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UTC Wolfurt-Obmann enttäuscht von der Gemeinde

Seit 37 Jahren steht der UTC Wolfurt für Leidenschaft, Gemeinschaft und sportliche Erfolge. Doch nun droht das Aus für den traditionsreichen Tennisverein, ein Bauprojekt nimmt ihm die Heimat. Von der Gemeinde spürt der Verein keine Rückendeckung: "Wir fühlen uns ein Stück weit allein gelassen", so Präsident Dalibor Susic.

Noch fliegt die kleine gelbe Filzkugel über die Tennisanlage in der Wolfurter Hofsteiggemeinde. Noch. Denn wo heute noch Tennis gespielt wird, soll bald ein Handwerksbetrieb entstehen.

Wie lange auf der "Roten Asche" in Wolfurt noch gespielt werden kann steht in den Sternen. ©VOL.AT/Bitriol

Die (vermutlich) letzte Saison

Susic hat das, was sich da abzeichnet, bereits verdaut, zumindest nach außen hin. Als ihn Samuel Feuerstein, Geschäftsführer des Dorfinstallateurs, im Jänner dieses Jahres anrief, war das Ende der Tennisidylle besiegelt.

„Ich bin froh, dass er das Grundstück gekauft hat und ich verstehe auch seine Entscheidung“, sagt Susic. „Er hat uns immerhin erlaubt, diese Saison noch zu spielen, dafür sind wir sehr dankbar.“ Vielleicht sogar noch eine weitere. Vielleicht. Doch ein Verein kann von „vielleicht“ nicht leben.

"Alle sind enttäuscht"

Die Enttäuschung im Umfeld ist groß. „Sehr traurig. Alle sind enttäuscht", beschreibt Präsident Dalibor Susic die aktuelle Gemütslage unter den Mitgliedern. Seit seiner Gründung im Jahr 1988 ist der UTC Wolfurt weit mehr als nur ein Ort für Tennismatches. Er ist ein sozialer Treffpunkt, ein Ort des Miteinanders und der sportlichen Leistungen. Viermal konnte der Verein das renommierte Hofsteig-Turnier für sich entscheiden. Zudem war er über Jahre hinweg Ausbildungsstätte für junge Talente, darunter auch der ehemalige ATP-Spieler Martin Fischer. Über 150 Mitglieder haben hier ihre sportliche Heimat gefunden.

Möchte seinen Herzensverein nicht aufgeben: Obmann Dalibor Susic ©VOL AT/Bitriol

Nachwuchsarbeit eingestellt

Doch wie es weitergeht, weiß derzeit niemand. Die Unsicherheit über die Zukunft hat bereits erste Konsequenzen nach sich gezogen, wie Susic nüchtern erklärt: „Wir haben die Nachwuchsarbeit eingestellt. Ich kann den Kindern und Eltern nicht garantieren, dass es im nächsten Jahr überhaupt noch weitergeht.“

Wurde in Wolfurt groß: Ex-Profi Martin Fischer. ©UTC Wolfurt

Gemeinde fehlt der Fokus auf die Nachwuchsarbeit

Der Gemeinde legt der Verein den Fokus zu wenig auf den Nachwuchs: "Was den UTC Wolfurt betrifft, so steht die Gemeinde mit dem Club in Kontakt. In den letzten Jahren war der Verein in der öffentlichen Wahrnehmung wenig präsent. Es wurde besprochen, dass eine Unterstützung durch die Gemeinde - insbesondere in Form einer Subvention - möglich ist, sofern wieder ein klarer Fokus auf Nachwuchsarbeit gelegt wird.

Die Marktgemeinde Wolfurt kann keine alternative Fläche für den Club zur Verfügung stellen. Die benachbarten Clubs sind informiert und würden sich auf die Mitglieder des UTC freuen. Sollte der UTC Wolfurt konkrete Pläne und Konzepte für die Weiterentwicklung, insbesondere im Kinder- und Jugendbereich, vorlegen, stehen wir einem weiteren Austausch offen gegenüber", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Gemeinde Wolfurt.

Hoffen auf Lösung

Was besonders schmerzt: die fehlende Rückendeckung. „Die Gemeinde hat uns signalisiert, wir sollen schauen, dass wir uns bei den Nachbarvereinen in Schwarzach, Lauterach oder Hard integrieren“, sagt Susic. Auch ein Förderantrag zu Jahresbeginn wurde abgelehnt. Die Pacht, einst von der Gemeinde übernommen, zahlt der Verein mittlerweile selbst, in reduzierter Form dank Entgegenkommen des neuen Eigentümers.

Man kann den Dorfinstallateur verstehen. Der Standort ist ideal, das Projekt zukunftsweisend. Es ist legitim, wirtschaftlich zu handeln. Das Aus eines Traditionsvereins bedeutet jedoch ein herber Verlust für die Marktgemeinde Wolfurt.

Die Suche nach einem Ersatzplatz gestaltet sich bisher sehr schwierig. ©VOL AT/Bitriol

Verein ist bereit zu kämpfen

„Es wäre ein Armutszeugnis, wenn wir es nicht schaffen, eine Lösung zu finden, wir sind eine tolle Gemeinde mit 9000 Einwohnern. Es wäre sehr schade, wenn wir bald ohne eigenen Platz dastehen“, appelliert Susic an die politischen Entscheidungsträger.

Noch ist nichts gebaut. Noch fliegen die Bälle. Was bleibt, ist die Hoffnung, auf Gehör, auf politische Verantwortung, auf eine Perspektive. "Wir brauchen nur ein Grundstück, auf dem wir unseren Platz wieder aufbauen können, das ganze drumherum können wir als Verein selbst stemmen", gibt sich der Präsident kämpferisch. Der UTC Wolfurt ist bereit zu kämpfen. Was fehlt, ist ein Platz dafür.

(VOL.AT)

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