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UNO-Generaldebatte: Lula da Silva kommt vor Trump zu Wort

Die hochrangige Generaldebatte der 80. Generalversammlung der Vereinten Nationen beginnt am Dienstag in New York. Nach den UNO-Spitzen und noch vor dem Präsidenten des Gastgeberlands USA, Donald Trump, wird bei der Eröffnung traditionell das Staatsoberhaupt von Brasilien gleich zu Beginn ans Rednerpult schreiten. Diesmal eben Luiz Inácio Lula da Silva. UNO-Kreisen zufolge geht dieses nirgendwo verankerte Vorrecht bis ins Jahr 1947 zurück, als dies erstmals der Fall war.

Damals war es Oswaldo Aranha, Leiter der brasilianischen Delegation bei den Vereinten Nationen, dem das Privileg, gleich zu Beginn zu sprechen, eingeräumt wurde. Aranha war zu diesem Zeitpunkt als Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen (1947-1948) führend am Aufbau der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen internationalen Organisation beteiligt. Zuvor war er von 1938 bis 1944 Außenminister des südamerikanischen Landes gewesen. Bei der aktuellen Generalversammlung feiert die UNO ja auch ihr 80-jähriges Bestehen. In der kommenden - "hochrangigen" - Woche werden daher auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) in New York dabei sein.

Oswaldo Euclides de Sousa Aranha (1894-1960) - so sein vollständiger Name - ist historisch auch dafür bekannt, dass er 1947 jene UNO-Sitzung leitete, die die Resolution 181 verabschiedete. Sie ist auch als Palästina-Teilungsplan bekannt und bestätigte die Gründung des Staates Israel.

Streit zwischen USA und UdSSR sollte verhindert werden

In seiner damaligen Funktion als Präsident der Generalversammlung durfte Aranha Zeithistorikern zufolge bei der Generaldebatte 1947 auch deshalb als Erster das Wort ergreifen, weil damit verhindert wurde, dass sich die Weltkriegssieger USA und UdSSR (Sowjetunion) deswegen in die Haare gerieten. Zudem sei dem großen südamerikanischen Land das erste Rederecht erteilt worden, um seine Gründungsrolle in der UNO anzuerkennen, obwohl ihm ein ständiger Sitz im Sicherheitsrat verweigert worden war, den es im Grunde bis heute noch anstrebt.

Diesen wird Brasilien nach aktuellem Stand wohl auch im Fall einer Reformation des Sicherheitsrats - die seit Jahren nicht zuletzt wegen des umstrittenen Vetorechts der ständigen Mitglieder China, Frankreich, Großbritannien, Russland und USA diskutiert wird - nicht bekommen, doch bleibt es Präsident Lula da Silva vorbehalten, am Dienstagvormittag (Ortszeit) nach UNO-Generalsekretär António Guterres und der neuen Präsidentin der Generalversammlung, Deutschlands Ex-Außenministerin Annalena Baerbock, als erster der rund 140 erwarteten Staats- und Regierungschefs eine Rede zu halten. Dass der Linkspolitiker damit gewissermaßen den rechtspopulistischen US-Präsidenten Trump aussticht, entbehrt angesichts der Rivalität und Unstimmigkeiten zwischen den beiden Staatenlenkern nicht einer gewissen Pikanterie.

(Von Edgar Schütz/APA aus New York)

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