“Der Verkaufsprozess erfolgt in gemeinsamer Abstimmung mit dem Joint-Venture-Partner der Tochtergesellschaft Wienwert AG”, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Bei der insolventen Wienwert-Holding hat am Freitag die erste Gläubigerversammlung stattgefunden.
Liquides Vermögen beträgt 40.000 Euro
Laut Bericht des Masseverwalters Norbert Abel beträgt das liquide Vermögen derzeit gerade einmal 40.000 Euro, berichtete Anlegeranwalt Lukas Aigner am Nachmittag. Die Anleihen seien aus Sicht des Masseverwalters faktisch nicht besichert. Aus der Verwertung von Immobilien seien daher keine Sonderrückflüsse zu erwarten. “Dieser Eindruck des Masseverwalters deckt sich mit den von uns gewonnen Erkenntnissen. Die Besicherungen mit Immobilien wurden offenkundig in erster Linie als Verkaufsargument vorgeschoben, in Wahrheit bestand diese vermeintliche Sicherheit für die Anleihegläubiger nicht”, so Aigner in einem schriftlichen Statement.
Wienwert hat jetzt kaum Vermögen
Nicht zuletzt deshalb habe das Oberlandesgericht (OLG) Wien die Werbung von Wienwert am 26. Februar 2015 als irreführend qualifiziert. Wienwert war wegen seiner Werbung auch jahrelang im Visier der Finanzmarktaufsicht (FMA), frühere Verantwortliche haben dafür auch Geldstrafen bekommen.
Da jetzt kaum ein Vermögen da ist und nicht absehbar sei, wieviel Geld durch den Verkauf von Tochtergesellschaften in die Verteilungsmasse kommt, will Anlegeranwalt Aigner die früheren Eigentümer und Vorstände persönlich zur Verantwortung ziehen. Die Auswertung von hunderten individuellen Fällen habe gezeigt, “dass unter der Verantwortung der früheren Eigentümer und Vorstände Wolfgang Sedelmayer und Nikos Bakirzoglu, die als sehr vermögend gelten, offenbar planmäßig und am laufenden Band unzulässige Anlageberatungsleistungen erbracht worden sind. Eine Berechtigung dazu hatte die Gesellschaft allerdings nicht”, so der Anlegervertreter.
Vertriebsmitarbeiter von Wienwert hätten Hausbesuche gemacht
Die vermeintliche Beratung sei dazu benutzt worden, Anleger vom Investment in Wienwert zu überzeugen. Vertriebsmitarbeiter von Wienwert hätten sogar Hausbesuche gemacht. “Erschütternd” sei, dass viele Anleger oft sogar den Großteil ihres Ersparten investiert hätten.
Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
Aigner + Partner haben die beiden Gründer am Donnerstag in einem Schreiben persönlich zu Schadenersatz aufgefordert. Sollte binnen zehn Tagen keine befriedigende Antwort kommen, will die Kanzlei ihren Mandanten eine Klage empfehlen.
Als nächstes wollen die Anlegervertreter die Treuhänder zur Stellungnahme auffordern.
Von der Wienwert-Holding-Insolvenz sind rund 900 Anleihegläubiger betroffen, die um 35 Mio. Euro zittern. Die Gesamtverbindlichkeiten des Unternehmens betragen mehr als 55 Mio. Euro.
APA/Red.
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