Kommen sie hoch.” Die Worte entsprechen einer Einladung zum Fitnesstraining. 76 Stufen steigt jeder empor, der Andreas Küng besuchen oder den Martinsturm besichtigen will. An Sommertagen sind das schon mal bis zu 300 Menschen. Denn das Bregenzer Wahrzeichen ist kostbar. Von den romanischen Fresken aus dem 14. Jahrhundert bis zum mächtigen barocken Zwiebelturm, den der Graubündner Baumeister Benedetto Prato 1602 oben draufgesetzt hat. Dazwischen wohnt Küng. Im Türmerstock.” Vom Essplatz aus liegen die Wipfel am Pfänderhang zum Greifen nah. Wenn er das Geschirr abwäscht, kann er den Blick über die Dächer wandern lassen. Wie aber wird man Türmer? Die Arbeitsgemeinschaft Oberstadt hat mich gefragt.” Fünf Jahre nach Kriegsende haben sich 1950 Oberstädtler zusammengefunden, die Bregenzer Altstadt wieder herzurichten. Bis heute tragen sie Sorge dafür. Mit Andreas Küng haben sie einen guten Fang” gemacht. Der liebt seinen Job. Das merkt man gleich.
Wie ein Hausmeister”
Im Internet hat er dem Martinsturm bereits ein Plätzchen gestaltet. In Absprache mit dem Denkmalamt nimmt er am alten Gemäuer auch kleinere Reparaturen vor. Seit sie im Weihnachtsmarkt drunten in der Stadt Marktstände aufgebrochen haben, beaufsichtigt er nachts den kleinen Markt am Martinsplatz. Bis vier Uhr früh überblickt er regelmäßig von oben die Szenerie. Damit niemand Schaden leide.
Drei Glocken
Und er läutet die Glocke. Drei Glocken hat der Martinsturm. Die kleine Glocke neben dem Zifferblatt erhält vom Uhrwerk die Impulse. Am Martinstag wird sie freilich von Hand geläutet.” Die große Glocke im geschindelten Turmhelm setzt der Türmer per Knopfdruck in Bewegung. Zu jedem Kirchgang ruft sie die Gläubigen in die Martinskapelle, das Patrozinium verkündet sie ebenso wie samstags um 12 Uhr das Wochenende. Von der dritten, kleinen Glocke aber baumelt noch immer ein Hanfseil in den Dachboden. Mit ihr wird das Patrozinium und das neue Jahr begrüßt und auch – man höre und staune – die Wahl eines neuen Papstes in Rom.
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