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US-Behörden warnen Fluggesellschaften vor "menschlichen Bomben"

Die US-Behörden haben Fluggesellschaften vor möglichen Anschlägen durch Terroristen mit im Körper implantiertem Sprengstoff gewarnt. Demnach prüfen Terrornetzwerke, Attentätern chirurgisch Sprengstoff einsetzen zu lassen und sie so zu "menschlichen Bomben" zu machen, berichtete die "Los Angeles Times" am Mittwoch.
So wollten Terroristen die verstärkten Sicherheitskontrollen an den Flughäfen umgehen. Die “Los Angeles Times” zitierte einen Sprecher der US-Flugsicherheitsbehörde TSA mit den Worten, dass unter die Haut implantierter Plastiksprengstoff mit den bisherigen technischen Möglichkeiten nicht nachweisbar sei.
Passagiere auf Flügen in die USA müssten daher nun mit schärferen Sicherheitskontrollen rechnen, sagte TSA-Sprecher Nicholas Kimball der Zeitung. Dem Bericht nach könnten nun systematischere Kontrollen der Passagiere erfolgen, etwa die Untersuchung von Hautpartikeln auf Sprengstoff mit Hilfe von Wattestäbchen. Solche Methoden gebe es derzeit nur bei einer Minderheit der Reisenden.

TSA-Sprecher Greg Soule, sagte der “New York Times“, es könnten bereits eingesetzte Maßnahmen wie gezielte Befragungen und das Abtasten von Fluggästen nun in größerem Umfang eingesetzt würden. “Diese Maßnahmen sollen unvorhersehbar sein. Passagiere sollten also nicht an allen internationalen Flughäfen dieselbe Art von Aktivität erwarten“, sagte Soule weiter.

Ein Sprecher des Weißen Hauses bestätigte, dass die TSA und die Heimatschutzbehörde “Fluggesellschaften und ausländische Partner” über Geheimdiensterkenntnisse informiert hätten, wonach Terroristen den Luftfahrtsektor angreifen wollten. Es gebe jedoch keine Erkenntnisse über eine “unmittelbare oder spezifische Bedrohung”, fügte er hinzu. Zudem sei es “nicht überraschend“, dass Terroristen neue Wege suchten, um Sicherheitskontrollen zu umgehen, wenn sie Flugzeuge angreifen wollten. Die Fluggesellschaften American Airlines und US Airways wollten sich zunächst nicht äußern.

Ein ranghoher Sicherheitsbeamter sprach von einer “möglichen neuen Technik, die benutzt werden könnte”, Hinweise auf eine unmittelbare Gefahr gebe es aber nicht. Gleichwohl würden auf “internationaler Ebene und in den USA” die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Die TSA selbst erklärte, Terrororganisationen hätten in der Vergangenheit wiederholt und öffentlich ihr Interesse gezeigt, Wege zu finden, um Sprengstoff in Flugzeuge schmuggeln zu können.

Die “New York Times” zitierte am Donnerstag einen Beamten des Heimatschutzministeriums, wonach neue Geheimdienstinformationen darauf hindeuteten, dass möglicherweise die Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel diese Anschlagsmethode “zumindest noch einmal neu betrachtet”. Al-Kaida-Mitglieder im Jemen hätten unlängst Pläne geäußert, einen Chirurgen anzuheuern, um Attentätern Bomben einzusetzen, berichtete der US-Sender CBS unter Berufung auf Sicherheitskreise. Auf einer Extremisten-Webseite habe ein angeblicher Arzt geschrieben: “Durch eine Operation kann ich eine Bombe in den Köper eines Selbstmordattentäters implantieren, Sprengstoffwesten werden unnötig. Ist das nicht besser als alle anderen Optionen?”

Nach den Worten des Sicherheitsanalysten Juan Zarate ist diese Methode aber noch nie erfolgreich angewendet worden. “Es gibt eine Reihe technischer Probleme damit, eine Bombe in den menschlichen Körper zu operieren”, sagte er CBS. “Zudem wirkt der Körper selbst ja ein wenig wie ein Puffer, der auf die Explosion wirkt.” Auch der Sicherheitsexperte James Carafano vom US-Politikinstitut Heritage Foundation in Washington wies jedoch darauf hin, dass es schwierig sein könnte, jemandem eine Bombe zu implantieren, die groß genug ist, um massiveren Schaden anzurichten. Auch dürfte es für Attentäter problematisch sein, sich in einem Flugzeug so zu positionieren, damit eine Explosion katastrophale Folgen hätte, sagte Carafano der “New York Times” weiter.

Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gelten verschärfte Sicherheitskontrollen. Damals hatten Terroristen vier US-Linienmaschinen entführt. Zwei von ihnen steuerten die Entführer in die Türme des World Trade Centers in New York, eine dritte Maschine in das Pentagon in Washington. Ein viertes Flugzeug zerschellte auf einem Feld in Pennsylvania. Insgesamt starben bei den Anschlägen fast 3.000 Menschen.

Seither gab es mehrere vereitelte Anschläge auf US-Flugzeuge. Unter anderem versuchte am Christtag 2009 ein Nigerianer auf einem Flug von Amsterdam nach Detroit, in seiner Unterhose eingenähten Plastiksprengstoff zu zünden. Er verletzte sich dabei selbst und wurde von Passagieren überwältigt.

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