Stehaufmännchen?
Warum sind manche Menschen erfolgreich in der Bewältigung belastender Lebenssituationen, die andere verzweifeln lässt? Wie kommt es, dass die einen wie Stehaufmännchen immer wieder neuen Mut fassen, während die anderen an Schicksalsschlägen zerbrechen? Das Konzept der Resilienz gibt darauf eine Antwort, bezeichnet sie jedoch genau jene „Spannkraft und Elastizität, die notwendig ist, um Entwicklungsaufgaben und negative Stressfolgen zu meistern“. Der renommierte klinische Psychologe und Pädagoge schöpfte aus seiner gut gefüllten Schatzkiste der Kinder- und Jugendforschung und unterstrich die Bedeutung bewältigbarer Herausforderungen für Kinder. „Ich habe es geschafft!“ – diesen Satz müssten Kinder möglichst oft im Kopf haben. „Kinder brauchen Herausforderungen, an denen sie wachsen können.“
Resilienz bedingt Beziehung
Dabei spiele die Balance zwischen Schutz- und Risikofaktoren eine Hauptrolle. „Wichtiger Schutzfaktor für eine gesunde Entwicklung ist mindestens eine stabile emotionale Beziehung zu einer Bezugsperson“, so Fröhling-Gildhoff. „Jedes Kind braucht jemanden, für den es im Mittelpunkt steht.“ Die zentrale Botschaft dahinter: Resilienz beruht grundlegend auf Beziehungen. Diese Funktion könnten jedoch auch andere als die primären Bezugspersonen übernehmen, LehrerInnen beispielsweise. In diesem Zusammenhang sprach sich Gildhoff strickt gegen einen Lehrpersonenwechsel nach der zweiten Klasse Volksschule aus, der einen „Bruch in der Beziehungskontinuität“ bedeute.
Einmal resilient, immer resilient?
„Resilienz ist ein dynamischer Anpassungs- und Entwicklungsprozess“, stellte Fröhling-Gildhoff klar. „Sie ist weder eine Charaktereigenschaft noch eine stabile Unverwundbarkeit, sondern abhängig von Erfahrungen und Erlebnissen.“ Keineswegs würde eine in der Kindheit erworbene Resilienz ein Leben lang „halten“, immer wieder müsse die seelische Widerstandskraft trainiert werden. Der Experte betonte die Rolle von präventiven Maßnahmen, um die Resilienz von Kindern zu stärken. „Programme sind dann am erfolgreichsten, wenn sie Kinder, Eltern und soziales Umfeld erreichen.“ Darüber hinaus sei eine Perspektive wichtig, die die Ressourcen und Fähigkeiten der Kinder, aber auch des Systems im Blick habe. „Hier haben Kindergarten und Schule eine Riesenchance.“
Lob mal sechs
„Beziehungen sind dann am stärksten, wenn sechs Mal so viel gelobt wie kritisiert wird“, konstatierte der Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendforschung in Freiburg. „Lob, Lob, Lob heißt die Devise. Das Lob muss allerdings ehrlich sein.“ Eben diese Stärkenorientierung kombiniert mit Wertschätzung, Ermutigung, einem positiven Blick und viel Optimismus ergibt wenn schon kein Patent-, so doch ein Rezept, das Kinder stark fürs Leben macht.
Der Vortrag kann in der Vokithek auf der Homepage des Vorarlberger Kinderdorfs nachgehört werden: www.vorarlberger-kinderdorf.at/vokithek
Die 12. Auflage der Reihe „Wertvolle Kinder“ startet nach einer Sommerpause im Herbst. Die Bildungsreihe, die gemeinsam mit den Medienpartnern ORF und Russmedia durchgeführt und vom Land Vorarlberg finanziert wird, liefert allen, die mit Kindern leben oder arbeiten, Impulse, Orientierung und neues Wissen.
Zur Autorin:
Die ehemalige Journalistin Christine Flatz-Posch ist selbst Mutter von zwei Kindern und beim Vorarlberger Kinderdorf für PR und Medien zuständig. Sie studierte zudem an der Fern-Universität Hagen Soziologie und Psychologie.
Email: c.flatz-posch@voki.at
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