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US-Berichtssaison beginnt mit Verlust

Mit einem unerwartet hohen Verlust hat der weltgrößte Aluminiumkonzern Alcoa die im Krisenjahr 2009 mit besonderer Spannung erwartete Bilanzsaison der US-Firmen eröffnet.

Der Konzern, dessen Geschäftsentwicklung als Barometer für den allgemeinen Wirtschaftsverlauf gesehen wird, wies für das vierte Quartal ein Minus von 1,2 Mrd. Dollar (896 Mio. Euro) aus – die ersten roten Zahlen seit sechs Jahren. “Alles Schlechte kommt derzeit zusammen”, klagte der frühere Siemens- und heutige Alcoa-Chef Klaus Kleinfeld.

Ein krasser Preisverfall für Aluminium, die globale Wirtschaftsflaute und Rückstellungen für Produktionskürzungen belasteten die Bilanz, erläuterte Kleinfeld. Erst vor wenigen Tagen hatte Alcoa angekündigt, rund 15.000 seiner 97.000 Arbeitsplätze weltweit zu streichen, die Investitionen zu halbieren und die Produktion zu drosseln. “Die Preise sind niemals zuvor so schnell gesunken”, sagte Kleinfeld. Allein im vierten Quartal habe es einen Einbruch um 35 Prozent gegeben, binnen fünf Monaten gar um 56 Prozent.

Derzeit kostet die Tonne Aluminium weniger als 1.500 Dollar, nach 3.380 Dollar im Juli. Der Verfall gehe einher mit der wegbrechenden Nachfrage vor allem der Auto- und Bauindustrie. Alcoa beliefert daneben auch die Luft- und Raumfahrtindustrie sowie Verpackungsfirmen. Wegen dieser breiten Aufstellung liefern die Alcoa-Geschäfte ein gutes Abbild davon, wie es in anderen Branchen läuft. Einziger Hoffnungsschimmer sei, dass die Lagerbestände bei Kunden inzwischen drastisch gesunken seien, sagte Kleinfeld. Davon könne sein Konzern bei einem Wiederanspringen der Wirtschaft schnell profitieren.

Vor Jahresfrist hatte Alcoa noch 632 Mio. Dollar Gewinn eingefahren. Im fortgeführten Geschäft belief sich das Minus abgesehen von Abschreibungen jetzt auf 0,28 Dollar je Aktie – erwartet worden war lediglich 0,09 Dollar Verlust. Der Umsatz sank von 7,0 auf 5,7 Mrd. Dollar und lag damit über den Erwartungen.

Kleinfeld präzisierte auch das angekündigte Sparprogramm. So sollten von den 15.000 Stellen bis zu 5.000 in Nordamerika und 4.400 in Europa wegfallen. Im Rahmen der Sparmaßnahmen will Alcoa auch Geschäftsbereiche verkaufen, Gehälter einfrieren und einen Einstellungsstopp verhängen. Damit sollen pro Jahr 450 Mio. Dollar eingespart werden. Die Investitionen werden auf 1,8 Mrd. Dollar halbiert. Für die Schritte wurde eine Milliarde Dollar Rückstellungen im vierten Quartal verbucht.

Kleinfeld geht davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Aluminium 2009 um etwa zwei Prozent auf 36 Mio. Tonnen sinken wird. Experten schließen nicht aus, dass Alcoa noch tiefere Einschnitte vornehmen muss. “Bei den aktuellen Preisen für Aluminium können sie kein Geld verdienen”, sagte etwa Brian Hicks von US Global Investors.

Die Alcoa-Aktie verlor nachbörslich trotz des unerwartet hohen Verlustes nur leicht. Das Papier hat aber schon eine rasant Talfahrt hinter sich: Vom Höchststand Ende Mai 2008 von knapp 45 Dollar rauschte es bis Mitte November auf 6,82 Dollar. Aktuell kostet die Alcoa-Aktie 10 Dollar. Die Papiere vieler anderer Metall-Konzerne haben sich ähnlich entwickelt.

Industrie-Branchen, die über Jahre für eine stabile Aluminium- Nachfrage sorgten, leiden unter der schwachen Konjunktur und kappen ihre Produktion. Die Aluminium-Hersteller sitzen derzeit auf hohen Vorräten. Das alles führte bei Alcoa im Schlussquartal zu Abschreibungen und Sonderbelastungen von insgesamt 920 Mio. Dollar.

Das Jahresergebnis 2008 fiel ebenfalls drastisch schlechter aus: Es gab einen Verlust von 74 Mio. Dollar nach 2,56 Mrd. Dollar Gewinn im Vorjahr. Der Jahresumsatz sank um gut acht Prozent auf 26,9 Mrd. Dollar. Die Alcoa-Aktie verlor in den USA vorbörslich gut ein Prozent.

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