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Van der Bellen zur bevorstehenden Wahl: "Ich habe eine ernste Chance"

Van der Bellen am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Wien.
Van der Bellen am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Wien. ©APA
Alexander Van der Bellen hat sich am Sonntag erstmals seit der Bekanntgabe der Präsidentschaftskandidatur der Öffentlichkeit gestellt. Der grüne Ex-Parteichef zeigte sich am Sonntag zuversichtlich.
Van der Bellen kandidiert
Bei der Pressekonferenz

“Ich bin überzeugt, dass ich eine Chance habe; eine Chance, hinreichend viele Bürger zu überzeugen, ihr Vertrauen zu gewinnen und schlussendlich gewählt zu werden.”

Van der Bellen als “Außenseiter”

Er sei aber nicht naiv. “Ich weiß, ich bin ein Außenseiter.” In den roten und schwarzen Parteiapparaten gebe es genügend Personen, die es für undenkbar hielten, dass nicht einer der ihren den Bundespräsidenten stellt. “Aber die Zeiten ändern sich, und ich bin überzeugt, ich habe eine Chance – eine ernste Chance.”

Und: “Meine Zeit wäre mir zu schade als Zählkandidat.” Entsprechend optimistisch auch die Schlussworte seines Statements. “Wer weiß, in drei, vier Monaten, wenn es soweit ist, treffen wir uns wieder und ich stehe vor Ihnen und sage: Ich bin’s, euer Bundespräsident, gemma ‘s an.”

Persönliche Motivation für Wahl

Erwartet wurde Van der Bellen von einer Vielzahl an Journalisten, das Klicken der Kameraauslöser wollte bei seinem Eintreffen kein Ende nehmen. “Danke für das Kommen”, meinte er dazu mit einem Lächeln. “Jetzt weiß ich endlich, wie es einem mittleren Hollywood-Schauspieler geht.”

Er sei überzeugt, dass er die Position des Bundespräsidenten gut wahrnehmen könne, sagte Van der Bellen. “Ich bin ein verbindlicher Charakter.” Er würde nach innen parteiübergreifend verbinden und nach außen Österreich gut repräsentieren, versicherte er.

Auch eine persönliche Motivation nannte er. Österreich habe ihm als Flüchtlingskind große Chancen eröffnet und viel geschenkt. “Mir geht es in Österreich wirklich gut”, meinte er. “Das ist meine Heimat, dort gehöre ich hin.” Er glaube, dass es möglich sei, “als Bundespräsident etwas von dem zurückzugeben, weiterzugeben, was mir in meinem mittlerweile ziemlich langen Leben geschenkt wurde.”

Große Herausforderung

Die Herausforderungen bezeichnete er als enorm. Er verwies auf die Schere zwischen Arm und Reich, das kein Ende nehmende “Flüchtlingsdrama”, den Klimawandel und den Umstand, dass sich Europa und die EU in der “wahrscheinlich tief greifenden Krise seit ihrer Geburt” befinde.

Die Sprengung der Union hielte er für den “größtmöglichsten Fehler”, betonte er.

Zur Frage, ob er eine FPÖ-geführte Regierung angeloben würde, betonte er, dass die stärkste Fraktion nicht automatisch einen Anspruch auf den Bundeskanzler habe – “nicht juristisch, nicht moralisch, gar nicht”. Außerdem sei der Bundespräsident direkt gewählt, habe also mehr als die Hälfte der Stimmbürger auf seiner Seite. In seinem Fall gehe es da auch um eine bestimmte europapolitische Position. “Der Bundespräsident wird schon ein Mindestmaß an Vertrauen in die Regierung, die er anzugeloben hat, haben müssen. Sonst wird er alles tun, um eine andere Bundesregierung anzugeloben.”

“FPÖ nicht Bedeutung beimessen”

Er hoffe aber ohnehin, dass die Österreicher klug genug seien, sich nicht für eine “Verzwergung” der einzelnen Staaten Europas einzusetzen. “Ich würde vorschlagen, für den Moment der FPÖ nicht größere Bedeutung zuzumessen, als ihr zukommt. Wer weiß, ob der Hype nicht in zwei Jahren vorbei ist, sie ihren Plafond schon überschritten haben. Ich kann mir ja was wünschen”, so Van der Bellen.

Dem amtierenden Bundespräsidenten Heinz Fischer zollte der Grüne höchstes Lob, er selbst habe aber einen stärkeren Hang zu ironischen, sarkastischen Bemerkungen. “Da muss man sich ein bisschen zusammennehmen als Bundespräsident”, mutmaßte er. Über das Nicht-Antreten Erwin Prölls (ÖVP) sei er “gar nicht erleichtert, ich hätte das spannend gefunden”.

Fragen zu seinem fortgeschrittenen Alter ließ er nicht gelten, denn der vermutliche ÖVP-Kandidat Andreas Khol sei sogar einige Jahrgänge über ihm ins selbe Gymnasium wie er gegangen. “Ich hoffe, dass ich nicht so ganz gebrechlich auf Sie wirke.”

(APA)

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