"Vice Magazine" wird in Österreich fünf Jahre alt

Auch in Österreich gedeiht das originelle Pflänzchen immer mehr und hat auch die Gunst der Anzeigenkunden für sich gewinnen können, wie Herausgeber Stefan Häckel im Gespräch mit der APA schilderte.
Internationale Aufmachung
Zunächst einmal funktioniert “Vice” anders als die am heimischen Markt vertretenen Printprodukte. Die Aufmachung des Hefts ist betont international und besteht zu großen Teilen aus Content, der von den Haupt- und Nebenredaktionen an weltweiten Schauplätzen ins Heft gehoben wird. Dazu kommen eigene österreichische Geschichten, mit denen das Leitthema des monatlich erscheinenden Hefts angereichert wird.
New York legt Leitthemen fest
Die transkontinentale Vernetzung ist ein an die Lizenzbedingungen geknüpftes Muss: Zwei Chefredaktionen (in New York und in London) fungieren als Gralshüter des Hefts, die einerseits die Leitthemen der jeweiligen Ausgaben festlegen und auch den Drumherum-Content der einzelnen Länderableger abnicken müssen. Mögliche Storys werden an die beiden “gepitcht”, so Häckel: “Erst wenn die dann sagen: ‘Die Geschichte ist gut, der Ansatz gefällt mir, mach das bitte’, geht es weiter”.
“Vice” ist ein Gratismagazin mit einer Auflage von 26.000 Heften in Österreich und kommt in einer Facon daher, die bei den meisten heimischen Mediaagenturen eher zu Unverständnis führt, denn Begeisterungsstürme verursacht. Dennoch: Mobilfunker, der Fashion- und Kunstsektor und Getränkehersteller zählen bereits zu den heimischen Anzeigenkunden. Daneben gibt es weltweit durchgeschaltete Werbungen aus dem Lifestyle-Sektor, etwa von Vans.
Die “Hipsterbibel”
Was Sinn macht: Denn so sperrig das Heft auch sein mag, spricht es dennoch eine der interessantesten Zielgruppen der heutigen Zeit an. “Vice” gilt vielen als “Hipsterbibel” und stellt die Lektüre von jenen jungen Leuten dar, die an ihren Hornbrillen, engen Hosen und hochgeschlossenen Hemden erkennbar sind und derzeit als die Speerspitze der Jugendkultur gelten. Zwar lehnt Häckel die Bezeichnung “Hipsterbibel” ab, weiß aber die bunte Leserschaft mit dem Zug zum Puls der Zeit zu promoten: “Unsere Zielgruppe der Opinion Leader, Hipster, Multiplikatoren, Trendsetter sind definitiv die Zielgruppe, die Marken haben wollen, das sind die Leute, mit denen sich Marken umgeben wollen. Das ist eine sehr begehrte Ecke.”
Weltweit produziert
Das Magazin entstand 1994 in den USA als “räudiges Punkrock”-Heft und hat sich mittlerweile über den Erdball verteilt. Zwar ist die journalistische Arbeitsweise nach den Prinzipien des “Gonzo”-Journalismus streng subjektiviert, die Bandbreite, die das “Vice” abbildet, hat jedoch schon für Respekt unter den arrivierten Häusern gesorgt, was Kooperationen mit dem britischen “Guardian” und dem Nachrichten-Multi “CNN” belegen.
Die journalistische Maxime ist der “andere Zugang”, sagt der Herausgeber: “Wir sind keine klassisch gelernten Journalisten und haben auch keine Korrespondenten. Wir stehen auch nicht wie Karim El-Gawhary vor dem Tahrir-Platz, wenn der Riot losgeht, sondern wir sind die, die entweder drinnen sind oder jemanden kennen, der drinnen ist.”
TV-Projekte für Österreich geplant
Häckel kam zu dem Heft, wie man es sich vorstellt: Beim abendlichen Ausgehen in einem der angesagten Viertel Londons fiel ihm das “Vice” in die Hand, zeitgleich kam sein Co-Herausgeber Niko Alm mit der amerikanischen Ausgabe in den Händen aus New York zurück. Erste Anfragen an die “Vice”-Gründer fruchteten nichts, bis plötzlich im Jahr 2007 ein Lizenzangebot ins Haus stand. Seither ging es Schlag auf Schlag: 2010 folgte ein Zusammenschluss mit den tschechischen und den polnischen “Vice”-Kollegen, 2011 eröffnete ein Ableger in Zürich, der eine Auflage von 10.000 Stück hat. In Wien arbeiten neun Mitarbeiter an dem Heft, in Zürich drei, in Prag fünf und in Warschau acht, schildert Häckel. Die Pläne für die Zukunft: “Wir arbeiten an unseren ersten TV-Projekten für Österreich.” (APA)
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