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Verbote plärren

Die Zeit ist gekommen, sich als Durchgreifer, starke Männer und Ordnungshüter zu präsentieren. Wahlkampfzeit. Da geht es darum, sich vor dem Volk stark zu zeigen. Verbote plärren ist angesagt. Längst ist das Regiment vom Ungarnland herauf in alle Parteien gezogen. Überall wachsen neue Ordnungshüterlein herauf. Unordnungsverhüterle. Ordnung macht man gern bei den Ärmsten, bei Flüchtlingen, Outlaws und anderen, die nicht im blau- oder rotkarierten Hemd erscheinen. Auf den Tisch hauen! Jetzt. Das goutiert das Stammtischmaul, ein mutiger Sager kann sich ein „Durchgreiferle“ (Sheriffsternle) anstecken.

Herr Kurz Türkis tritt als Routenschließer, Türkenkrieger und islam. Kindergartenhüter auf, Herr Doskozil Rot als Panzertreiber am Brenner, Herr Sobotka Schwarz als Spaßdemo- und Einreiseverbieter, Herr Strache Blau als personifizierte neue Ordnung. Dafür erhielt er bis vor kurzem 35% Applaus. Inzwischen nagen ihm die neuen Wahlsheriffe ein Sternle nach dem anderen ab. Das blieb auch im Landhaus nicht verborgen. „Der Hauptmann war (am Montag) ein strenger, strenger Mann, er ließ die (Medien-) Trommel rühren, die Bettler (erneut) abservieren, die alte Leier zupfen“. Hauptmann Schwarz, zur Zeit türkiser Jungtürk, wollte auch ein Durchgreiferle. „Bettelverbot muss bleiben“ schallt sein Ruf wie Donnerhall am Mo kurz durch das stets bereite Medienwäldchen. Gestreng kuckt er kurz hinter den „mutigen“ Städten und Gemeinden hervor und packt ein Gsätzle dazu: „Verschärfungen bei Umgang mit Bettelnden bewähren sich“. Na Bravo. Die Bettler sollen den neuen Christengeist im Lande spüren.

Ich habe jedenfalls gleich meinen Spendensatz pro BettlerIn von 50 Cent auf 1 Euro erhöht, mit Kind auf 1,50. „Gesundheit, Glück & langes Leben“ hab ich vor dem Ekz RAPS dafür bekommen. Eigentlich günstig, dachte ich. Danke RAPS für den Standplatz. Demnächst werde ich den Plotikeri auch ein paar Cent anbieten, denn ich habe was Wichtiges herausgebracht.

Bei einem Geburtstagsfest spielte ich voll gspritzter Hingabe das Lied „Lustig ist das Zigeunerleben“. Da wurde plötzlich bemerkt, dass das Lied angesichts der schwarzblauroten Bettelverbote streng verboten gehört. Stantepede fiel mir eine Reihe von Bettelliedern ein, die verboten gehören wie seinerzeit der Twist: I Muetters Schtübele, 2. Strophe „Mir müönd ga beattla go“: Streichen! „Wenn die Bettelleute tanzen“: Streichen! Die „Bettleroper“: Streichen! „Wer klopfet an“: Streichen. (Das wird hart). Der heilige Martin mit allen Martinsliedern: Streichen!

Es ist zum Plärren. Drum dreh ich das Ganze um, hol mir ein paar 1-Cent-Rollen, stell mich vors Landhaus und gebe den 36 Labg den Bettel. Ob sie mir „Gesundheit, Glück & langes Leben“ wünschen? Lasset uns betteln.

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