Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari, so hieß es dort, werde nach der EM zu Benfica wechseln. Der Rekordmeister und der brasilianische Coach seien sich handelseinig. Scolari, ansonsten eher ein gelassener Typ, kochte vor Wut.
Das ist eine unverschämte Lüge, polterte der 55-Jährige. Zu Benfica gehe ich auf keinen Fall. Schon seit Wochen hatten die Gerüchte um angebliche Vertragsgespräche zwischen Scolari und Benfica im Lager der EM-Gastgeber immer wieder für Unruhe gesorgt. Die Portugiesen betrachten den Brasilianer als eine Art Erfolgsgaranten:
Der Mann, der Brasilien 2002 zum Gewinn der Weltmeisterschaft geführt hatte, soll den Portugiesen im eigenen Land nun zum ersten großen Titel verhelfen.
Scolari soll dafür sorgen, dass Portugal die Zeit der moralischen Triumphe überwindet. Die EM-Gastgeber wollen endlich einmal einen wirklichen Erfolg feiern und nicht immer nur als gute Fußballer gepriesen werden, die aber letzten Endes nichts gewinnen. Ministerpräsident Jose Manuel Durao Barroso sagte bei einem Besuch im Trainingslager, was alle Landsleute denken: Ihr sollt den Titel holen.
Der Eindruck, Scolari sei nur noch ein Nationaltrainer auf Abruf, sollte in dieser Lage unter allen Umständen vermieden werden. Portugals Fußballverband (FPF) bot dem Coach an, den Ende Juli auslaufenden Vertrag bis zur Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland zu verlängern. Die Aufregung im portugiesischen Kader stieg, als Scolaris Manager Gilmar Veloz aus Brasilien in Lissabon eintraf. Beobachter sahen darin ein Zeichen, dass ein Wechsel des Trainers zu Benfica schon bald perfekt sein würde.
Bei der Falschmeldung über die angebliche Einigung berief Expresso sich auf Benfica-Kreise. Dort sah Scolari dann auch die eigentlichen Urheber für die Unruhe und rechnete schonungslos mit dem Klub ab: Ich werde meinen Vertrag als Nationaltrainer erfüllen. Wenn ich danach zum Verein A, B oder C wechsele, ist das eine andere Sache. Zu Benfica werde ich nach all dem, was da inszeniert wurde, jedenfalls nicht gehen.
Benfica-Präsident Luis Filipe Vieira stritt eilends ab, mit Scolari verhandelt zu haben. Er musste sich an einem Tag praktisch von zwei Trainern verabschieden: Vom bisherigen Coach Jose Antonio Camacho, der von seinem Heimatverein Real Madrid abgeworben wurde, und von Scolari.
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