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US-Pastor bekräftigt Verzicht auf Koran-Verbrennung

Der radikale US-Pastor Terry Jones hat am Freitag nach einem verwirrenden Hin und Her bekräftigt, dass er nun zumindest am Samstag keine Koran-Bücher verbrennen will. Die muslimische Welt mahnte zur Besonnenheit. Dennoch kam es in Afghanistan zu Gewalt.
Jones sagt Koran-Verbrennung ab
Proteste gegen Koran-Verbrennung
Absage der Koran-Verbrennung wackelt

“Wir ziehen ganz ernsthaft, ernsthaft, ernsthaft nicht in Erwägung, den Koran zu verbrennen”, sagte Jones vor Journalisten in Gainesville (Florida). Auf Nachfragen wollte er sich aber nicht darauf festlegen, dass dies auf Dauer so bleibt.

Jones wollte nach eigenen Angaben am Freitag nach New York reisen, um sich dort die Bestätigung einzuholen, dass es nicht zu einem umstrittenen Moscheebau nahe dem Ort der Anschläge vom 11. September kommt. Am Donnerstag hatte er seinen Verzicht auf die Koran-Verbrennung mit einer Zusage begründet, dass der Bau an anderer Stelle erfolgt. Der für das Projekt zuständige Imam Feisal Abdul Rauf in New York hatte die Aussagen des Pastors aber deutlich zurückgewiesen. Jones will sich am Samstag mit dem Imam treffen. Ob es zu einer solchen Begegnung kommen wird, war zunächst aber offen.

Aus der muslimischen Welt, die am Freitag das Ende des Fastenmonats Ramadan feierte, kamen Stimmen, die zur Besonnenheit mahnten. Dennoch gab es Gewalt. Bei Protesten gegen die Pläne des Pastors wurde am Freitag vor dem Bundeswehr-Feldlager im nordostafghanischen Feisabad nach offiziellen Angaben ein Demonstrant erschossen. Jones sagte, er sei dafür nicht verantwortlich.

Im Irak rief der schiitische Ajatollah Ali al-Sistani dazu auf, sich von dem Vorgehen des Pastors nicht provozieren zu lassen. “Wir verurteilen diesen Angriff auf den heiligen Koran und betonen die Wichtigkeit, dass diese Aktion nicht ausgeführt wird, aber wir rufen die Muslime auf, höchste Zurückhaltung zu üben”, sagte er in Bagdad. In Singapur warnte der muslimische Führer Abu Bakar Maidin, es dürfe angesichts der Provokation keine “Racheakte” geben. In London protestierten Tausende Muslime beim Freitagsgebet in der Baitul- Futuh-Moschee gegen “religiösen Extremismus” jedweder Art.

Pastor Jones, der eine Mini-Gemeinde mit nur 50 Mitgliedern leitet, hatte die Welt mit einem Zickzackkurs in Atem gehalten. Nach einem persönlichen Telefonanruf von US-Verteidigungsminister Robert Gates gab er am Donnerstag bekannt, dass er die Pläne für die Koran-Verbrennung fallengelassen habe. Wenig später sagte er, er wolle die Entscheidung überdenken. Die Verbrennung sei nur ausgesetzt.

Das Hin und Her begründete der Pastor damit, dass sich die Voraussetzungen für die Absage der Bücherverbrennung wieder geändert hätten. Sie beruhte nach seinen Angaben auf einer Vereinbarung mit der muslimischen Gemeinde in New York, dass der umstrittene Bau der Moschee nicht in der Nähe vom Ground Zero verwirklicht werden solle, wo am 11. September vor neun Jahren die Zwillingstürme des World Trade Centers von islamistischen Terroristen zum Einsturz gebracht worden waren.

Dieser von Jones proklamierte Kompromiss wurde jedoch unmittelbar nach der Verkündung von allen Seiten dementiert. Imam Feisal Abdul Rauf sagte: “Wir werden nicht mit unserer noch mit irgendeiner anderen Religion spielen. Noch werden wir einen Tauschhandel treiben.” Auch die Planer des muslimischen Kulturzentrums “Park51” bezeichneten die Ankündigung als haltlos.

Jones bekräftigte dagegen am Freitag in einem Interview des Senders ABC, dass es eine Zusage des Imam gebe. Er glaube daran, dass dieser sein Wort halten werde.   

Die geplante Verbrennung des heiligen Buches der Muslime hatte die US-Regierung zunehmend beunruhigt. Auch Präsident Barack Obama hatte sich eingeschaltet. Er appellierte an Jones, auf den “zerstörerischen Akt” zu verzichten.

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