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USA starteten nach Drohnenabschuss Cyberangriffe auf Iran

Trump suchte eine Alternative zum zurückgezogenen Vergeltungsangriff
Trump suchte eine Alternative zum zurückgezogenen Vergeltungsangriff ©APA (AFP)
Nach dem Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne durch den Iran haben die Vereinigten Staaten US-Medienberichten zufolge Cyberangriffe auf iranische Raketenkontrollsysteme und ein Spionagenetzwerk gestartet.

Laut der Zeitung "Washington Post" waren die Cyberangriffe seit Wochen geplant. Zunächst seien sie von Militärs als Antwort auf die Tanker-Angriffe von Mitte Juni vorgeschlagen worden.

US-Präsident Donald Trump hatte einen militärischen Vergeltungsangriff erwogen, diesen dann aber kurzfristig abgebrochen. Wie die "Washington Post" am Samstag berichtete, wies Trump stattdessen das US-Cyber-Kommando an, zur Vergeltung Cyberattacken gegen den Iran zu starten.

Einer der Angriffe galt demnach iranischen Computern, mit denen Starts von Raketen und Lenkwaffen überwacht werden. Bei "Yahoo! News" hieß es unter Berufung auf zwei ehemalige Geheimdienstvertreter, die US-Cyberangriffe hätten zudem ein Spionagenetzwerk getroffen, das Schiffe in der Seestraße von Hormuz beobachtete. Dort waren Mitte Juni zwei Tanker aus Norwegen und Japan angegriffen worden, wofür Washington den Iran verantwortlich macht.

US-Aufklärungsdrohne abgeschossen

Die iranischen Revolutionsgarden hatten am Donnerstag eine US-Aufklärungsdrohne abgeschossen. Teheran erklärte, das unbemannte Fluggerät habe den iranischen Luftraum verletzt. Washington weist diese Darstellung zurück.

Es handelt sich nicht um die ersten Cyberattacken im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Im Jahr 2010 beschuldigte Teheran die USA und Israel, den Stuxnet-Computervirus entwickelt zu haben, um die Atomanlagen des Iran zu treffen. Stuxnet hatte mehrere tausend iranische Computer befallen und die Zentrifugen zur Anreicherung von Uran blockiert. Es wird vermutet, dass auch der Iran seine Cyberfähigkeiten inzwischen ausgebaut hat.

Trump war im Mai 2018 aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen und hatte eine Politik des "maximalen Drucks" verkündet. Die seitdem verhängten US-Sanktionen treffen die iranische Wirtschaft schwer. Trotz des Vertragsbruchs der USA hielt die Regierung in Teheran zunächst am Atomabkommen fest, kündigte Anfang Mai aber an, gewisse Bestimmungen nicht mehr einzuhalten. Die Lage in der Golfregion ist seither extrem angespannt.

"Bedeutende" Sanktionen angekündigt

Trump kündigte am Samstag neue "bedeutende" Sanktionen gegen den Iran an. Die zusätzlichen Strafmaßnahmen sollten ab Montag gelten, schrieb Trump auf Twitter, ohne weitere Details zu Art und Umfang zu nennen. Die iranischen Streitkräfte wiederum warnten die USA vor einem Angriff auf den Iran. Schon ein einziger Schuss könnte die Nahost-Region und die dortigen Interessen der USA und ihrer Verbündeten "in Brand setzen", sagte der Sprecher des iranischen Generalstabs, Abolfazl Shekarchi.

Inmitten der verschärften Spannungen zwischen den USA und dem Iran reiste der britische Staatssekretär Andrew Murrison zu Gesprächen nach Teheran. Das iranische Staatsfernsehen zeigte am Sonntag auf seiner Internetseite Bilder eines Treffens mit dem iranischen Ex-Außenminister Kamal Kharrazi, der den beim Außenministerium angesiedelten Strategischen Rat für internationale Beziehungen leitet. Die beiden Politiker berieten demnach über bilaterale Beziehungen, die politische Lage in der Region und über das Atomabkommen aus dem Jahr 2015.

(APA/ag.)

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