Untersuchung nach tödlicher Massenpanik in Seoul angelaufen

Premierminister Han Duck Soo kündigte am Montag eine gründliche Untersuchung an. Die Regierung wolle die Ursache des Unfalls von Samstagabend herausfinden und Maßnahmen ergreifen, damit sich solch eine Tragödie nicht wiederhole. Die Polizei begann damit, Augenzeugen zu befragen und Überwachungskameras sowie Videos von Zeugen auszuwerten.
Extremes Gedränge in Seitengasse
Die Katastrophe sorgte im Land für eine Welle der Trauer und des Entsetzens. Auch löste sie Fragen nach der Rolle der Behörden und den Sicherheitsvorkehrungen aus. Zu dem Unglück in der Millionenmetropole kam es, als in dem beliebten Ausgehviertel Itaewon Zehntausende Menschen dicht gedrängt zu unorganisierten Halloween-Feiern zusammenkamen. Im extremen Gedränge in einer schmalen und abschüssigen Seitengasse wurden zahlreiche Menschen laut Augenzeugen und Angaben der Rettungskräfte eingeklemmt. Viele stürzten zu Boden, erstickten, wurden zerquetscht oder totgetreten.
Premierminister Han rief die Menschen dazu auf, hämische Kommentare zu unterlassen und keine Falschinformationen und verstörenden Bilder zu verbreiten. "Im Internet und in den sozialen Medien posten einige Nutzer Hasskommentare über die Opfer oder verbreiten Bildmaterial und nicht bestätigte Informationen zu dem plötzlichen Massenandrang."
Behörden schlecht vorbereitet?
In einigen südkoreanischen Medien wurde am Montag kritisiert, dass die Behörden auf den Ansturm so großer Massen und die möglichen Folgen für die Sicherheit offensichtlich nicht ausreichend vorbereitet gewesen seien. Innenminister Lee Sang Min hatte am Samstag dagegen gesagt, das Unglück hätte vermutlich auch dann nicht vermieden werden können, wenn noch mehr Polizisten und Feuerwehrleute in das Viertel geschickt worden wären.
Zusammen mit forensischen Experten untersuchten Ermittler der Polizei am Montag den Unglücksort. Die Polizei habe ein Sonderteam aus 475 Personen für die Untersuchungen gebildet, sagte der Chefermittler der nationalen Polizeibehörde, Nam Gu Jun. Unter anderem soll untersucht werden, wie es zu dem plötzlichen Andrang in der Gasse kam und warum die Menschen nicht entkommen konnten.
Grazerin in Seoul: Videos von Massenpanik "waren sehr traumatisierend"
154 Todesopfer
Bei dem Massenunglück kamen nach Angaben des Innenministeriums mindestens 154 vorwiegend junge Menschen ums Leben. Darunter seien auch sechs Schüler im Teenageralter gewesen. Bis auf einen Toten wurden demnach alle identifiziert. Nach aktualisierten Zahlen vom Montag wurden zudem 149 Personen verletzt, mehr als 30 von ihnen schwer. Unter den Todesopfern befanden sich auch 26 Ausländer aus verschiedenen Ländern, darunter ein Österreicher.
Trauer um Opfer
Präsident Yoon Suk Yeol hatte bereits kurz nach der Katastrophe angekündigt, es werde eingehende Untersuchungen geben. Auch rief er eine mehrtägige landesweite Trauerzeit bis zum Samstag aus.
Am Montag besuchte er einen Gedenkaltar für die Unglücksopfer in der Innenstadt von Seoul. In der Nähe des Unglücksorts legten Menschen als Ausdruck ihrer Trauer Blumen nieder oder zündeten Kerzen an.
Es war die schlimmste Katastrophe in Südkorea seit dem Untergang der Fähre "Sewol" 2014 vor der Küste des Landes, als 304 Menschen starben. Regierungs- und Staatschefs aus aller Welt brachten ihre Anteilnahme zum Ausdruck.
(APA/dpa)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.