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USA: England klagt Vorgesetzte an

Die zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilte US-Soldatin Lynndie England hat wegen der Misshandlung irakischer Häftlinge in Abu Ghraib schwere Vorwürfe gegen Vorgesetzte erhoben.

Sie wisse auch von weitaus schlimmeren Vorgängen in dem US-Militärgefängnis im Irak, sagte England dem US-Fernsehsenders MSNBC. Die 22-Jährige entschuldigte sich öffentlich bei den Misshandelten: „Ich hatte kein Recht, ihnen das anzutun. Es tut mir leid. Ich hoffe, dass sie mir eines Tages vergeben.“

England war eine der Hauptpersonen im Abu-Ghraib-Skandal. Zwei Jahre nach den Gefangenenmisshandlungen wurde sie in der vergangenen Woche von einer Militärjury in Fort Hood in Texas zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt.

Nach den Worten von England haben Vorgesetzte die Bilder von ihr mit nackten irakischen Soldaten gesehen. „Die Bilder waren im ganzen Gefängnis verbreitet. Die Vorgesetzten wussten das. Sie haben die Bilder gesehen. Aber sie haben so getan wie ’Ich habe das nicht gesehen’“, sagte England. Mitarbeiter der Militäraufklärung hätten gesagt: „Macht weiter mit der guten Arbeit (…) Können wir einen Abzug des Bildes haben?“. Die Vorgesetzten hätten nur jemanden gesucht, dem sie die Schuld zuweisen und auf den sie mit dem Finger zeigen könnten. Das sei sie gewesen, weil ihr Gesicht auf den Bildern zu sehen sei, sagte England.

US-Soldatinnen sind nach den Worten von England bei den Misshandlungen nackter Iraker anwesend gewesen, um die Häftlinge zu demütigen und für die anschließenden Verhöre weich zu klopfen.

Nach den Worten von England hat es in Abu Ghraib noch schlimmere Fälle von Misshandlungen gegeben. Ein Häftling sei beispielsweise in die Dusche eingesperrt worden und habe anschließend vor Schmerzen wie am Spieß gebrüllt. „Das verfolgt mich, ich höre es noch, als ob es gestern passiert ist“, sagte England.

England begründete ihre Teilnahme an den Misshandlungen damit, dass sie ihren 14 Jahre älteren Freund Charles Graner geliebt und ihm blind vertraut habe. Graner sei außerdem vor dem Einsatz im Irak Gefängniswärter gewesen und sie habe sich gesagt: „Okay, er weiß, was er tut.“ Sie wolle jetzt dafür Sorgen, dass Graner nie im Leben das gemeinsame Kind zu Gesicht bekomme, sagte England. Graner war selbst wegen der Misshandlungen in Abu Ghraib zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.

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