepunkt ihrer Gruseltour aber musste Viradouro auf höchstrichterlichen Einspruch hin verzichten: Kurz vor Beginn der zweitägigen Paraden hatte ein Gericht die Darstellung des Massenmords an den Juden zwischen heißen Samba-Rhythmen und nackter Haut untersagt. “Carnavalesco” Paulo Barros trieb der Entscheid heiße Tränen in die Augen: Er vermochte in dem Urteil nichts anderes zu erkennen als Zensur und die Vernichtung monatelanger Arbeit. Aus Protest schuf er eine weiße Überraschungstorte mit geknebelten Tänzern als Zuckerguss – auf einem Spruchband vorneweg stand: “Die Zukunft lässt sich nicht aufbauen, indem man die Vergangenheit einfach begräbt”.
Die anderen Samba-Schulen gaben sich zum Auftakt der zweitägigen Parade gewohnt opulent: Den Anfang machte am Sonntag Sao Clemente mit der Ankunft der portugiesischen Königsfamilie auf der Flucht vor Napoleon, gefolgt von Porto da Pedra mit einer fantasievollen Hommage an die ersten japanischen Einwanderer vor hundert Jahren. Die Samba-Schule Portela wiederum schwang sich zur Hüterin der gefährdeten Flora und Fauna auf. Während Touristen die ganz und gar Cellulite-freien Schönheiten bewunderten, begeisterten sich Einheimische vor allem für die improvisierte Show-Einlage eines Straßenkehrers, der sich von den Rhythmen davontragen ließ und mit seinem Bessen selbstvergessen einen temperamentvollen Tanz hinlegte.
Von einem schwerem Unfall überschattet wurde der Karneval im benachbarten Bundesstaat Minas Gerais: Beim Umzug in der Stadt Sabara fuhr ein Motivwagen in die nächste Tänzergruppe. Zwei Menschen starben – ein sechsjähriges Mädchen und ihr Cousin – zwölf Menschen wurden teils schwer verletzt. In Itaipava, wohin viele Bürger Rios während der Karnevalstage Ruhe suchen, starben neun Menschen bei einem Erdrutsch.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.