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"Vertrauen ist weg"

©Zellhofer
VN-Ombudsmann Gottfried Feurstein schrieb einen Brief an die Justizministerin.
Der Brief von Dr. Gottfried Feurstein

Die Testamentsfälschungen lassen auch den VN-Ombudsmann Gottfried Feurstein nicht kalt. In einem Brief richtete sich Feurstein an Justizministerin Claudia Bandion-Ortner und verlangt darin gesetzliche Änderungen im Zusammenhang mit Testamentsverfassungen. Zentrale Forderung: Es sollten bei fremdhändischen Testamenten nur noch Zeugen unterschreiben dürfen, die neben ihrem Namen auch Geburtsdatum und Wohnort anzugeben haben.

Ängstlichkeit

„Es kann nicht sein“, so Feurstein, „dass man bei jedem Volksbegehren oder einer politischen Unterstützungserklärung diese Zusätze verlangt, bei einem so eminent wichtigen Dokument, wie es ein Testament ist, jedoch nicht. Das gehört schleunigst geändert.“ In seiner langen Laufbahn als Politiker, Ombudsmann und Kenner von staatlichen Institutionen hat Feurstein einen derartigen Skandal noch nicht erlebt. „Ich erlebe derzeit, wie Menschen das Vertrauen in Richter und Rechtspfleger verloren haben. In einem noch nie gekannten Ausmaß.“ Feurstein erwähnt in diesem Zusammenhang einen Fall, in dem die Eltern als Sachwalter ihres Kindes mit dessen Vermögen ein Grundstück für ein Haus kaufen wollten. Ein Haus für die Familie. „Finanzierungsplan des Hauses, die Familie – alles war in Ordnung. Doch der Richter lehnte den Kauf ab. Die Mutter ist verzweifelt.“ Für Feurstein ein klares Indiz dafür, dass sich Richter und Rechtspfleger nicht mehr trauen und sehr ängstlich geworden sind.

Urvertrauen

Erbschaften, weiß Feurstein, „sind ein hochsensibles Thema.“ Da gehe es nicht nur um materielle Dinge. „Ein Erbe ist ein Symbol für Urvertrauen. Wenn Menschen geglaubt haben, dass andere, nahe ­stehende Menschen sie gemocht haben und dann bei einem erwarteten Erbe leer ausgehen, dann wird viel zerstört. Ein Erbe ist Geld und Materielles, aber es ist auch ein Beweis für Zuneigung und Vertrauen.“

Antwort erwartet

Den Brief an die Justizministerin hat Feurstein bereits abgeschickt. Er rechnet mit einer baldigen Antwort. Und hofft natürlich, dass nicht nur der Brief die Ministerin zum Handeln bewegt – sondern vor allem die ungeheuerlichen Vorkommnisse der jüngsten Vergangenheit.

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