"Unser Gehirn ist nicht in den Brüsten oder in der Hose"

Andrea Raffl ist Unternehmerin und zweifache Mama. Ihre Tochter musste dieses Jahr selbst erfahren, was es bedeutet, wenn man sich nicht an die schulische Kleiderordnung hält und mit einem Spaghetti-Oberteil zum Unterricht geht.
Hilflosigkeit, Wut und Unverständnis
Dies und die bereits seit Monaten andauernde Diskussion über die "richtige" Kleidung an Schulen haben bei der zweifach Mama für viel Wut und Unverständnis gesorgt. So hat sie nun einen Entschluss gefasst, und eine Petition gestartet.
Dieser Entschluss fiel ihr jedoch nicht leicht. "Ich möchte nicht, dass meine Töchter in die Schusslinie geraten", erzählt sie im Gespräch. Deshalb ist sie der Meinung, dass es nun endlich an der Zeit ist, dass etwas getan wird.

Besonders aufgebracht ist Andrea über den Umgang mit diesem Thema. "Man nimmt die Kleiderordnung als Vorwand für den Schutz der Mädchen, der Burschen, aber auch der Lehrpersonen", beginnt die Mutter zu erklären. "Doch eigentlich wird den Mädchen nur beigebracht, sich zu verhüllen. Dass sie selbst Schuld sind, wenn etwas passiert, da sie ja zu viel Haut gezeigt haben", das kann und will Andrea nicht mehr tolerieren.
"Dabei ist gerade in diesem Alter Kleidung so eine wichtige Art für Kinder beziehungsweise Jugendliche sich auszudrücken", so die zweifache Mama. Aber nicht nur das, laut Andrea sollte die Schule ein Ort sein, den die Kinder gerne besuchen. An welchem sie sich wohlfühlen und nicht einer, an dem sich gefrustet sind.
Wie für Berufe gilt auch an Schulen Kleiderordnung
"Wie in vielen anderen Berufen gibt es auch an der Schule eine Kleiderordnung. Laut Bundesgesetz Schulordnung §4 ist eine entsprechende Kleidung zu tragen. Darunter versteht man eine ordentliche, nicht zu aufreizende Bekleidung sowohl für Mädchen als auch Burschen", erläutert Direktor Kilian Fleisch auf VOL.AT Nachfrage. Das schließt bauchfreie, durchsichtige und extrem weit ausgeschnittene Oberteile aus. Aber auch Hosen, durch deren Schnitt die Unterwäsche sichtbar wird (Hot Pants) fallen darunter. Weiters verboten sind sehr kurze Röcke, Kleidung mit unangemessenem Aufdruck und Kopfbedeckungen im Schulgebäude (außer aus religiösen Gründen).

"Wenn sich Eltern jedoch dagegen auflehnen, wird es für uns sehr schwierig, das Ganze auch umzusetzen. Unsere Abgänger sind 13, 14 teilweise auch 15 Jahre. Gibt es im Spar, Hofer, Lidl oder ähnlichem, Angestellte, die bauchfrei arbeiten?", äußere der Direktor seinen Unmut.K
"So macht diese erzieherische Maßnahme keinen Sinn"
"Die Mädchen aus den vierten und dritten Klassen ständig ermahnen zu müssen, sich an unsere Schulordnung zu halten, war für alle Lehrpersonen sehr zermürbend. Dazu kam, dass einige Eltern uns dabei nicht unterstützten, sondern im Gegenteil gegen uns vorgingen", so Fleisch.
"Für uns macht eine erzieherische Maßnahme nur dann Sinn, wenn sie auch von den Eltern mitgetragen wird. Das war bei der Kleiderordnung offensichtlich nicht der Fall", erläutert er weiter. Bei der Schlusskonferenz am 28. Juni 23 wurde laut dem Direktor daher einstimmig beschlossen, die Kleiderordnung dahingehend abzuändern, dass in Zukunft in der Schulordnung nur noch Nachstehendes zu lesen sein wird.
"Ich bemühe mich um eine angemessene und saubere Kleidung. Im Schulgebäude trage ich keine Kopfbedeckung, außer aus religiösen Gründen. Ich trage immer ordentliche Hausschuhe."
(VOL.AT)
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