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USA: Al-Sadr warnt vor Bush-Treffen

Die außer Kontrolle geratene Gewalt im Irak stellt die Regierung in Bagdad immer mehr vor eine Zerreißprobe. Al-Sadr warnt Al-Maliki vor einem Treffen mit Bush.

Die Abgeordneten und Minister der Bewegung des radikalen Schiitenpredigers Al-Sadr drohten am Freitag mit Rückzug aus Regierung und Parlament, falls sich Ministerpräsident Al-Maliki wie geplant am Mittwoch in Amman mit US-Präsident Bush treffen sollte.

Am Vortag waren bei Bombenanschlägen in der Schiiten-Hochburg Sadr -City bis zu 200 Menschen getötet worden. Mit einer diplomatischen Offensive bemüht sich unterdessen die US-Regierung um eine Stabilisierung der Lage. Vizepräsident Cheney wird am Samstag zu Gesprächen in Saudi-Arabien erwartet. Nach Informationen der „Washington Post“ will er König Abdullah dazu drängen, dass Riad mäßigend auf die Sunniten im Irak einwirkt.

Präsident Bush will bei seinem Besuch in Amman auch König Abdullah II. von Jordanien treffen. Jordanien ist wie Saudi-Arabien ein wichtiger Verbündeter der USA im Nahen Osten. Mit Blick auf die Drohung der Sadr-Bewegung sagte ein Sprecher des Weißen Hauses, Bush halte an seiner geplanten Begegnung mit Al-Maliki fest.

Nach der verheerenden Anschlagserie in Sadr-City erschütterte am Freitag eine Reihe blutiger Racheakte die sunnitischen Viertel Bagdads. Ein Korrespondent des Nachrichtensenders Al-Arabija berichtete von schweren Zusammenstößen im nördlichen Stadtteil Hurrija, nachdem Bewaffnete dort vier Moscheen in Brand gesteckt hätten. Es habe mehr als 30 Tote gegeben, meldeten arabische Medien.

Bush hält an Treffen fest

Ungeachtet der neuen Gewalt im Irak hält US-Präsident George W. Bush an einem Treffen mit dem irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki fest. Das Treffen solle kommende Woche in Jordanien stattfinden, kündigte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott Stanzel, am Freitagabend an. US-Vizepräsident Dick Cheney wollte am Samstag in Saudi-Arabien mit König Abdallah über die Lage im Irak sprechen.

Im Mittelpunkt des Treffens von Bush und Maliki in Amman werde die Frage stehen, wie die Sicherheit in Bagdad gewährleistet und man der Gewalt Herr werden könne, sagte Bushs Sprecher. Geplant sei auch ein Treffen mit dem jordanischen König Abdullah. Bush hält an dem Termin trotz des für diesen Fall angedrohten Rückzugs des radikalen Schiitenführers Moktada al-Sadr aus der irakischen Regierung fest.

Der Generalsekretär der Sadr nahestehenden Organisation Märtyrer Allahs, Sahib Amiri, beschuldigte die US-Armee, mit sunnitischen und „terroristischen“ Kräften des Landes gegen die Schiiten zusammenzuarbeiten. Es sei klar, dass es eine Kollaboration zwischen der US-Armee, dem Terrornetzwerk Al-Kaida und Anhängern der früheren Baath-Partei von Ex-Präsident Saddam Hussein gebe, sagte Amiri am Samstag. Dafür gebe es Beweise.

Jordaniens Regierungschef Maarouf Bakhit und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdogan warnten auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Amman vor einer Teilung des Irak. Eine Teilung würde auf einen Bürgerkrieg hinauslaufen, der auch gefährliche Auswirkungen auf alle Nachbarländer hätte, sagte Bakhit am Samstag. Die Türkei würde eine Teilung des Landes nicht akzeptieren, stellte Erdogan klar. Eine Aufsplittung in einen schiitischen, einen sunnitischen und einen kurdischen Landesteil würde Ankara als Beginn eines Bürgerkriegs auffassen, sagte Erdogan.

Auch zwei Tage nach dem schlimmsten Anschlag auf die schiitische Bevölkerung im Irak seit dem Sturz von Ex-Machthaber Saddam Hussein im Frühjahr 2003, bei dem im Bagdader Schiitenviertel Madina al-Sadr (Sadr City) am Donnerstag über 200 Menschen starben, hielten die Behörden die Ausgangssperre aufrecht. Nordöstlich von Bagdad in dem 75 Kilometer entfernten schiitischen Dorf Imam brachte ein schwerbewaffnetes Überfallkommando in der Nacht zum Samstag 21 männliche Einwohner um. Unter den Opfern war auch ein zwölfjähriger Bub. Die Leichen wurden am Morgen gefunden.

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