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USA: Schiavo wird nicht weiterernährt

Der Streit um das Leben der Koma-Patientin Terri Schiavo in den USA wird zunehmend zu einem Wettlauf gegen die Uhr. Ihre Eltern gehen in Berufung.

Nachdem ein Bundesrichter am Dienstag die Wiederaufnahme der künstlichen Ernährung ablehnte, wandten sich die Eltern der 41-Jährigen unverzüglich an ein Bundesberufungsgericht. Dadurch wollten sie erreichen, dass Schiavo ihre lebenserhaltende Magensonde wieder eingesetzt wird. Diese war ihr am Freitag nach der Entscheidung eines Richters des Bundesstaates Florida entfernt worden. Ohne das Gerät wird Schiavo bald sterben.

Eine Sprecherin des Berufungsgerichts in Atlanta im Bundesstaat Georgia bestätigte lediglich den Eingang der Berufung, ohne nähere Angaben zu machen. Die Eltern reagierten mit ihrem Schritt auf die Entscheidung von Bundesrichter James Whittemore in Tampa. Nach seiner Ansicht konnten die Eltern nicht belegen, dass die Entfernung der Magensonde die Rechte ihrer Tochter verletzt hatte. Das Leben der Patientin und ihre Freiheitsrechte seien durch die „extensive“ Behandlung des Falls vor den Gerichten Floridas „ausreichend geschützt“ worden, urteilte Whittemore.

Der Fall Schiavo wühlt die gesamte Nation auf. Nach der Entfernung der Sonde hatten sich der von den Republikanern dominierte Kongress in Washington sowie Präsident George W. Bush eingeschaltet, um Schiavos Eltern per Eilgesetz die Anrufung der Bundesgerichte zu ermöglichen. Die 41-Jährige liegt nach einem Herzversagen seit 15 Jahren im Wachkoma, ihr Hirn ist irreparabel geschädigt. Ihr Mann kämpft seit Jahren für die Abschaltung der lebenserhaltenden Geräte. Dabei beruft er sich auf Äußerungen seiner Frau. Sie habe immer gesagt, dass sie nie künstlich am Leben gehalten werden wolle. Die Eltern hoffen dagegen entgegen der überwiegenden medizinischen Fachmeinung darauf, dass ihre Tochter wieder aus ihrem vegetativen Zustand erwacht.

Bei der Anhörung vor Bundesrichter Whittemore betonten die Anwälte der Eltern, die Rechte der Patientin würden durch die Entscheidung der Gerichte zu Gunsten der Entfernung der Magensonde verletzt, ebenso ihre religiösen Rechte. Ihre Religion verbiete der streng gläubigen Katholikin Sterbehilfe. Der Anwalt von Schiavos Mann betonte dagegen, der Staat verletzte die Freiheitsrechte der Patientin, wenn er sie gegen ihren Willen am Leben halte.

Der Vatikan verurteilte scharf die Entscheidung des Bundesrichters und verglich sie mit der Todesstrafe für einen unschuldigen Menschen. Whittemore habe Schiavo zu einem „fürchterlichen Tod durch Hunger und Durst“ verurteilt, kommentierte der „Osservatore Romano“, das offizielle Sprachrohr des Heiligen Stuhls. In den Augen einer Gesellschaft, die das „Geschenk des Lebens“ nicht zu schätzen wisse, erscheine Schiavo offenbar „nutzlos“.

Nach einer Umfrage des US-Fernsehsenders ABC lehnt eine klare Mehrheit der US-Bürger weitere lebenserhaltende Maßnahmen für Schiavo ab: 63 Prozent sind dagegen, nur 28 dafür. 70 Prozent sind der Meinung, dass der Kongress sich nicht einzumischen habe. Dass es sich bei dem Engagement Bushs und seiner Partei um politisches Kalkül handelt, glauben 67 Prozent. In den vergangenen 15 Jahren beschäftigten sich bereits 19 Richter in Florida mit dem Fall und fällten insgesamt zehn Urteile. Schon zwei Mal war Schiavo die Magensonde entfernt und später wieder eingesetzt worden.

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