Ein beteiligter Lotse verteidigte nun die Entscheidung, trotz der schwierigen Wetterbedingungen durch ein gefährliches Seegebiet zu fahren. Wie es zu den Motorproblemen der “Viking Sky” kam, ist bisher unklar.
Ermittlungen zu Motorproblemen
Mehrere Behörden, darunter die Polizei und die norwegische Havariekommission, leiteten am Montag Ermittlungen zu den Motorproblemen des Schiffes ein. Nach ersten Untersuchungen an Bord erklärte die staatliche Seefahrtsbehörde, es sei noch zu früh, um eine Ursache zu benennen.
Ohne die Antriebsprobleme hätte es die “Viking Sky” problemlos geschafft, das berüchtigte Küstengebiet Hustadvika an der westnorwegischen Küste südwestlich von Trondheim zu durchqueren, sagte der Lotse Inge Lockert nach Angaben der Nachrichtenagentur NTB dem Online-Medium “Vesteralen Online”.
Schiff geriet in Seenot
Während einer zwölftägigen Kreuzfahrt entlang der norwegischen Westküste war die “Viking Sky” am Samstagnachmittag aufgrund von Problemen mit seinen Motoren in dem Küstengebiet Hustadvika in Seenot geraten. An Bord befanden sich zu dem Zeitpunkt 915 Passagiere und 458 Besatzungsmitglieder. Zu den Gästen zählten überwiegend Briten und Amerikaner.
Evakierung über Hubschrauber
Ein knappes Drittel der 1.373 Menschen an Bord wurde bei einem dramatischen Evakuierungseinsatz per Hubschrauber an Land geholt. Die restlichen fast 900 Personen liefen mehr als 24 Stunden nach dem abgegebenen Notruf mit dem Schiff im Hafen der Stadt Molde ein. Zu dem Zeitpunkt hatte die “Viking Sky” ihren Antrieb wiedererlangt.
Alles an Bord war überprüft worden
Lockert war einer der beiden norwegischen Lotsen, die den finnischen Kapitän an Bord beraten hatten. “Jemand hat gesagt, das Schiff hätte nicht herausfahren sollen. Aber das ist ein Schiff, das über 200 Meter lang ist”, meinte er. Alles an Bord sei vorab mit der Besatzung überprüft worden und in Ordnung gewesen – bis es zu den Motorproblemen gekommen sei.
Nichts sprach gegen Fahrt durch das Gebiet
Der Ausgang der dramatischen Situation erleichtere ihn. “Der Adrenalinspiegel war hoch. Es war eine gute Portion Glück dabei, zusätzlich dazu, dass alle Leute das gemacht haben, was sie sollten”, sagte Lockert. Sein Arbeitgeber, die norwegische Küstenwache, erklärte ebenfalls, nichts habe dagegen gesprochen, dass ein Schiff vom Format der “Viking Sky” bei dem Wetter durch das Gebiet habe fahren können.
Fahrt sei reines Glücksspiel gewesen
Ein Professor der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens, Svein Kristiansen, sagte dem Rundfunksender NRK dagegen, die Fahrt sei ein reines Glücksspiel gewesen. Es sei skandalös, dass ein Kreuzfahrtschiff mit mehr als 1.300 Menschen an Bord bei Bedingungen herausgefahren sei, bei denen wegen des Wellengangs im Notfall keine eigenen Rettungsboote eingesetzt hätten werden können.
Schiff drohte auf Grund zu laufen
Die “Viking Sky” drohte vorübergehend, auf Grund zu laufen. In dem Küstengebiet ist es schon häufiger zu Schiffsunfällen gekommen. Kapitäne der Reederei Hurtigruten hatten sich wegen der Wettervorhersagen entschlossen, das Gebiet vorübergehend zu meiden. Ein Schiff legte deshalb später als geplant ab, damit es erst Sonntagfrüh durch die Hustadvika musste, eines blieb ganz im Hafen, wie ein Hurtigruten-Sprecher sagte.
Zweites Schiff mit Motorschäden im Gebiet
Ein anderes Schiff, das in dem Gebiet ebenfalls am Samstagnachmittag Motorschäden erlitten hatte und daraufhin Schlagseite bekam, wurde in die Gemeinde Averoy geschleppt. Laut Küstenwache traf die “Hagland Captain” am Montagnachmittag in Averoy ein.
(APA/dpa)
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