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Vermissten-Fall Sebastian: Hinweise fehlen - Unfall oder Straftat möglich

Wo ist der auf Amrum verschwundene Sebastian aus Wien?
Wo ist der auf Amrum verschwundene Sebastian aus Wien? ©APA/Polizei
Nachdem der Aufruf veröffentlicht wurde, die Suche nach dem vermissten Urlauber-Bub Sebastian aus Wien via Facebook zu teilen, erlebte die Seite einen riesigen Ansturm. Viele wollen bei der Suche nach dem Zehnjährigen helfen, der auf der deutschen Nordseeinsel Amrum verschwand. Eine riesige Suchakation nach dem Kind läuft nach wie vor, ein Unfall oder eine Straftat sind nicht ausgeschlossen.
Facebook sucht Sebastian
Bub verschwunden
Suche geht weiter
Suche auf Amrum
Hier verschwand das Kind

Weiterhin Bangen um das Schicksal des zehnjährigen Sebastian aus Wien. Am Mittwochvormittag haben Suchmannschaften erneut begonnen, die rund 200 Quadratkilometer große Nordseeinsel Amrum (Schleswig-Holstein) zu durchkämmen. Bisher waren alle großen Suchaktionen mit Hubschraubern und Wärmebildkameras seit dem spurlosen Verschwinden des Urlauberkindes am vergangenen Sonntag vergeblich geblieben.

Gebiet auf Amrum mit Suchhunden durchkämmt

Weiterhin werde in alle Richtungen ermittelt, sagte Matthias Glamann, Sprecher der Polizeidirektion Husum. “Alle Maßnahmen konzentrieren sich darauf, den Vermissten zu finden.” Dazu seien mehr als 50 Einsatzkräfte, darunter die Ermittler sowie Beamte der Bereitschaftspolizeiabteilung Eutin und Diensthundeführer mit ihren Suchhunden, am Vormittag abermals aufgebrochen, “um infrage kommendes Gelände zu durchsuchen”. Die Aktion erstrecke sich “auf den gesamten Inselbereich”.

Polizeisprecherin Kristin Stielow, die sich mittlerweile an Ort und Stelle auf Amrum befand, betonte: “Wir geben nicht auf. Wir greifen jede Spur auf.” Weder ein Unglück, noch ein Verbrechen sei auszuschließen.

So verschwand Sebastian aus Wien

Sebastian hatte seit Ferienbeginn mit seinen Eltern und seinen Schwestern auf der bei Touristen beliebten Insel Urlaub gemacht. Am späten Sonntagnachmittag wurde der blonde Bub zuletzt nahe der Gemeinde Wittdün gesehen worden. Er spielte mit anderen Kindern auf dem “Piratenschiff” eines Abenteuerspielplatzes, der ganz in der Nähe des Ferienhauses der Familie liegt. Zeugen wollen den Zehnjährigen kurz vor seinem Verschwinden gegen 18.00 Uhr mit einem anderen Kind gesehen haben. Die Polizei sucht diesen Buben. “Vielleicht hat Sebastian dem Kind erzählt, was er noch vorhatte, oder dass er vielleicht jemanden kennengelernt hat”, sagte Stielow. Ein anderer Spielkamerad, Lukas, hatte sich nach Polizeiaufrufen am Dienstag gemeldet, konnte aber offenbar nichts zur Aufklärung des Falls beitragen.

Am Dienstag forderte die Polizei Einheimische und Urlauber auf, sie sollten Fotos und Videos, die am Tag von Sebastians Verschwinden auf dem Spielplatz entstanden waren, zur Verfügung stellen. “Es gehen laufend neue Hinweise ein. Der entscheidende Tipp war bisher nicht dabei. Es gibt keine heiße Spur”, bedauerte Glamann.

Suche läuft online weiter

Die Ermittler schließen nicht aus, dass Sebastian irgendwie aufs Festland gelangt ist. Bei der Suche helfen sollen daher auch die Veröffentlichung von Fotos im Internet sowie die Zusammenarbeit mit dem deutschen Verein Initiative Vermisste Kinder und dessen gemeinnütziger Organisation “Deutschland findet euch”, die auf ihrer Facebook-Seite den Fall unter dem Titel “Deutschland sucht Sebastian” publik gemacht hat. Seit der Onlinestellung am Dienstag bis Mittwochvormittag hatten schon fast 26.000 Mitglieder des soziales Netzwerks den Aufruf “geteilt” und an ihre Bekannten weitergeleitet. Am Mittwochabend (20.15 Uhr im ZDF) greift wie berichtet auch die TV-Sendung “Aktenzeichen XY…ungelöst” das Drama um den auf Amrum verschwundenen Sebastian auf.

Polizei: Unfall oder Straftat “für uns 50/50”

Ob der Bub verunglückt oder einer Straftat zum Opfer gefallen ist, sei völlig offen, betonte Kristin Stielow, Sprecherin der Polizeidirektion Husum. “Für uns ist das wirklich 50/50. Spekulationen über ein Verbrechen sind bisher nicht mehr als eben das”, betonte sie.

Die Unfalltheorie: “Badeunfälle gibt es immer wieder, auch auf den anderen Inseln entlang der schleswig-holsteinischen Küste”, sagte Stielow. “Einheimische kennen die Gefahren, aber Touristen werden von der Flut überrascht.” Bei Ebbe weicht das Wasser des Wattenmeeres (“watend begehbares Meer”) großflächig zurück. “Bei Flut kommt das Wasser dann nicht nur von hinten, sondern auch von vorne, von unten und von den Seiten”, beschrieb die Polizeisprecherin.

“Außerdem gibt es die Prile, das sind Miniflüsse, die auch bei Ebbe Strömung führen”, führte Stielow an. Für Erwachsene seien die natürlichen Wasserläufe im Watt normalerweise ungefährlich, für einen Zehnjährigen könnten sie aber ihrer Einschätzung nach ein Risiko darstellen. “Das ist durchaus eine denkbare Variante.”

Ist Sebastian in die Nordsee gefallen?

Wie wahrscheinlich ist es, dass die Nordsee ein Opfer wieder freigibt? Meist würden Tote irgendwann angespült, oft weit entfernt vom Unfallort und Woche oder Monate nach ihrem Verschwinden. Stielow nahm als Beispiel den Todesfall eines Gastwirts von der Insel Föhr. Der Mann war zu Weihnachten 2010 verschwunden, Ende März 2011 wurde sein Körper auf dem rund 20 Quadratkilometer (rpt. Quadratkilometer) großen Amrum an Land gespült.

Die Suchhunde, die seit dem Verschwinden des Wiener Schülers mehrfach eingesetzt worden sind und am Mittwoch ihre Arbeit wieder aufnahmen, “sind schon in den vergangenen Tagen die Wege abgelaufen, die Sebastian gegangen ist”, und dabei auch Richtung Meer, sagte die Sprecherin. Ein brauchbarer Hinweis sei das aber nicht.

Bub könnte auf dem Festland sein

Theoretisch wäre es auch möglich, dass Sebastian die Insel mit einer Fähre Richtung Festland verlassen hat. “Wenn er eine gültige Fahrkarte hatte, wäre das nicht undenkbar”, so Kristin Stielow. Die Fähren werden, wie viele andere Bereiche von Amrum, mit Videokameras überwacht. “Die Kollegen am Festland werten die Daten derzeit aus”, sagte die Polizeisprecherin.

Die Entführungstheorien: Der Bub könnte in einem Auto ungesehen mit der Fähre von der Insel transportiert worden sein. Auch hier kommt den Ergebnissen der Videoüberwachung besondere Bedeutung zu. “Die Überprüfung der Kennzeichen läuft”, bestätigte Stielow. Dass ein Unbekannter mit einem eigenen Boot im Hafen angelegt hat, “dass wäre meiner Meinung nach aufgefallen, zumindest wäre nicht unbemerkt geblieben, falls ein Zehnjähriger weggezerrt und öffentlich entführt worden wäre”, meinte die Sprecherin.

Am Mittwoch werde mit mehr als 50 Einsatzkräften von Bereitschaftspolizei und Hundeführern erneut gesucht, bestätigte sie. “Wir werden beim ‘Piratenschiff’ beginnen und auch die umliegende Dünenlandschaft noch einmal durchsuchen”, sagte Stielow. “Denn das sind die Orte, an denen Sebastian zuletzt definitiv gesehen worden ist.”

(apa/red)

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