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Verbrechen und Co.: Das ist die Kriminalstatistik für Vorarlberg 2023

Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Wie hat sich die Kriminalität im Ländle im vergangenen Jahr entwickelt? Die Polizei präsentiert am Montag die aktuelle Kriminalstatistik für 2023.

Die Sicherheitslage in Vorarlberg ist trotz einer Zunahme an angezeigten Straftaten im
Jahr 2023 weiterhin stabil. Darüber informierte die Polizei Vorarlberg bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2023.

Höhere Zunahme auf Corona zurückzuführen

"Die auffallende Zunahme der Deliktszahlen gegenüber dem Jahr 2022 ist insbesondere durch den Wegfall der pandemiebedingten Einschränkungen im öffentlichen Leben während der Coronazeit zu erklären", so die Polizei. Der stellvertretende Landespolizeidirektor, Walter Filzmaier, und der Leiter des Landeskriminalamtes Vorarlberg, Philipp Stadler, stellen die Kriminalitätsentwicklung 2023 vor.

Stadler und Filzmaier präsentierten die Statistik. ©VOL.AT/Mayer

Die Exekutive erstatte im Jahr 2023 insgesamt 22.492 Anzeigen an die Staatsanwaltschaften, ein Plus von 6,6 Prozent im Vergleich zum Jahr davor (2022: 21.103). Die Anzahl der geklärten Delikte stieg um 8,4 Prozent. 16.244 Tatverdächtige konnten angezeigt werden, 6,9 Prozent mehr als im Vorjahr (15.190). Der Anteil der fremden Tatverdächtigen stieg dabei von 43,8 Prozent auf 45,2 Prozent an. Die größte Gruppe an ausländischen Straftätern machen dabei deutsche, gefolgt von türkischen und rumänischen Staatsbürgern aus.

©Polizei Vorarlberg

Höchste Aufklärungsquote im Land

Bereits zum achten Mal in Folge konnten die Polizistinnen in Vorarlberg die Aufklärungsquote über 60 Prozent halten. Mit 62,5 Prozent erreichten sie die höchste Aufklärungsquote Österreichs im Jahr 2023. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Quote um +1 Prozent erhöht. Das spreche für die professionelle und engagierte Einstellung der Polizistinnen im Ländle, meint Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher. "Die Veröffentlichung der Polizeilichen Anzeigenstatistik in Vorarlberg nehme ich wiederholt zum Anlass, mich bei den Mitarbeitenden der Landespolizeidirektion Vorarlberg für ihren täglichen Einsatz zu bedanken", so Ludescher. Die Zahlen bestätigen für ihn die Einsatzbereitschaft und das persönliche Engagement jedes einzelnen Polizeibediensteten.

Cybercrime in Vorarlberg

2023 stiegen die Anzeigenzahlen aufgrund von Internetkriminalität erneut an. Es wurden mit 2.685 Anzeigen um 23,3 Prozent mehr Delikte als im Jahr davor erfasst (2022: 2.178). Im Bereich Cybercrime im engeren Sinne wurden mit 412 Anzeigen um drei Anzeigen weniger als im Jahr davor erstattet. Die Delikte aufgrund von Internetbetrug sind deutlich gestiegen.

©Polizei Vorarlberg

Gewaltkriminalität

4.512 Gewaltdelikte wurden in Vorarlberg angezeigt, eine Zunahme von 10,9 Prozent
im Vergleich zum Vorjahr (4.067 Delikte). Dabei entfielen 1.023 Straftaten auf den Bereich
Gewalt in der Privatsphäre (2022: 1.061). Im Vergleich zum Jahr 2019 (4.062) stieg die Zahl
um 11,1 Prozent. Laut der Polizei ging bei 61,9 Prozent der begangenen Gewaltdelikte eine Beziehung zwischen Täter und Opfer voraus (2.905 Fälle). Die Aufklärungsquote bei Gewaltdelikten liegt bei 88,3 Prozent (+10,9 Prozent zum Vorjahr).

Walter Filzmaier ist stellvertretender Landespolizeidirektor. ©VOL.AT/Mayer

Die Stichwaffe war auch 2023 die am häufigsten verwendet Waffe (124 Fälle). Zwei vollendete Morde wurden verzeichnet, bei denen eine männliche und eine weibliche Person getötet wurden (2022: 3). Zudem gab es drei versuchte Morde. Sowohl bei den vollendeten als auch bei den versuchten war laut der Polizei ein Messer im Spiel. Es gab 60 Anzeigen wegen Vergewaltigung, im Vorjahr waren es 46. In überwiegenden Fällen gab es auch hier eine Beziehung zwischen Täter und Opfer. Gestiegen ist auch die Zahl der angezeigten Raubdelikte. 67 Straftaten wurden 2023 angezeigt, während es 2022 53 waren. Das entspricht einem Plus von 26,4 Prozent. Die häufigsten Tatortörtlichkeiten stellten öffentliche Orte, Straßen und Parkplätze dar.

©Polizei Vorarlberg

Mit 155 Delikten konnte ebenfalls ein Anstieg bei Gewalt gegen Beamte verzeichnet werden (2022: 129). Das könnte laut Stadler damit zu tun haben, dass die Distanz zu Polizisten, Gerichtsvollziehern und anderen Beamten nicht mehr so groß sei. Auch der Respekt ist gesunken. Laut Filzmaier sind die Täter zudem vielfach beeinträchtigt – etwa durch Alkohol oder Drogen oder eine psychische Ausnahmesituation. Dadurch sinkt die Hemmschwelle.

Eigentumskriminalität

2023 wurden bei der Polizei 5.761 Anzeigen im Bereich der Eigentumskriminalität erstattet, analog zum österreichweiten Trend, ein Plus von 25 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2019, also vor den coronabedingten Einschränkungen, sind die angezeigten Delikte um 1,7 Prozent zurückgegangen (2019: 5.860, 2023: 5.761). Öffentliche Orte, Straßen, Parkplätze sowie Wohnhausanlagen und Automaten stellten die häufigsten Tatörtlichkeiten bei Einbrüchen dar. 40 Anzeigen aufgrund von Kfz-Diebstahl wurden 2023 erstattet (2022: 33). Die Anzahl der angezeigten Kfz-Diebstähle variierte in den letzten zehn Jahren zwischen 31 (2016) und 50 (2019). Die Anzahl der Anzeigen aufgrund von Taschen- und Trickdiebstählen stieg um 52,1 Prozent von 71 erfassten Delikten im Jahr 2022 auf 108 im Jahr 2023 an.

©Polizei Vorarlberg

Suchtmittelkriminalität

2023 wurden 2.075 Delikte nach dem Suchtmittelgesetz angezeigt, ein Wiederanstieg von
16,5 Prozent im Vergleich zu den im Jahr 2022 erstatteten 1.781 Anzeigen.
Im Vergleich zum Jahr 2019, also vor den Einschränkungen durch die Coronapandemie,
stiegen die Delikte lediglich um 0,2 Prozent (2019: 2071).

©Polizei Vorarlberg

Wirtschaftsdelikte

Die echten Wirtschaftsdelikte sind von 44 Anzeigen im Jahr 2022 auf 49 im Jahr 2023 angestiegen. Im Bereich der Urkundenkriminalität wurde ein Anstieg von 437 Anzeigen im Jahr 2022 auf 458 Anzeigen verzeichnet. Im Berichtsjahr wurden 115 Anzeigen wegen Delikten mit unbaren Zahlungsmitteln gestellt, ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zu den 2022 erstatteten 100 Anzeigen. 105 Anzeigen wegen Sozialleistungsbetrugs wurden 2023 erstattet (2022: 50). Im Bereich des Trickbetrugs wurden im Jahr 2023 insgesamt 253 Anzeigen erstattet (2022: 234).

©Polizei Vorarlberg

Ergänzung: Jugendkriminalität

2023 gab es gegenüber 2022 eine Steigerung um 78 Prozent, was die Jugendkriminalität angeht. Die Zahl liegt jedoch laut Stadler weit unter dem Vor-Pandemie-Niveau. 2019 gab es rund 2500 tatverdächtige Jugendliche, 2023 waren es bereits 2221. Insgesamt waren 13,7 Prozent der ausgemittelten Tatverdächtigen im Ländle Jugendliche (2019: 15,6 Prozent). Die Deliktsfelder haben sich laut der Polizei verlagert. Es gibt weniger Sachbeschädigungen, dafür deutlich mehr Raubdelikte (von 24 auf 61 Delikte). Es handle sich hierbei um ein Phänomen, betont Stadler. Die Entwicklung sei besorgniserregend. Eine Einsatzgruppe gegen Jugendkriminalität ist auch in Vorarlberg im Einsatz. Letze Woche wurden bereits erste Schwerpunktaktionen durchgeführt.

(VOL.AT)

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