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US-Autofahrer sind Hauptproblem für Ölmärkte

In den kommenden Tagen und Wochen wird US-Präsident George W. Bush wieder einen neuen Anlauf machen, um seinen Energiegesetzentwurf durch den Kongress zu pauken.

Vor dem Hintergrund von Ölpreisen um 50 Dollar (38,5 Euro) je Barrel sind die Chancen auf eine Verabschiedung zwar etwas besser geworden, doch hatte es in den vergangenen vier Jahren keine Einigung zwischen Republikanern und Demokraten in Sachen Energie gegeben. Umweltschutzgruppen und Industrieverbände mischen voll mit.

Um die Ölproduktion im eigenen Land zu erhöhen, verlangt Bush die Öffnung eines riesigen Naturschutzgebietes im Norden Alaskas und küstennaher Gebiete in der Nähe der Strände von Florida für die Ölförderung. Die US-Automobilindustrie wehrt sich gegen jeden Versuch, neue, härtere „Flottenverbrauchs“-Vorschriften einzuführen. Sie würden Detroit zwingen, Autos mit geringerem Treibstoffverbrauch anzubieten. Autos mit Brennstoffzellen-Antrieb würden über einen Zeitraum von fünf Jahren mit 1,2 Mrd. Dollar gefördert.

Die hohen Ölpreise sind inzwischen in den USA zum Politikum geworden. Sie kosten die Amerikaner viele Mrd. Dollar zusätzlich und haben einen deutlichen konjunkturellen Bremseffekt. Sie wirken wie eine massive Steuererhöhung. Die meisten Autofahrer haben in dem großräumigen Land ohne ausreichende öffentliche Verkehrsmittel keine Wahl. Sie müssen tanken, denn ohne Auto kommen sie nicht zur Arbeit oder in die Geschäfte.

Die knapp 300 Millionen Amerikaner repräsentieren rund sechs Prozent der Weltbevölkerung, doch verbrauchen sie rund ein Viertel des globalen Ölangebots. In diesem Jahr wird der amerikanische Ölverbrauch um 1,6 Prozent auf 20,9 Mrd. Fass (je 159 Liter) pro Tag steigen, schätzt die Energie-Informations-Behörde EIA. Fast die Hälfte entfällt auf Treibstoff.

Die US-Autofahrer verbrauchen mit 9,3 Mio. Fass allein rund ein Neuntel des globalen Ölangebots von etwa 84 Mio. Fass pro Tag. Die US-Ölproduktion fällt seit Jahrzehnten und liegt in diesem Jahr nur noch bei 5,5 Millionen Barrel pro Tag. Der Rest muss importiert werden. Bush hat die „Strategische Ölreserve“ für geopolitische Krisenfälle mit 600 Mio. Fass gefüllt, und die Demokraten verlangen Verkäufe, um die Ölpreise zu drücken.

Das globale Ölproblem würde sich nach Expertenschätzungen leicht lösen lassen. Die US-Autofahrer kaufen seit 20 Jahren immer mehr Geländewagen, Pickups und Minivans mit sehr hohem Benzinverbrauch. Der Pkw-Anteil liegt inzwischen bei unter 50 Prozent des US-Gesamtabsatzes. Mit Kleinwagen ist hier kaum ein Fuß auf den Boden zu kriegen. Der Durchschnittsverbrauch aller US-Autos liegt bei rund zwölf Liter auf hundert Kilometer, Tendenz rasch steigend.

Der Grund für die anhaltende Vorliebe der Amerikaner für die großen Benzinfresser ist einleuchtend. Bleifreies Normalbenzin kostet wegen der extrem niedrigen US-Treibstoffsteuern im Landesschnitt trotz der enorm gestiegenen Benzinpreise nur etwa 0,46 Euro je Liter.

„Weder das Weiße Haus, noch der Kongress versuchen ernsthaft, den 800-Pfund-Gorilla des Ölverbrauchs anzugreifen – Autos und Trucks“, kritisiert das US-Wirtschaftsmagazin „Business Week“. Eine Halbierung des durchschnittlichen Benzinverbrauchs auf rund sechs Liter je 100 Kilometer würde letztlich sechs Millionen Barrel weniger US-Ölverbrauch pro Tag bedeuten, zitierte das Magazin die Energieexpertin Amy Myers Jaffe.

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