Unterhaltsames "Derby" im Linzer Musiktheater

Weil im Schauspielhaus an der Promenade gerade umgebaut wird, war die Uraufführung ein Auswärtsspiel in der BlackBox, der kleinen experimentellen Bühne des Musiktheaters. Am Boden liegen leere Getränkedosen und senfbeschmierte Pappteller, Rauch von den Bengalos wabert in der Luft. Das Publikum sitzt auf einer kleinen Stadiontribüne und schaut aufs Spielfeld hinunter.
Linzer Stadtderby als Rahmen
Für den eingefleischten Blau-Weiß Fan Uli ist es eine denkwürdige Nacht. Zum einen ist Linzer Stadtderby und "sein" Blau-Weiß steht vor dem Abstieg, zum anderen wird er Vater und kurz vor dem Anpfiff: Blasensprung bei seiner Frau Tanja. Während sie ins Krankenhaus fährt - diensthabender Arzt ist ausgerechnet ein Lask-Fan - bleibt Uli im Stadion. Offiziell, weil er das Match sehen muss, bevor die kleine Zlatana das familiäre Spielfeld betritt, aber in Wahrheit hat er eine unlautere Mission: Denn Uli hat Schulden bei den falschen Leuten und hat deshalb alles, was er besitzt, auf Blau-Weiß gesetzt. Die Quote wäre sensationell, die Chance aber gleich null. Deshalb will er Lask-Star Lars "überreden", das Match zu sabotieren.
Also macht sich Uli mit einer Eisenstange und einem Taser auf den Weg in die Katakomben des Stadions. Die sorgsam geplante Blutgrätsche entwickelt sich aber anders als geplant. Uli schlottert vor Angst und Lars hat den Spitzenfußball ohnehin satt. Sein Traum: Dolce Vita in Italien, dick werden vom guten Essen, ein Trikot ohne Werbung, "sechste Liga, 100 Zuschauer, drei davon Ziegen". Sein Manager hat da anderes im Sinn: erst Salzburg, dann England, dann Dubai, Geld für Alimente, ein Penthouse und SUVs. Garniert wird der unterhaltsame Abend mit allerlei historischen Fußball-Zitaten, Gesängen und Seitenhieben auf die Linzer Fußballszene.
Theater macht keine Pause
Die Mann/Frauschaftsaufstellung des Abends: Julian Sigl als liebenswert tollpatschiger Hardcore-Fan Uli und Daniel Klausner als Lars, der sich als eingesperrter Panther fühlt und für den der Fußballhimmel wohl eine Trattoria wäre. Im Damenteam sind mit Angela Waidmann als werdende Mama Tanja und - neu eingewechselt aus dem Team des Jugendtheaters - Gemma Vannuzzi als eingefleischter Lask-Fan Jenny zwei kraftvolle Darstellerinnen auf der Fläche. Horst Heiss übernimmt eine ganze Reihe von Rollen vom geldgierigen Manager bis zum grantelnden Happel, Jan Nikolaus Cerha ist ebenfalls an mehreren Positionen als Moderator und Kommentator im Einsatz.
Seine Liebe zum Detail hat Bösch bereits mehrfach bewiesen, auch diesmal bleibt das Theater nicht im Saal, sondern schwappt hinaus. In der Pause gibt es Halbzeitanalysen mit Jan Nikolaus Cerha, der als Reporter kaum eine Fußballplattitüde auslässt, und Horst Heiss als posthum immer noch qualmende Trainerlegende Ernst Happel, während das Publikum in der BlackBox Lounge auf künstlichem Fußballrasen in Liegestühlen nebst Bierkisten-Tischen fläzt. Im Gang zur BlackBox ist ein Mini-Fußballmuseum eingerichtet, das unter anderem den ersten - natürlich blau-weißen - Strampler der Torschützenkönigin 2043, Zlatana, zeigt oder Happels vollen Aschenbecher.
Liederabend als Verlängerung
Das Spiel geht auch in die Verlängerung: Ab 19. September folgt ein Liederabend mit dem Titel "You'll never sing alone", dessen Rahmenhandlung die Figuren zehn Jahre nach dem Derby wieder aufeinandertreffen lässt. Die Aufstellung bleibt gleich, nur die Location wird umgedreht: Das Publikum darf aufs Spielfeld, die Schauspieler geben von der Tribüne aus Lieder von Fettes Brot bis Udo Jürgens zum Besten.
(Von Verena Leiss/APA)
(S E R V I C E - "Das Derby" (UA) von David Bösch. Inszenierung: David Bösch, Bühne: Patrick Bannwart, Kostüme: Falko Herold, Video: Falko Herold, Patrick Bannwart, Musik: Joachim Werner. Mit Julian Sigl (Uli), Daniel Klausner (Lars), Horst Heiss (Arzt/Manager), Angela Waidmann (Tanja), Gemma Vannuzzi (Jenny), Jan Nikolaus Cerha (Moderator/Kommentator. Weitere Vorstellungen am 16., 17., 24., 25., 26., 27. und 28. September im Linzer Musiktheater/BlackBox."You'll never sing alone", Premiere 19. September, 20 Uhr Linzer Musiktheater/BlackBox, weitere Vorstellungen am 20., 23. September, 5., 8., 17., 18. und 31. Oktober. )
(APA)
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