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Verzögerungstaktik von Mladics Verteidiger

Bisher gab es keine Berufung gegen den Gerichtsbescheid über die Überstellung Mladics nach Den Haag. Das entspricht der Verzögerungstaktik des Mladic-Anwalts.

Das Belgrader Sondergericht für Kriegsverbrechen hat bis zum Montagmorgen keine Berufung des ehemaligen Militärchefs der bosnischen Serben Ratko Mladic gegen den Gerichtsentscheid über seine Überstellung an das Haager UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) erhalten. Der Vize-Sonderstaatsanwalt Bruno Vekaric bestätigte dies gegenüber dem Belgrader Sender “B-92”.

Berufung mit Taktik

Das Sondergericht hatte am Freitag der Überstellung Mladics zugestimmt. Die Berufungsfrist läuft am heutigen Montag ab. Der Anwalt Mladics, Milos Saljic, hatte in den vergangenen Tagen angekündigt, dass er erst am Montag Einspruch einlegen würde. Dies wird laut Saljic sehr wahrscheinlich auf dem Postweg vor Ende des Werktages erfolgen. Dies entspreche der Hinauszögerungstaktik der Verteidigung, meinte Vekaric. Über die Berufung wird das Sondergericht innerhalb von drei Tagen zu entscheiden haben. Die Auslieferung hat daraufhin Justizministerin Snezana Malovic zu genehmigen. Vekaric wollte am Montag nicht spekulieren, wann genau die Überstellung erfolgen dürfte. Die Behörden ließen am Samstag wissen, dass sie den genauen Termin aus Sicherheitsgründen geheim halten würden.

Befragungen zu Todesfällen

Laut Vekaric hat sich Mladic gegenüber der Sonderstaatsanwaltschaft bereiterklärt, sich am heutigen Montag zu einigen Fällen zu äußern, in welchen bosnische Serben Kriegsopfer waren. Um was konkret es sich dabei handelt, wollte Vekaric nicht präzisieren. Die Anwälte der Familienangehörigen von zwei serbischen Soldaten, die 2004 in einer Belgrader Kaserne unter unklaren Umständen ums Leben gekommen waren, wollen ebenfalls Mladic dazu befragen. Nach dem Tod der Soldaten war breit spekuliert worden, dass sie womöglich den Haager Angeklagten gesehen hätten und deswegen von seinem Wachdienst erschossen worden seien. Ob es zur Anhörung in diesem Fall kommen wird, konnte Vekaric nicht sagen.

Wie krank ist Mladic wirklich?

Die Familie von Mladic steht auf dem Standpunkt, dass der Gesundheitszustand des Angeklagten dessen Auslieferung an das UNO-Tribunal nicht zulassen würde. Die Justizbehörden sind nicht dieser Meinung. Laut dem ärztlichen Gutachten soll Mladic an chronischen Erkrankungen und Folgen eines nicht fachgemäß behandelten Gehirnschlags im Jahre 2008, in diesem Zusammenhang auch am psychoorganischen Syndrom, einer chronischen Störung mit diffuser Hirnschädigung, leiden. Nach Meinung der Ärzte steht dies seiner Auslieferung allerdings nicht im Wege.

Ausschreitungen bei Protesten

21 Polizisten und sieben Demonstranten sind bei den Ausschreitungen verletzt worden, zu welchen es am Sonntagabend am Rande einer Protestkundgebung der ultranationalistischen Serbischen Radikalen Partei (SRS) gegen die Festnahme Mladics in Belgrad gekommen war. Polizeidirektor Milorad Veljovic erklärte am Montag, dass 111 Randalierer, darunter 34 minderjährige, in der Nacht festgenommen worden seien. Zu Schaden kamen laut Medienberichten Geschäfte mit Sportartikeln, deren Schaufenster zerschlagen wurden.

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