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Unglaublich! Gelbsucht als Lebensretter? Neue Studie enthüllt überraschenden Malaria-Schutz

Neue Studie zeigt, dass Bilirubin als Schutz gegen Malaria wirkt.
Neue Studie zeigt, dass Bilirubin als Schutz gegen Malaria wirkt. ©APA/AFP/JORIS BOLOMEY
In der Medizin galt Bilirubin, der Farbstoff, der bei Gelbsucht für die charakteristische Hautfärbung sorgt, lange als Marker für schwere Malariaverläufe. Doch jüngste Forschungsergebnisse aus Baltimore, veröffentlicht im renommierten Fachjournal Science, stellen dieses Verständnis auf den Kopf. Sie zeigen, dass unkonjugiertes Bilirubin nicht nur ein Indikator, sondern ein aktiver Beschützer vor den gefährlichsten Formen der Malaria sein könnte. Eine Entdeckung, die das Potenzial hat, unser Wissen über Malaria und die Rolle unseres eigenen Körpers bei der Abwehr von Krankheiten grundlegend zu verändern.

Sie zeigen, dass unkonjugiertes Bilirubin nicht nur ein Indikator, sondern ein aktiver Beschützer vor den gefährlichsten Formen der Malaria sein könnte. Eine Entdeckung, die das Potenzial hat, unser Wissen über Malaria und die Rolle unseres eigenen Körpers bei der Abwehr von Krankheiten grundlegend zu verändern.

Malaria und die Rolle des Bilirubins: Was wir bisher wussten

Malaria ist eine parasitäre Erkrankung, die durch Plasmodien ausgelöst und hauptsächlich durch Mückenstiche übertragen wird. Die winzigen Parasiten haben eine perfide Strategie: Sie befallen unsere roten Blutkörperchen, die Erythrozyten, vermehren sich darin und bringen sie schließlich zum Platzen. Bei diesem Zerfall wird nicht nur der Parasit freigesetzt, sondern auch der rote Blutfarbstoff Hämoglobin. Hämoglobin ist in hoher Konzentration toxisch für den Körper und muss abgebaut werden. Hier kommt Bilirubin ins Spiel: Es ist ein Abbauprodukt des Hämoglobins und seine erhöhten Werte im Blut (was als Gelbsucht oder Ikterus sichtbar wird) galten bisher als deutliches Zeichen für einen fortgeschrittenen und schweren Malariaverlauf, oft verbunden mit einem erhöhten Sterberisiko.

Die überraschende Entdeckung: Bilirubin als aktiver Beschützer

Die neue Studie liefert jedoch eine verblüffende Wendung. Die Forscher stellten fest, dass Patienten mit asymptomatischer Malaria – also ohne offensichtliche Krankheitssymptome – im Durchschnitt eine zehnfach höhere Konzentration an unkonjugiertem Bilirubin im Blut aufwiesen als symptomatische Patienten. Dies deutet darauf hin, dass hohe Bilirubin-Werte möglicherweise nicht nur ein Symptom, sondern Teil einer schützenden Reaktion des Körpers sind.

Um diese Hypothese zu testen, infizierten die Wissenschaftler Mäuse mit Plasmodien. Mäuse, die aufgrund eines fehlenden Gens kein Bilirubin bilden konnten, starben ausnahmslos an der Malaria – eine Infektion, die für normale Mäuse harmlos ist. Wurden diese Mäuse jedoch mit Bilirubin behandelt, überlebten sie. Dies ist ein starker Hinweis darauf, dass Bilirubin eine direkte, schützende Wirkung gegen die Malaria-Erreger hat.

Der Mechanismus: Wie Bilirubin die Parasiten bekämpft

Aber wie genau schützt dieser scheinbar toxische Farbstoff? Die Forschung zeigt, dass Bilirubin die Plasmodien direkt in ihren roten Blutkörperchen angreift. Es zielt auf die "Nahrungsvakuole" der Parasiten ab – eine Art Verdauungsorgan, in dem die Plasmodien Hämoglobin abbauen, um lebenswichtige Aminosäuren zu gewinnen und sich gleichzeitig vor der Toxizität des Hämoglobins zu schützen. Bilirubin stört diesen entscheidenden Prozess: Ohne den Nachschub an Aminosäuren kommt es zu einer Funktionsstörung der Mitochondrien der Parasiten, was unter Umständen tödlich für sie ist. Bilirubin wirkt also wie ein inneres Pestizid, das die Lebensgrundlage des Erregers zerstört.

Ein evolutionärer Kompromiss: Das Gilbert-Syndrom

Diese Erkenntnisse werfen auch ein neues Licht auf das sogenannte Gilbert-Syndrom, eine genetische Veranlagung, bei der der Abbau von Bilirubin in der Leber gestört ist, was zu leicht erhöhten, aber in der Regel harmlosen Bilirubin-Werten führt. Interessanterweise ist eine Genvariante, die zum Gilbert-Syndrom führt, bei Menschen afrikanischer Herkunft häufiger als bei Europäern oder Asiaten. Studien haben zudem gezeigt, dass Menschen mit Gilbert-Syndrom seltener an Herzinfarkten erkranken.

Die aktuelle Malaria-Forschung legt nahe, dass diese höhere Prävalenz in afrikanischen Populationen ein evolutionärer Vorteil sein könnte. Ein leicht erhöhungsfähiger Bilirubin-Spiegel bietet demnach einen gewissen Schutz vor schweren Malariaverläufen. Die Forscher sprechen von einem "evolutionären Kompromiss": Während hohe Bilirubin-Werte in den ersten Lebenstagen bei Neugeborenen schädlich sein können (Neugeborenenikterus), bietet ein moderat erhöhter Bilirubin-Spiegel im späteren Leben eine gesteigerte Resistenz gegen Malaria.

Fazit und Ausblick

Diese bahnbrechenden Forschungsergebnisse ändern unser Verständnis von Bilirubin grundlegend. Aus einem bloßen Warnsignal wird ein potenzieller Verbündeter im Kampf gegen Malaria, der unser eigenes Immunsystem auf unerwartete Weise unterstützt. Für die medizinische Forschung, auch in Österreich, könnten sich daraus neue Ansätze für Malariatherapien ergeben, die auf die Stärkung dieser körpereigenen Abwehrmechanismen abzielen. Es zeigt sich einmal mehr, wie komplex und faszinierend die Wechselwirkungen in unserem Körper sind, und dass scheinbar negative Marker ungeahnte Schutzfunktionen bergen können.

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