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Verleihung von Friedensnobelpreis an Chinesen Liu Xiaobo begonnen

Begleitet von scharfen Protesten aus Peking hat am Freitag in Oslo die Zeremonie zur Verleihung des Friedensnobelpreises an den chinesischen Schriftsteller und Menschenrechtsaktivisten Liu Xiaobo begonnen.
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Der Vorsitzende des Nobelpreis-Komitees, der ehemalige norwegische Regierungschef Thorbjörn Jagland, hat die Friedensnobelpreis-Medaille 2010 bei der Verleihungszeremonie in Oslo am Freitag auf den leeren Stuhl des Preisträgers, des chinesischen Demokratieverfechters Liu Xiaobo gelegt. Jagland sagte nach einem darauffolgenden langen stehenden Applaus der Anwesenden wohl als Seitenhieb auf den chinesischen Boykott und die Inhaftierung des Preisträgers, alle wüssten, dass weder Liu Xiaobo noch seine nahen Anverwandten einen “Grund” gehabt hätten, nach Oslo zu kommen. “An diesem Punkt der Zeremonie, wo wir normalerweise die Medaille und das Diplom überreichen, lege ich beides für Liu Xiaobo auf den leeren Stuhl.”  Jagland verlangte die sofortige Freilassung des Friedensnobelpreisträgers. Liu habe nur seine Menschenrechte wahrgenommen und sei zu einem Symbol für den Kampf um diese Rechte in ganz China geworden.

Ewa 20 Staaten hatten Norwegens Einladung zur Teilnahme an der Verleihung des Friedensnobelpreises abgelehnt. Die meisten unterhalten enge wirtschaftliche oder militärische Verbindungen zur Volksrepublik, wollen Peking nicht verärgern oder verfolgen selbst einen harten Kurs gegen Regimekritiker. Eingeladen werden traditionell die 65 Länder, die in Oslo residierende Botschafter akkreditiert haben. Abgesagt haben neben China die Staaten Afghanistan, Ägypten, Algerien, Irak, Iran, Kasachstan, Kolumbien, Kuba, Marokko, Pakistan, die Philippinen, Russland, Saudi-Arabien, Sri Lanka, Sudan, Tunesien, Venezuela und Vietnam. Die Ukraine lehnte eine Teilnahme zunächst ab, sagte nach Angaben des Direktors des Nobelinstituts, Geir Lundestad, dann aber doch zu. Auch Serbien kündigte an, doch bei der Zeremonie in Oslo durch seinen Menschenrechtsbeauftragten vertreten zu sein. Die Europäische Union hatte Serbien wegen dessen ursprünglicher Boykottankündigung heftig kritisiert.

Die Dotierung von umgerechnet 1,1 Millionen Euro sowie das Nobeldiplom sollen in Oslo verbleiben, bis Liu Xiaobo selbst oder eine Person seines Vertrauens darüber verfügen kann.

Liu wurde 2009 in China wegen Untergrabung der Staatsgewalt zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Die Regierung in Peking bezeichnet den Mitverfasser der Charta 08, die das Ende der KP-Diktatur fordert, als “Kriminellen”. In einer Stellungnahme Lius hatte es geheißen: “Ob zugelassen wird, dass die Diktatur der Kommunistischen Partei, die mehr als eine Milliarde Menschen zu Geiseln genommen hat, weiter die menschliche Zivilisation schwächt, oder ob die größte Geiselgruppe der Welt von der Versklavung befreit wird, ist nicht nur eine dringliche Frage für das chinesische Volk selbst, sondern für alle freien Nationen. Würde China ein freies Land, wäre sein Wert für die menschliche Zivilisation unschätzbar. Nach dem Kollaps der totalitären Imperien der Sowjetunion und des Ostblocks würde es eine neue Lawine unter den noch bestehenden diktatorischen Systemen auslösen.”

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