Von 72.000 Bänden, die die Bibliothek zwischen 1938 und 1945 erhielt, wurden rund 33.000 für weitere Recherchen aufgenommen. “Davon gelten rund 2.000 Werke als restitutionsverdächtig, rund 500 müssen noch näher untersucht werden”, berichtete Projektmitarbeiter Markus Stumpf gegenüber der APA. Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden heute, Donnerstag, bei der von der Uni Wien und der Wienbibliothek veranstalteten Tagung “Bibliotheken in der NS-Zeit” vorgestellt.
Die Universitätsbibliothek Wien beherbergt insgesamt über 6,6 Mio. Bücher – davon zählten 2,6 Mio. Bände zum Bestand der Hauptbibliothek. Der Zeitschriftenbestand umfasst insgesamt 11.545 Exemplare (etwa 3.000 in Hauptbibliothek). Die Suche nach restitutionsverdächtigen Büchern sei insofern komplex, als dass “die Universitätsbibliothek ihren Zuwachs der Jahre 1938-1945 verschiedensten Quellen verdankte”, heißt es auf der Website des Forschungsprojekts.
Doch auch nach 1945 kamen etwa durch die Übernahme von Teilen der “Sammlung Tanzenberg” Bücher in den Bestand der Uni Wien, bei denen der Verdacht auf NS-Raub naheliegt. Im Kärntner Schloss Tanzenberg wurden Bestände der Zentralbibliothek der “Hohen Schule”, einer NSDAP-Ausbildungsstätte, aufbewahrt. Weitere Provenienzen der Sammlung sind die Gestapo, die Volks-, Gemeind- und Pfarrbücherei und das Dorotheum. Insgesamt entstammen rund 70.000 Bände der Uni-Bibliothek diesen Quellen. Auch sie werden im Rahmen des noch nicht abgeschlossenen Forschungsprojekts durchgesehen.
Neben den Beständen der Hauptbibliothek wurden seit 2006 auch die 44 der 49 Fachbereichs- und Institutsbibliotheken auf NS-geraubte Bücher durchforstet sowie die Bibliothek des Universitätsarchivs. Fünf Bibliotheken waren nicht Gegenstand der Untersuchung, weil sie keinen Bestand mit Erscheinungsjahr vor 1945 führen. Erste Zahlen über restitutionsverdächtige Bücher können laut Stumpf aber “seriöserweise noch nicht gegeben werden”.
Ein umfassender Endbericht über die Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Wien soll im Jahr 2009 vorgelegt werden. Erste Bücher sollen laut Stumpf voraussichtlich ab April und Mai dieses Jahres restituiert werden, “erste Kontakte laufen”.
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