AA

Verkehrsberuhigung am Wiener Gürtel: Notwendig oder Übertreibung?

Der Gürtel in Wien ist eine zentrale Verkehrsader.
Der Gürtel in Wien ist eine zentrale Verkehrsader. ©APA/TOBIAS STEINMAURER
Die Diskussion um die Verkehrsberuhigung am Gürtel in Wien ist ein Dauerbrenner. Die U-förmige Straße, die mehrere Bezirke der Stadt verbindet und als Hauptverkehrsader dient, wird von rund 70.000 Fahrzeugen täglich befahren. Gleichzeitig leben dort tausende Menschen, die unter den negativen Auswirkungen des Verkehrs leiden.

Die Geschichte des Wiener Gürtels reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, als er als Prachtboulevard geplant wurde. Heute ist er jedoch ein umstrittener Raum, der Anrainer, Radfahrer und Pkw-Lenker miteinander konkurrieren lässt. Lärmbelastung, Luftverschmutzung und Hitzes sind die Konsequenzen des zunehmenden Verkehrs, der seit 2003 um fast 80.000 Pkw-Zulassungen gestiegen ist. Die Fahrzeugspuren nehmen über 80 Prozent der Fläche am Gürtel ein, während Fußgänger und Radfahrer sich den verbleibenden Raum teilen müssen, wie der ORF berichtet.

Wiener Gürtel als Hitzefalle, keine Maßnahmen zur Verbesserung

Der Mangel an Grünflächen entlang des Gürtels führt zusätzlich zu einer erhöhten Hitzebelastung, da versiegelte Flächen und dichter Verkehr die Umgebung stark aufheizen. Hinzu kommt, dass das Regierungsprogramm von SPÖ und NEOS kaum klare Maßnahmen zur Verbesserung der Situation vorlegt. Es wird lediglich auf bestehende Probleme verwiesen und die Einführung von Lärmblitzern angedeutet.

Die ÖVP hat Vorschläge für einen Rad-Highway auf dem Lerchenfelder Gürtel geäußert, wobei der Fahrzeugverkehr teilweise in Tunneln geführt werden soll – eine Idee, die in der Vergangenheit aufgrund der Kosten abgelehnt wurde. Die Grünen hingegen plädieren für eine klimagerechte Umgestaltung des Gürtels, die eine Reduzierung des Straßenverkehrs und mehr Grünflächen vorsieht.

Initiativen für sichere Radinfrastruktur am Gürtel

Vereine wie Gürtelliebe setzen sich aktiv für Veränderungen ein. Sie fordern, eine Autospur in eine Radspur umzuwandeln und die Geschwindigkeit in der Nacht auf Tempo 30 zu reduzieren, um Anwohnenden einen ruhigen Schlaf zu ermöglichen.

Obwohl ambitionierte Projekte angestrebt werden, sind umfassende Maßnahmen aufgrund finanzieller Einschränkungen derzeit nicht in Sicht. Mobilitätsstadträtin Ulli Sima betonte, dass geplante Projekte wie die Neugestaltung des Mittelstreifens nicht realisierbar seien und der Fokus vorübergehend auf den Ring verlagert wird. Derzeit konzentriert sich die Stadt auf punktuelle Verbesserungen, wie die Begrünung von Straßen und die Schaffung neuer Radwege. Im Juni wurde ein neuer Zwei-Richtungs-Radweg am Neubaugürtel eröffnet, und am Währinger Gürtel werden weitere Radwege ausgebaut.

Mehr zur Wiener Stadtentwicklung

(Red)

  • VOL.AT
  • Wien - 4. Bezirk
  • Verkehrsberuhigung am Wiener Gürtel: Notwendig oder Übertreibung?