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US-Band Incubus begeisterte Fans mit Best-of-Auswahl in Wiener Arena

Incubus gab sich in der Wiener Arena die Ehre.
Incubus gab sich in der Wiener Arena die Ehre. ©Amy Harris/Invision/AP
Die US-Band Incubus rockte am Mittwochabend die Wiener Arena und verließ sich dabei auf ihr Ohrwurm-Material. Den Fans gefiel die Best-of-Auswahl jedenfalls.

Rockmusik hat heutzutage keinen leichten Stand: Hip-Hop und elektronische Sounds dominieren die jugendlichen Zimmer, an deren Wänden sich immer weniger Poster mit Gitarre-schwingenden Helden finden. Warum also nicht zurückblicken, wie es die US-Band Incubus am Mittwochabend in der Wiener Arena getan hat? Vor ausverkauftem Haus wurde dabei sehr solide ein Hit an den anderen gereiht.

Incubus lieferte Hit um Hit in der Wiener Arena

Davon hat die Gruppe um Sänger und Aushängeschild Brandon Boyd schließlich einige: In den 1990ern als teils wild experimentierende Funkband mit harter Schlagseite gegründet, verwandelte sich das Quintett über die Jahre zum beständigen Ablieferer von eingängigen Melodien. Die Metalanteile wurde sukzessive zurückgefahren, stattdessen kamen verträumte Harmonien und ein Faible für guten Pop zum Vorschein. Nur zuletzt war man eher zaghaft in den Veröffentlichungen – immer seltener, immer weniger überzeugend wurden sie.

Den hiesigen Fans scheint das aber nichts auszumachen. Kaum war kurz nach 21 Uhr das Licht auf der Open-Air-Bühne erloschen, brach ein Begeisterungssturm los, der sich nur bei Boyds späterem (und obligatorischen) Entledigen seines Shirts in noch lichtere Höhen steigern sollte. Zunächst hieß es aber sich zu akklimatisieren. Mit “Privilege” wurde zwar druckvoll begonnen, allerdings brauchte man fünf Nummern, um sich auf Sound und Anlage einzustellen.

US-Rockband mit solider Performance

Bald war das Krächzen und Scheppern aber abgestellt, mit “Circles” hielt eine gut ausgewogene Balance Einzug: Bassist Ben Kenney und Drummer Jose Pasillas (wie üblich seitlich zum Publikum positioniert) zimmerten das Fundament, Keyboarder und DJ Chris Kilmore sorgte für zwischenzeitliche Auflockerung, und Gitarrist Mike Einziger zauberte eine wunderbare Melodie nach der anderen hervor. Der zurückhaltende Songschreiber zeigte sich vor dem Gig “dankbar, dass wir das immer noch machen können. Du rechnest eigentlich nicht damit, dass es so lange anhält.”

Stimmt, immerhin gab es auch Zeiten, in denen die Zukunft von Incubus mehr als ungewiss war. Das ziellose “If Not Now, When?” von 2011 kann diesbezüglich als unrühmlicher Höhepunkt genommen werden, aber mit dem im Vorjahr vorgelegten “8” gibt es zumindest wieder zarte Anknüpfungen an frühere Glanztaten. Live machten das etwa “No Fun” und “Glitterbomb” deutlich: Da stimmte die Energie, knallte der Bass und war Boyd in seiner unnachahmlichen Manier das pulsierende Gravitationszentrum einer Band, die gerne auf mehreren Hochzeiten tanzt.

“Bestimmte Ungewissheit ist wichtig und schön”

“Am wichtigsten ist uns wohl, dass wir uns nicht wiederholen”, meinte dementsprechend Einziger im APA-Interview. “Klar gibt es Parallelen, immerhin sind es immer noch wir, die diese Songs schreiben. Aber wir wissen vorher nicht, was herauskommt. Meine Erfahrung ist: Je mehr wir im Vorhinein planen, umso weniger besonders fühlt es sich an. Eine bestimmte Ungewissheit ist einfach wichtig und schön. So wird jedes Album zu einer Momentaufnahme – es zeigt dich zu dieser Zeit, an diesem Ort.”

Der scheint für “8” ganz gut gewesen zu sein. Aber klar wollen die Fans die Klassiker hören: Ein aus Tausenden Kehlen gebrülltes “Pardon Me” war frühes Highlight und in seinem Crossover-Appeal kaum zu schlagen; “Sick Sad Little World” führte vor Augen (und Ohren), wie sich Einzigers Spiel über die Jahre entwickelt und gesteigert hat; und bei den großen Refrains von “Wish You Were Here” oder “Drive” musste Boyd eigentlich nur locker das Mikro in Richtung Publikum halten, dabei übers ganze Gesicht zufrieden lächelnd.

Mit umjubelter Best-of-Auswahl eine gute Zeit

Eigentlich war es nicht viel, was Incubus an diesem Abend lieferten. Ein paar Mal wurde “Thank You” eingestreut, die Kommunikation untereinander war ebenso auf ein Minimum reduziert, die Licht- und Visualshow gerade mal behübschende Umrahmung. Aber mehr brauchte es offenbar nicht. Kaum ein Break, kaum ein Song, der nicht vom ersten Moment an bejubelt wurde. Dazu klug gewählte Covers wie etwa Chris Isaaks “Wicked Game” oder eine kurze Pink-Floyd-Verneigung vor der Zugabe.

Bleibt es so spannend, gar überraschend? Nun, eine Best-of-Auswahl befriedigt immerhin einen Großteil der Anwesenden. “Mit der Zeit wird es ja immer schwieriger, dass sich neue Musik spannend anfühlt”, meinte Einziger in diese Richtung auch etwas nachdenklich. “Oft willst du einfach etwas nachbilden, aber das geht zwangsläufig schief.” Für das jüngste Album sei beispielsweise die Zusammenarbeit mit Electro-Kapazunder Skrillex ein Puzzlestein gewesen, warum es “unglaublich Spaß gemacht hat. So hat das Album neues Gewicht bekommen.” Eine gute Zeit haben also, egal ob im Studio oder auf der Bühne: So lange Incubus dieses Kunststück noch zusammenbringen, bleibt die Band wohl für Fans wie sich selbst relevant. An diesem Abend war sie es jedenfalls.

(APA/Red)

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