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Valdis Zatlers zum Staatspräsidenten gewählt

Lettland - Trotz wachsender Kritik an ihrem Kandidaten hat die in Lettland regierende Mitte-rechts-Koalition den 52-jährigen Chirurgen Valdis Zatlers zum neuen Präsidenten der Baltenrepublik gewählt.

Mit 58 von 100 möglichen Stimmen erzielte Zatlers am Donnerstag im Parlament in Riga gleich im ersten Durchgang eine Mehrheit gegen den linksgerichteten Rivalen Aivars Endzins, auf den 39 Stimmen entfielen.

Zatlers wird Anfang Juli die Nachfolge der seit acht Jahren amtierenden Präsidentin Vaira Vike-Freiberga übernehmen. Der 52-Jährige zog sich harsche Kritik zu, weil er eingestehen musste, als Arzt fortwährend Zusatzzahlungen seiner Patienten eingesteckt zu haben.

Zatlers’ Stimmenanteil entspricht dem Kräfteverhältnis im lettischen Parlament. Endzins konnte sich zunächst nur der 17 Stimmen seines linksgerichteten Harmonie-Zentrums sicher sein. Dennoch galt ein glatter Wahlsieg Zatlers’ zuletzt nicht als gesichert. In der Bevölkerung hatte er laut Meinungsumfragen nur 28 Prozent Zustimmung, wohingegen 54 Prozent Endzins bevorzugt hätten. Die Annahme von Privatzahlungen der Patienten, die in den Baltenrepubliken auch 16 Jahre nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion noch weit verbreitet ist, wurde im Zusammenhang mit dem Wahlgang breit diskutiert. Die Organisation Transparency International hatte von einer Wahl Zatlers’ abgeraten.

Der designierte lettische Präsident sagte Volksnähe zu. „Als Arzt sehe ich jedes Jahr tausende Patienten“, erklärte Zatlers. „Sie berichten mir nicht nur von ihren körperlichen Leiden, sondern auch von den Leiden des täglichen Lebens.“ So habe er über die Jahre ausreichend Kenntnisse erworben, um „den Interessen jeder Bevölkerungsgruppe“ gerecht werden zu können. Zatlers, der verheiratet ist und drei Kinder hat, leitet seit 1994 das Krankenhaus für Traumatologie und Orthopädie in Riga. Einen Teil seines Studiums absolvierte er an der Universität von Yale in den USA.

Die scheidende Präsidentin Vike-Freiberga, die nach zwei vierjährigen Amtsperioden nicht wieder kandidieren durfte, äußerte sich nicht zu ihren weiteren Plänen. Die inzwischen 69-jährige Psychologie-Professorin verbrachte den größten Teil ihres Lebens in Kanada, weil ihre Eltern 1945 vor der vorrückenden Roten Armee die Flucht ergriffen hatten.

Zu den wichtigsten gesellschaftlichen Problemen Lettlands zählen bis heute die Folgen der „Russifizierung“ während der Sowjet-Ära. Rund ein Drittel der 2,3 Mio. Einwohner Lettlands sind russisch-stämmig. Ein Großteil von ihnen erhielt nach der Unabhängigkeit nicht die vollen Bürgerrechte der Baltenrepublik.

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