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Uni-Graz: 6200 Euro für eine Kaffeemaschine

Yannick Shetty, Vorsitzender der Junos Studierenden, kritisiert gegenüber "Heute" die Anschaffung der Luxus-Maschine scharf.
Yannick Shetty, Vorsitzender der Junos Studierenden, kritisiert gegenüber "Heute" die Anschaffung der Luxus-Maschine scharf. ©(Bild: Neos)
Sofern sich irgendjemand die Frage stellt, was eigentlich mit den Studienbeiträgen passiert, die monatsweise für Studierende anfallen, für den gibt es jetzt eine Antwort

6200 Euro für eine Kaffeemaschine – Luxuskaffee für Hochschüler?

Kürzlich wurde bekannt, dass sich die Hochschülerschaft aus der Universität in Graz eine neue Kaffeemaschine gegönnt hat. Und zwar nicht einfach nur eine günstige Filterkaffeemaschine für 30 Euro, sondern ein 6200 Euro schweres Luxusgerät für den exklusiven Kaffeegenuss.

Studienbeiträge für Kaffeemaschine?

Weiß man denn wirklich nichts Besseres mit Studiengeldern anzufangen, als sie in teure Luxusmaschinen zu investieren? Offensichtlich nicht, denn die Grazer Hochschülerschaft ist bekannt für ihren sehr lockeren Umgang mit Studiengeldern. Und so sorgte die Hochschülerschaft schon in der Vergangenheit immer wieder für den einen oder anderen Aufreger in den Schlagzeilen. Das dies der Opposition eher weniger gefällt, dürfte klar sein. Dass aber die Vorsitzende lediglich ein kleines Kommunikationsproblem erkennen möchte, eher weniger. Und so wird das Lieblingsgetränk der westlichen Welt zum Uni-Aufreger.

Junos-Mandatarin Maria Baftiaj findet klare Worte für die ÖH-Vorsitzenden und stellt heraus, dass dies ein enormer Missstand sei, der nicht toleriert werden kann und will. Und es stimmt, denn es steht nicht wirklich in Relation, dass Studenten pro Semester fast 20 Euro Pflichtbeitrag an die Hochschülerschaft bezahlen soll, gleichzeitig aber ÖH-Funktionäre ein 15 Euro Kaffeeguthaben erhalten. Das schreit doch fast nach einer Erklärung!

Kommt jetzt die große Aufklärung im Falle Kaffeemaschine?

Die Hochschülerschaft muss sich zu diesem Thema natürlich äußern und versprach kurz nach Aufdeckung des Kaffeemaschinenskandals eine lückenlose Aufklärung. Das postete die ÖH Universätzt Graz sogar öffentlich auf Facebook. Die linke Exekutive veröffentlichte nach der Bekanntmachung eine Sachverhaltsdarstellung, welche an das Kontrollministerium weitergereicht wurde.

Und wer ist nun verantwortlich für die kleine große Kaffeepause?

Die ÖH schreibt, auch wenn keinerlei Schuldige benannt werden, dass die verantwortlichen von den Rechtsgeschäften abgezogen worden sind und ein neuer Finanzverwalter erkoren wurde. Die aktuell laufenden Rechtsgeschäfte wurden vorläufig an den Stellvertreter abgetreten, welcher – so hoffen es zumindest die Beitragszahler der Universität – klügere Verwaltungsentscheidungen trifft. Möglicherweise ist es jemand, der selbst lieber Tee, anstelle von Luxuskaffee trinkt. Das soll natürlich keinerlei Schuldeingeständnis darstellen, dass die Geschäfte erst einmal übertragen worden sind, vielmehr soll es eine Vorsichtsmaßnahme sein.

Aber was passiert jetzt mit der teuren Kaffeemaschine?

Und warum musste es überhaupt eine derart teure Maschine sein? Hätte ein günstigeres Vollautomatenmodell nicht auch getan? Die Antwort: „Bei uns wird sehr viel Kaffee getrunken, ein normales Haushaltsgerät kann diesem Konsum gar nicht mehr gerecht werden!“ Immerhin eine vernünftige Erklärung von vielen, die zumindest halbwegs plausibel – wenn auch nicht nachvollziehbar – klingt. Und so besteht man offensichtlich weiterhin darauf, die richtige Entscheidung nach „bestem Wissen und Gewissen“ getroffen zu haben. Man wollte schließlich keine drittklassige Kaffeemaschine im Hause haben, die womöglich weniger Leistung mitbringt. Wichtig war, dass es sich um eine leistungsstarke Maschine handelt, die einer regelmäßigen Wartung unterzogen wird. Die längere Lebensdauer amortisiert die Ausgabe schließlich.

 

Und so sei das einzige, was man den Verantwortlichen die es nicht gibt vorwerfen könnte, die fehlende Kommunikation. Die ÖH habe die Kaffeemaschine schlussendlich ja gar nicht für sich selbst oder die Funktionäre gekauft, sondern eigentlich in erster Linie für die Studierenden. Das hätte man einfach viel besser kommunizieren müssen. Vielleicht mit einem Schild am Automaten „Kaffee für alle!“? Und vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, die Kaffeemaschine nicht in den Büroräumlichkeiten aufzustellen, zu denen Studierende ja eigentlich gar keinen Zugang haben. Aber sicherlich handelte es sich hier auch einfach nur um einen belanglosen Fauxpas. Selbstverständlich zieht das teure Luxusgerät noch um und dann wird sie auch endlich ihrer Aufgabe gerecht, für die sich von Anfang an schließlich da war: Teuren Luxuskaffee für bettelarme Studenten auszuschenken. 

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