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USA: Hundertausende protestierten gegen Bush

Hunderttausende Amerikaner haben am Sonntag in den Straßen von New York gegen Präsident George W. Bush und seine Politik protestiert. Krawalle blieben aus, der US-Präsident steht auf dem Parteitag aber vor einer Gratwanderung.

Mit Transparenten und Sprechchören brachten sie einen Tag vor Beginn des Wahlparteitages der Republikaner ihre Ablehnung des Präsidenten zum Ausdruck. „Nie mehr Bush“ sowie „Bush lügt, und wer muss sterben?“ lauteten einige der Losungen.

Die Organisatoren schätzen die Teilnehmer, die rund fünf Stunden lang durch die Stadt zogen, auf 400.000. Die Polizei nannte keine Zahl, sagte aber, der Protestzug habe sich über mehr als 1,6 Kilometer auf zwei großen Boulevards von Manhattan erstreckt.

Die Polizei war mir einem massiven Aufgebot präsent. Die befürchteten Krawalle blieben aber aus. 200 Personen seien festgenommen worden, meldete die Polizei. Aber nur 15 Festnahmen seien in direktem Zusammenhang mit der Demonstration gestanden. Polizeisprecher Raymond Kelly sagte: „Wie wir erwartet haben, war die große Mehrheit der Demonstranten friedlich. … Hinsichtlich des Marsches verlief alles sehr gut.“

Die Route des Demonstrationszuges führte in Manhattan auch in einiger Entfernung am Madison Square Garden vorbei, der ab Montag Schauplatz des Parteitags der Republikaner sein wird. Der Zugang zum Tagungsort ist aus Furcht vor Anschlägen von Extremisten streng gesichert. Betonblocks sollen Attentate mit Autobomben verhindern.

Einige Demonstranten umgingen ein städtisches Verbot zum Betreten des Central Parks und machten dort nach Ende des Protestmarsches ein Bürgerpicknick. Hunderte legten sich ins Gras und bildeten mit ihren Körpern ein riesiges Friedenszeichen.

In den vergangenen Tagen waren bereits mehr als 300 Menschen bei Protesten verschiedener Gruppen festgenommen worden, die vor drei Tagen begonnen hatten. Am Donnerstag hatten sich Demonstranten nackt vor den Madison Square Garden gestellt, um gegen die Aids-Politik der Bush-Regierung zu protestieren. Freitagnacht bevölkerten etwa 5000 Fahrradfahrer die Straßen Manhattans, riefen Slogans wie „Schluss mit Bush“ und legten den Verkehr zeitweise lahm. Am Samstag zogen etwa 20.000 Frauen über die Brooklyn-Bridge, um ihrem Ärger über die von Bush geplante Verschärfung des Abtreibungsrechts Luft zu machen. Kritisiert wurde auch Bushs Außenpolitik. Er hatte den Angriff auf den Irak damit begründet, dass das Land über Massenvernichtungswaffen verfüge. Bislang sind solche Waffen aber nicht gefunden worden.

Auf dem Parteitag steht Bush vor einer Gratwanderung: Er muss seine Führungsrolle nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hervorheben, ohne dabei den Eindruck zu hinterlassen, den Tod von 3000 Menschen für seinen Kampf um die Präsidentschaft zu missbrauchen. Umfragen zufolge ist der von Bush ausgerufene „Krieg gegen den Terror“ trotz aller Unzufriedenheit über die Wirtschaftslage und dem Irak-Krieg für viele Amerikaner der entscheidende Grund, ihm am 2. November ihre Stimme zu geben. In jüngsten Umfragen liegt Bush leicht vor seinem demokratischen Herausforderer John Kerry.

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